• 04.07.2004 15:58

Mosleys letzter Machtkampf mit den Motorenbauern

Die Hersteller liegen mit ihren Wünschen für ein neues Motorenreglement weit auseinander - Herausforderung für Mosley

(Motorsport-Total.com/sid) - Der Machtkampf zwischen dem im Oktober scheidenden FIA-Präsidenten Max Mosley und den Motorenbauern der Formel 1 geht in die letzte Runde. Innerhalb der nächsten zwei Monate wollen sich die Werke auf einen eigenen Vorschlag zur "Abrüstung" der Königsklasse einigen und damit auch Mosleys Radikalreform ausbremsen.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley stehen noch einige Herausforderungen bevor

"Ich habe den Eindruck, dass ein Bestreben da ist, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Das Ziel von Mosley, die Sicherheit in der Formel 1 zu erhöhen, steht auch für die Teams und Hersteller außer Frage. Über die Wege, die zu diesem Ziel führen können, gibt es allerdings unterschiedliche Vorstellungen. Und sowohl BMW als auch Mercedes mahnen an, die eigentlich seit langem bereits angetrebte Kostenreduzierung nicht aus den Augen zu verlieren.#w1#

"Wir haben im Moment die teuerste Art, 900 PS darzustellen. Wir dürfen nicht Gefahr laufen, in Zukunft per Achtzylinder und 2,4 Liter Hubraum auf die teuerste Art 700 PS darzustellen", meint Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Ich bin grundsätzlich dafür, auf Bestehendes aufzubauen. Es ist ein Trugschluss, zu denken, man nimmt den Motoren 200 PS Leistung weg und hat eine heile Welt."

Das bestehende wäre der 3,0-Liter-Zehnzylinder, der momentan rund 900 PS entwickelt. Durch die Auflage, dass die Triebwerke nicht wie im Moment ein, sondern künftig zwei oder noch mehr Wochenenden lang halten sollen, ließe sich sowohl die Leistung reduzieren als auch Geld sparen, wie Theissen erklärt.

"Man sollte die Lebensdauer der Motoren hochsetzen. Dann könnte man die Kosten drastisch senken. Und wenn man dann noch auf teute Materialien verzichtet, kann man noch mehr sparen. Allein durch die angedachten Material- und Bauteilbeschränkungen, über die bereits weitgehend Einigkeit besteht, würden die Motoren 20 Prozent billiger", sagt der BMW-Mann.


Mosley will mit der FIA dagegen per Dekret, falls sich die Technical Working Group, der Vertreter aller Teams angehören, nicht innerhalb der nächsten beiden Monate auf einen eigenen Vorschlag zum Einbremsen der Autos einigt, für 2006 den Wechsel auf 2,4-Liter-Achtzylinder durchsetzen.

"Bei gleichen Voraussetzungen ist der Achtzylinder 6 bis 7 Prozent billiger, ist aber genau so ausgereizt und lebt nicht länger", sagt Theissen, der vor allem angesichts der ebenfalls von Mosley angekündigten Einschränkungen bei den Reifen und der Aerodynamik der Autos eine neue Aussage fordert, welche Motorenleistung überhaupt angetrebt werde. Dann könne man sich auch echte Gedanken über das richtige Konzept machen.

Haug verweist auch darauf, dass die schweren Unfälle von Ralf Schumacher in Indianapolis und Felipe Massa in Montreal, mit denen Mosley den dringenden Handlungsbedarf begründet, "nur unwesentlich anders verlaufen wären, wenn die Autos 200 PS weniger gehabt hätten".

Auch Theissen rechnet vor, dass die von der FIA angeführten Verbesserungen der Rundenzeiten gegenüber dem Vorjahr, vor allem durch Weiterentwicklungen der Reifen und der Aerodynamik zustande kommen: "Denn die Leistung der Motoren hat sich gegenüber dem letzten Jahr nicht verändert."

Weltmeister Michael Schumacher hält sich unterdessen aus den Diskussionen der Techniker und Teamchefs weitgehend heraus. "Es gibt leider Gottes viel zu viele Leute, die irgendwelche schlauen Vorschläge machen, aber viel zu wenig durchdenken", meint Schumacher: "Ich möchte mich nicht dazuzählen, sondern lieber ein bisschen zurückhalten."