Baldiger Rücktritt für Frank Williams ein Thema

Innerhalb der nächsten fünf Jahre will sich Frank Williams aus der Formel 1 zurückziehen, "es könnte aber auch morgen sein"

(Motorsport-Total.com) - Sir Frank Williams, vor der Ferrari-Dominanz erfolgreichster Teamchef der Formel 1, was Konstrukteurstitel angeht, denkt offenbar an Rücktritt. Der Brite hat angekündigt, dass er sich innerhalb der nächsten fünf Jahre vom Motorsport zurückziehen möchte, um einen ruhigen Lebensabend zu verbringen.

Titel-Bild zur News: Sir Frank Williams

Eine große Persönlichkeit der Formel 1 steht vor dem Rücktritt: Sir Frank Williams

"Es gibt definitiv Leute, die für die Firma bessere Arbeit verrichten könnten als ich", erklärte der 62-jährige Vater von drei - inzwischen natürlich erwachsenen - Kindern dem 'Sunday Telegraph'. "Ich suche jemanden, der meinen Posten übernehmen kann. Ich muss gehen. Es könnte schon morgen sein, in einem Jahr, in zwei Jahren - ich weiß es nicht. Meine Zeit wird kommen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre schmeiße ich mich selbst raus."#w1#

Über Rollstuhl-Schicksal: "Der Unfall war unvermeidlich"

Hauptgrund für diese Rücktrittsgedanken ist nicht die derzeitige Erfolglosigkeit, sondern Williams' Querschnittslähmung. Nach Testfahrten in Le Castellet 1986 erlitt er einen schweren Autounfall, seit dem er im Rollstuhl sitzt. Darüber spricht der in den letzten Jahren immer sympathischer gewordene Brite aber nur ungern: "Der Unfall war - so, wie ich damals gefahren bin - unvermeidlich. Es war sehr dumm, aber ich bevorzuge, darüber lieber nicht zu reden."

Dass ihn seine Behinderung bei der Arbeit einschränkt, gibt Williams unumwunden zu: "Ich komme nie vor 11:00 Uhr ins Büro, weil es für mich ewig dauert, am Morgen aufzustehen. Um 20:15 Uhr gehe ich nach Hause, aber ich bekomme nicht so viel erledigt. Ich kann nicht schreiben. Ich kann mit meinen Fingerknöcheln ein paar Nummern wählen, aber da baue ich oft Mist - man verzeihe die Sprache. Es dauert alles doppelt so lange für mich, also komme ich auch an den Wochenenden rein, um es wieder auszugleichen."

Wer ihm als Teamchef nachfolgen könnte, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar, zumal auch Patrick Head mit seinen 58 Lenzen kein Jungbrunnen mehr ist. Williams-Tochter Claire ist Pressesprecherin des Teams, Sohn Jonathan lässt sich ab und zu bei den Rennen blicken - aber übernehmen werden sie den Traditionsrennstall nicht. Wahrscheinlicher erscheint da schon ein lukrativer Verkauf an BMW, sollten die Münchner daran interessiert sein.

Feindschaft mit McLaren-Boss Dennis ist längst aus der Welt

"Ron Dennis hat einmal gesagt, 'Frank muss viel Zeit zum Nachdenken haben'. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf", fuhr Williams fort. Der McLaren-Boss gilt heute zwar als Freund von ihm, nutzte dessen Behinderung aber, um Mitte der 80er-Jahre bei Honda zu argumentieren, ein Teamchef im Rollstuhl sei für die Formel 1 nicht geeignet - worauf die Japaner prompt bei McLaren andockten und Williams wie eine heiße Kartoffel fallen ließen.

Seit der Gründung von Williams Grand Prix Engineering im Jahr 1977 hat das Team neun Konstrukteurs- und sieben Fahrertitel gewonnen. Frank Williams wurde außerdem 1981 und 1994 von der Queen für Verdienste im britischen Exporthandel ausgezeichnet und 1999 sogar zum Ritter geschlagen - seitdem darf er sich Sir Frank Williams nennen. Aufgrund seiner gemeinsam mit Renault errungenen Erfolge in den 90er-Jahren ist er außerdem Mitglied der französischen Ehrenlegion.