• 12.05.2005 14:25

  • von Marco Helgert

Surer: "Situation wird eskalieren"

Der Machtkampf in der Formel 1 erreichte nach dem Urteil gegen BAR-Honda eine neue Stufe - Unmut bei Teams und Herstellern

(Motorsport-Total.com) - Die Tankaffäre um BAR-Honda gab den Anstoß, in der Folgezeit geizten weder die FIA noch die Motorenhersteller oder gar BAR-Honda mit unschönen Worten. In einem Statement gaben fünf in der Formel 1 involvierten Motorenhersteller die Pläne für die unmittelbare Zukunft bekannt. Einige Aussagen der entsprechenden Pressemitteilung der neu gegründeten 'EMA' ('Engine Manufacturers Association') lösten bei der FIA jedoch Ärger aus.

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Marc Surer glaubt, dass die Situation eskalieren wird

So wünschen sich die Hersteller eine unabhängige Sporthoheit. Bei nahezu allen "Skandalen" der Formel 1 stand das von der FIA eingesetzte Berufungsgericht unter Beschuss. Formal soll es unabhängig sein, doch zumeist die von einer Entscheidung betroffenen Teams schenkten dieser Versicherung nur wenig Glauben.#w1#

"Viele andere Sportarten haben schließlich auch schon realisiert, dass in solchen Fragen Unabhängigkeit notwendig ist", erklärte BAR-Honda-Teamchef Nick Fry in Barcelona und stach dabei in ein Wespennest. Fakt ist, dass sich viele Sportarten bei Streitfällen an das 'CAS' ('Court of Arbitration for Sport') in Lausanne wenden.

Mosley verteidigt das FIA-Berufungsgericht

Das 'CAS' ist eine unabhängige Instanz, die vom 'Internationalen Olympischen Komitee' eingesetzt wurde. "Wir haben darüber bereits ernsthaft nachgedacht und einen der Richter am 'CAS' kenne ich seit 45 Jahren, wir studierten gemeinsam in Oxford", so Max Mosley, der die Unabhängigkeit des eigenen Berufungsgerichtes in Paris nicht anzweifelt.

So werden keine britischen Richter benannt, da es in der Formel 1 zumeist auch um britische Interessen geht. Dies zeige, dass man sich um Unabhängigkeit bemüht. "Sie (die Teams; d. Red.) beschweren sich nur, dass es nicht unabhängig sei, dabei wissen sie genau, dass es nicht so ist", so Mosley. "Sie wollen die Beweise einfach nicht sehen."

Zudem ergebe sich gerade im Motorsport ein besonderes Problem beim Einsatz einer allgemeinen Berufungsinstanz. "Man braucht Leute, die etwas vom Motorsport und der Technologie verstehen und auch mit sehr komplexen Fragestellungen umgehen können", fuhr er fort. "Im Allgemeinen wird nicht über seltsame Benzintanks oder dessen Inhalt verhandelt, sondern es ist weit komplexer."

Hinzu kämen zeitliche Probleme, wenn man sich das 'CAS' mit mehreren Sportarten teilen müsste. "Eine Entscheidung sollte vor dem nächsten Grand Prix vorliegen", erklärte Mosley. "Bei nur einer Woche Pause ist das unmöglich, bei zwei Wochen geht es bei uns jedoch." Zudem sei auch das 'CAS' nicht perfekt. "Sie haben eine Regel, wonach der Gang zu Zivigerichten ausgeschlossen ist. Das hat schon einige Male Ärger mit der Europäischen Kommission verursacht."

Surer: "Bei den Teams macht sich Unmut breit"

Für 'F1Total.com'-Experte Marc Surer sind die jüngsten Entwicklungen ein Zeichen für die sich aufheizende Auseinandersetzung. "Der Anspruch, eine neutrale Stelle zu haben, die nicht mit der FIA liiert ist, macht irgendwo schon Sinn", so Surer. "Wenn Mosley sagt, dass das Berufungsgericht unabhängig ist, dann muss man es ihm glauben - es ist aber auch logisch, dass er das sagt."

Doch gerade eine solche Instanz sei nötig, um im Zweifelsfall zu sagen, was in der Formel 1 gilt und was nicht. "Jetzt gilt meiner Meinung nach überhaupt nichts mehr außer dem geschriebenen Wort. Von daher finde ich es wichtig, dass jemand notfalls auch eingreift, denn es gibt in der Formel 1 inzwischen sehr viele Interessen. Es sind ja nicht nur die Teams, sondern auch die Hersteller", so Surer.

Doch die BAR-Honda-Affäre könnte nur der Auftakt gewesen sein. "Die Situation wird jetzt wohl eskalieren. Ferrari bricht ja auch alle Regeln, wenn auch nicht die geschriebenen. Das muss man ganz klar sagen. Bei den anderen Teams macht sich dadurch ein Unmut breit, der sich natürlich auch gegen die FIA richtet", erklärte der 'F1Total.com'-Experte weiter.