Schumacher gewinnt mit strategischer Meisterleistung

Mit vier Boxenstopps hat Michael Schumacher in Magny-Cours gewonnen - Top-Manöver von Barrichello in vorletzter Kurve

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Fernando Alonso beim Renault-Heimspiel in Magny-Cours von der Pole Position startete, setzte sich am Ende zum neunten Mal im zehnten Saisonrennen Michael Schumacher durch: Der Ferrari-Star gewann mit einer unkonventionellen Vier-Stopp-Strategie den Grand Prix von Frankreich vor Alonso und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello.

Titel-Bild zur News: Alonso vor Schumacher

Bis zum zweiten Stopp führte Alonso heute vor Michael Schumacher

Das Rennen war nie wirklich spektakulär, bot aber dennoch durchgehend packende Spannung, wenn auch überwiegend durch die Strategie generiert. Am Start ging es nicht sonderlich heiß her: Alonso kam optimal weg und führte Schumacher, Jarno Trulli im zweiten Renault, Jenson Button (BAR-Honda) und den schlecht gestarteten David Coulthard (McLaren-Mercedes) durch die erste Runde. Lokalmatador Olivier Panis würgte seinen Toyota fast ab und fiel auf den letzten Platz zurück.#w1#

Relativ rasch waren dann die Positionen bezogen, obwohl Jaguar-Pilot Mark Webber gegen Ralf-Schumacher-Ersatzmann Marc Gené (BMW-Williams) ein frühes Überholmanöver wagte und so in der zweiten Runde dessen zehnten Platz übernahm. Indes variierte vorne der Abstand zwischen den beiden Führenden ein wenig: Alonso war jeweils mit neuen Reifen einen Tick schneller, Schumacher eher am Ende der Stints.

Früher erster Stopp von Schumacher kam überraschend

In der elften Runde eröffnete dann ausgerechnet Schumacher unerwartet früh die Serie der ersten Boxenstopps, wodurch Alonso, der etwas länger draußen bleiben konnte, seine Führung behielt. Grundsätzlich taten sich heute durch die Strategie nicht allzu viele Türen auf, da fast das komplette Feld geschlossen auf drei Stopps setzte, also musste man sich bei Ferrari etwas überlegen, um Schumacher an Alonso vorbeizuschleusen.

Unmittelbar nach den ersten Stopps verabschiedete sich Takuma Sato mit rauchendem Heck seines BAR-Honda aus dem Rennen - einer von nur zwei Ausfällen neben einem Ausrutscher von Zsolt Baumgartner (Minardi-Cosworth). In der 17. Runde sorgte dann Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) für einen weiteren Zwischenfall, indem er sich in der letzten Schikane drehte und auf den achten Platz zurückfiel, von dem er mit schlechtem Handling sich bis zur Zielflagge nicht mehr verbessern konnte.

Das Rennen verlief dann in gewohnten Bahnen - es tat sich nicht viel, bis Michael Schumacher die Serie der vermeintlich letzten Boxenstopps um rund fünf Umläufe früher als erwartet eröffnete. Der Deutsche blieb nur 6,5 Sekunden stehen, hatte so ein relativ leichtes Auto und frische Reifen und konnte ein paar Runden wie im Qualifying hinlegen. Zu dem Zeitpunkt war klar, dass er erstmals in der Geschichte der Formel 1 auf eine reguläre Vier-Stopp-Strategie setzen würde.

Im Finish fehlte Alonsos Renault der nötige Speed

Alonso konnte in dieser entscheidenden Phase des Rennens nicht mehr zulegen und verlor daher nach seinem eigenen letzten Stopp viel Zeit auf Schumacher, vergrößerte seinen Rückstand binnen weniger Minuten von gut zehn auf mehr als 20 Sekunden - und das reichte für den Weltmeister aus, um in Führung zu bleiben. Nach dem vierten und letzten Reifenwechsel und Nachtanken hatte Schumacher dann keine Probleme mehr und konnte seinen neunten Saisonsieg sicher nach Hause fahren.

Spannend wurde es dann noch einmal im Kampf um Platz drei, den im letzten Stint Trulli, Barrichello und Button austrugen. Button verpasste seine Chance auf das Podium durch ein Ruckeln beim Losfahren aus der Box, wodurch er nicht nur hinter Trulli wieder auf die Strecke kam, sondern in der Adelaide-Haarnadel auch noch von Barrichello überholt wurde, und konnte in der Folge keine Akzente mehr setzen. Danach war lange die Luft aus diesem Dreikampf draußen.

Erst in der allerletzten Runde griff Barrichello dann doch noch an: Zuerst zeigte er sich in der Haarnadel in Trullis Rückspiegel, doch der schmiss die Tür zu, aber in der vorletzten Kurve, wo niemand mit einer Attacke rechnen würde, schob sich der Brasilianer innen beherzt neben den Renault, bremste spät und nutzte den Überraschungseffekt, wodurch Renault beim Heimrennen auf peinliche Art und Weise einen sicher scheinenden dritten Platz verlor - sehr zum Unmut von Teamchef Flavio Briatore.

MP4-19B liefert solides und zuverlässiges Renndebüt ab

Mit einer soliden, aber unauffälligen Leistung sicherten sich die McLaren-Mercedes-Piloten Coulthard und Räikkönen die Positionen sechs und sieben, Montoya wurde nach blasser Performance Achter. Mark Webber landete auf dem neunten Platz vor Gené und dem tapferen Christian Klien (Jaguar-Cosworth), der keine Fehler beging, ein konstantes Rennen fuhr und eine seiner besseren Leistungen in diesem Jahr ablieferte.

Für das Sauber-Team machte sich die Strategie des langen ersten Stints nicht wirklich bezahlt, während Toyota mit da Matta (14.) und vor allem Panis (15.) enttäuschte. Auch bei Jordan-Ford lief heute nichts zusammen: Nick Heidfeld wurde 16. und musste viermal an die Box kommen, während sein Teamkollege Giorgio Pantano eine Durchfahrstrafe für eine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse kassierte und dadurch hinter dem Mönchengladbacher Platz 17 für sich einnahm.

Auf die WM-Wertung hat der heutige Strategie-Leckerbissen keine wesentlichen Auswirkungen: Michael Schumacher hat seinen Vorsprung auf Barrichello auf 22 Punkte ausgebaut, Jenson Button liegt weitere 20 Punkte hinten, hat seinerseits zwei Zähler Vorsprung auf Trulli. Bei den Konstrukteuren enteilt Ferrari indes der Konkurrenz immer weiter - 158 Punkte der Italiener stehen 79 von Renault und 62 von BAR-Honda gegenüber. BMW-Williams (37) liegt auf Position vier.