"Traumrennen" für Ferrari heute in Magny-Cours

Schumacher gewinnt mit vier Boxenstopps, Barrichello holte auf den letzten Metern Platz drei - Ferrari wieder überlegen

(Motorsport-Total.com) - Ganz egal, was die Konkurrenz anstellt, ganz egal, welche Strategie angewendet wird - Michael Schumacher und Ferrari sind momentan nicht zu schlagen. Der Weltmeister kam heute viermal an die Box und gewann trotzdem, während Rubens Barrichello in der vorletzten Kurve noch an Trulli vorbeiging und so aufs Podium schlüpfte.

Titel-Bild zur News: Barrichello und Schumacher

Traumduo: Barrichello und Schumacher lieferten ein Top-Resultat ab

"Wieder einmal ein Traumrennen, für eine Beschreibung würde man zu viele Superlative benötigen", jubelte Teamchef Jean Todt. "Wir haben uns für eine sehr aggressive Strategie entschieden und dadurch mussten die Fahrer über 70 Runden auf einer herausfordernden Strecke alles geben. Die Bridgestones haben wieder wunderbar funktioniert, Michael konnte seinen neunten Saisonsieg einfahren und Rubens bleibt der einzige Fahrer, der 2004 immer gepunktet hat."#w1#

"Einen besseren Auftakt der zweiten Saisonhälfte", so Todt, "hätten wir uns nicht wünschen können. Die nächsten Rennen werden sicher hart umkämpft, denn die Konkurrenz tut alles, um den Rückstand zu verkürzen. Ich persönlich bin stolz darauf, auf welche Art und Weise das Team gearbeitet hat und welcher Siegeswille bei uns vorhanden ist. Ich kann es nur immer wieder betonen, aber das ist schon eine fantastische Gruppe an Menschen."

Bridgestone jeweils am Ende der Stints am besten

Michael Schumacher lobte die Präzision der Boxenstopps und gab zu, dass er vor dem Start gar nicht so optimistisch gewesen ist: "Zum Glück waren die Bridgestone-Reifen am Ende der Stints sehr konkurrenzfähig, was bei der Konkurrenz nicht der Fall war. So konnten wir den Rückstand vor den Boxenstopps verkürzen. Nach dem zweiten Stopp haben wir uns dann entschieden, auf eine Vier-Stopp-Strategie umzustellen."

"Als mir das Team gesagt hat, dass von hinten eigentlich keine Gefahr droht, musste ich nicht lange überredet werden", so der Weltmeister mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. "Ich hatte nichts zu verlieren und es war eine Situation nach dem Motto 'No risk, no fun'. Erst fünf Runden vor meinem letzten Boxenstopp habe ich realisiert, dass ich gewinnen kann, als mir das Team sagte, dass der Vorsprung ausreichen könnte."

"Vielleicht hätten wir auch mit einer normalen Drei-Stopp-Strategie gewonnen, aber dafür hätten wir Autos auf der Strecke überholen müssen", ergänzte der nunmehr neunfache Saisonsieger. "Von letztem Jahr ausgehend hatte ich eigentlich erwartet, hier mehr Schwierigkeiten zu haben, aber es scheint wirklich eine außergewöhnliche Saison zu sein. Dennoch kommt die Konkurrenz immer näher, was mich nicht überrascht, und ich rechne wieder mit einem harten Kampf in Silverstone."

Schumacher erster Sieger mit vier regulären Stopps

Schumacher schrieb heute insofern Geschichte, als er der erste Formel-1-Fahrer war, der mit einer regulären Vier-Stopp-Strategie ins Rennen ging und diese auch gleich in einen Sieg umsetzte, was nach außen ein wenig den Eindruck vermittelt, also müsse er sich schon Wege suchen, die Konkurrenz zu demütigen, weil "normale" Siege nicht mehr genug Herausforderung sind. Wie der Deutsche 70 Runden am Limit fuhr, war jedenfalls beeindruckend.

Auch Teamkollege Rubens Barrichello sorgte mit seinem Überholmanöver gegen Trulli in der vorletzten Kurve, das ihm den dritten Platz einbrachte, für eine Ferrari-Sternstunde: "Vom zehnten Startplatz auf das Podium - ich bin sehr glücklich und hatte heute eine Menge Spaß. Das Auto war schnell und die Bridgestones fantastisch, speziell am Ende eines jeden Stints. Ich hatte ein großartiges Rennen und muss sagen, dass sich die anderen Fahrer sehr fair verhalten haben."

"Ich bezahlte heute für mein Problem im Vor-Qualifying, ohne das ein besseres Resultat möglich gewesen wäre", fuhr der Brasilianer fort. "Ich habe alles gegeben." Und zum Trulli-Manöver: "Obwohl ich in Kurve drei den besseren Speed hatte, war es sehr schwierig, ihm durch die letzte Schikane zu folgen, da er über sehr gute Traktion verfügte." Daher eröffneten sich in der Adelaide-Haarnadelkurve keine wirklichen Möglichkeiten für eine Attacke.

Barrichello: "Ich dachte, es sei das Risiko wert"

"In der letzten Runde hat Jarno in Kurve 13 einen kleinen Fehler gemacht und ich konnte mich vor Kurve 15 neben ihn setzen. Es war riskant, aber ich dachte, es sei das Risiko wert, obwohl ich sorgfältig war, das Auto nicht zu beschädigen, denn vom zehnten Platz auf Vier nach vorne zu kommen und dann auszuscheiden, wäre frustrierend gewesen. Ich habe es zu 85 Prozent probiert und als ich meine Chance sah, legte ich noch 20 drauf, was insgesamt 105 Prozent ergibt", ergänzte Barrichello.

Abschließend äußerte sich Strategie-Genius Ross Brawn zum heutigen Rennen: "Unsere Fahrer hatten ein außergewöhnliches Rennen. Vor dem Rennen legten wir uns Varianten mit drei oder vier Stopps zurecht und als wir sahen, wie gut die Bridgestone-Reifen funktionieren, stellten wir kurzerhand auf vier Stopps um. Die Anerkennung dafür gebührt Luca Baldisseri, der die Idee hatte - ich habe ihn darin nur unterstützt."

"Rubens hat heute all seine Möglichkeiten genutzt und sein Manöver gegen Trulli war einfach brillant", fuhr er fort. "Ein paar Runden vor Schluss habe ich ihm gefunkt, dass ihm heute ein Podium gut stehen würde. Als Michael genügend Vorsprung auf Alonso hatte, ist uns ein erster Stein vom Herzen gefallen. Wenn man ein schnelleres Auto hat, kann man auch eine aggressivere Strategie wagen, denn sonst wären wir heute hinter den Renaults festgesessen."