BAR-Honda zahlt einen hohen Preis
BAR-Honda wird durch das Auslassen des Monaco-Rennens doppelt bestraft, 'F1Total.com'-Experte Marc Surer sieht noch mehr Ungemach
(Motorsport-Total.com) - Eine Woche kann in der Formel 1 viel bewegen. Noch am Freitag des Grand-Prix-Wochenendes in Barcelona schoss BAR-Honda-Teamchef Nick Fry nach der Urteilsverkündung Giftpfeile in Richtung der FIA ab. Eine Klärung vor einem Zivilgericht habe man nur deshalb nicht in Anspruch genommen, da die Zeit nicht ausreiche und es dem Sport schaden könnte. Zudem zweifelte er die Unabhängigkeit des Gerichts an, was der FIA besonders sauer aufstieß.

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Auch 'BAT' wird über die Sperre in Monaco nicht erfreut sein
Eine Woche später dann die Kehrtwende: Nach eingängigen Untersuchungen teilte man die Einschätzung des Berufungsgerichts. Man habe in bestem Glauben gehandelt, sehe aber ein, dass man damit gegen die Regeln verstieß. Zudem sei das FIA-Berufungsgericht ehrenhaft und die Richter sehr wohl unabhängig. Die Strafe von zwei Rennen Sperre und die Aberkennung der Imola-Punkte empfand man nun als "fair".#w1#
Doch drei Rennen ohne Möglichkeit, Punkte einzufahren, werden für das BAR-Honda-Team nicht der einzige zu zahlende Preis sein. Gerade durch die Sperre beim so prestigeträchtigen Monaco-Grand-Prix entgehe dem Rennstall der immense Marketing-Wert. "Was wäre ein totales Desaster", erklärte Jim Wright, Marketingdirektor des BMW WilliamsF1 Teams, der Nachrichtenagentur 'Reuters' auf die Frage nach der Schwere dieser Strafe für ein Team.
Vergebene Chance Monaco-Grand-Prix
Das Rennen in den Häuserschluchten von Monte Carlo ist der weltweite Magnet der Formel 1, eine Prestigeveranstaltung wie die 500 Meilen von Indianapolis oder die 24 Stunden von Le Mans. Das auferlegte Fernbleiben wird dem Team Millionen kosten, auch wenn man sicher eine Delegation an die Côte d'Azur entsenden wird, um zumindest präsent zu sein.
Schon in Barcelona sprach Fry von zehn Millionen Dollar, die dem Team fehlen werden. "Davon ist die Hälfte Geld von Sponsoren, das wir nun zurückzahlen müssen", erklärte er dem 'Guardian'. "Ein Drittel der Summe ist dazu noch Sponsorengeld, über das wir noch verhandeln und nun wahrscheinlich gar nicht bekommen." Auch die Geldausschüttung von Bernie Ecclestone für 2006 dürfte geringer ausfallen.
Doch gerade für 'British American Tobacco', die noch immer die Mehrheitsanteile am Team besitzen, wäre der Monaco-Grand-Prix wichtig gewesen. Kein Rennen wird weltweit so präsent im Fernsehen ausgestrahlt, zudem ist in Monaco Tabakwerbung erlaubt. BAR-Honda hat somit keine Chance, sich selbst vor dem größten TV-Publikum des Jahres zu präsentieren.
Doch damit nicht genug, Monaco ist auch der Ort, an dem sich am Rennwochenende viele wichtige Leute blicken lassen. Darunter auch mögliche Verhandlungspartner für künftige Sponsorendeals. "Wir haben viele Geschäftstreffen dort, in Monaco ist unser Terminplan voll", bestätigte Wright. Auch diese Möglichkeit verschwindet für BAR-Honda nun am Horizont, dabei ist es gerade für die Zeit nach dem Tabakwerbeverbot in Europa wichtig, neue Partner zu finden.
Surer: "Dreck kann auch nicht als Ballast betrachtet werden"
"Ich finde die Strafe ein bisschen überzogen", erklärte auch 'F1Total.com'-Experte Marc Surer, ohne dabei speziell an die Probleme in Monaco zu denken. "Rein nach geschriebenem Wort hat BAR nichts falsch gemacht. Dass nirgendwo geschrieben steht, dass das Auto ohne Benzin gewogen werden muss, ist ein Fehler im Reglement." Aber: "Sie hätten mit dem Gang vor ein Zivilgericht noch mehr Wirbel gemacht."
"Die Möglichkeit, das Auto untergewichtig fahren zu können, riecht natürlich sehr stark nach Betrug", fuhr der Schweizer fort. "Daher gehören sie bestraft. Ich finde nur das Strafmaß etwas zu hart, weil sie für etwas verurteilt worden sind, was im Reglement so nicht verankert ist." Gerade dieser Umstand könnte die Ballastregeln nun ungewollt oder gewollt konkretisiert haben.
"Eigentlich ist es auch illegal, wenn alle mit den Reifen Dreck von der Strecke aufsammeln. Wenn ein Auto mit 601 Kilogramm gewogen wird, aber drei Kilogramm Dreck an den Reifen hat, dann ist es untergewichtig", so der 'F1Total.com'-Experte weiter. "Im Prinzip müsste Jo Bauer das Auto wiegen, von der Waage runterschieben, die Reifen putzen und dann noch einmal wiegen. Dreck kann auch nicht als Ballast betrachtet werden. Die Teams sagen, der Dreck kann bis zu drei Kilogramm ausmachen."

