Bahar schließt vier schwarz-goldene Lotus-Boliden aus

Dany Bahar bemüht sich im Lotus-Streit um Deeskalation: Warum er Respekt vor der Fernandes-Truppe hat, der Rennstall aber nicht als Partner in Frage kam

(Motorsport-Total.com) - Der Einstieg der Lotus-Gruppe bei Renault ist Teil einer gigantischen Marketingoffensive der Sportwagen-Schmiede, die im Besitz des malaysischen Herstellers Proton steht. Derzeit produziert man 2.700 Autos pro Jahr - mit den neuen Modellen, die erst kürzlich präsentiert wurden, und 2015 auf den Markt kommen, will man diese Zahl laut Geschäftsführer Dany Bahar auf "6.000 bis 8.000 Autos pro Jahr" steigern.

Titel-Bild zur News: Dany Bahar

Dany Bahar zeigt Respekt vor dem Lotus-Team, will aber gewinnen

Das ist auch der Grund, warum Bahar an einer Kooperation mit dem bestehen Lotus-Team von Tony Fernandes nicht interessiert ist und stattdessen Renault als Partner wählte. "Die Lotus-Gruppe hat nicht die Zeit und die Ressourcen, um sich einem Neueinsteiger-Team zu widmen", argumentiert Bahar gegenüber 'metrof1.com'. "So eine Unternehmung erfordert ein großes Investment und es braucht lange, bis es fruchtet - es gibt aber keine Garantien, dass es fruchtet."

Trotz der Ablehnung, gibt sich Bahar in Richtung Fernandes äußerst versöhnlich: "Ein neues Formel-1-Team zu starten, ist eine enorme Unternehmung. Daher haben wir den größten Respekt vor dem, was 1Malaysia/Team Lotus geschafft hat."

Bahar: Engagement bei Fernandes wäre sinnlos

Ein Engagement beim Hinterbänkler-Team würde aber aus seiner Sicht kaum Sinn machen: "Wir sind in die Formel 1 gekommen, weil sie eine fabelhafte Kommunikationsplattform für unsere Autos ist. Wir würden aber unserer Marke keinen Gefallen machen, wenn wir außerhalb der Punkte ins Ziel kommen. Der einzige Weg, um unsere Marke zu bewerben, ist eine Partnerschaft mit einem Topteam."

Wer Bahar aus Red-Bull-Zeiten kennt, der weiß, dass Dietrich Mateschitz' damalige rechte Hand stets in größeren Dimensionen gedacht hat. Daher ist auch klar, was er in der Formel 1 mit Renault vorhat: "Renault als Partner erlaubt es uns, von Beginn an im Bereich der Spitze mitzukämpfen. Enstone weiß, wie man Weltmeisterschaften gewinnt und ich bin zuversichtlich, dass das Team bald wieder gewinnen wird."

"Wir haben den größten Respekt vor dem, was 1Malaysia/Team Lotus geschafft hat." Dany Bahar

Der Schweizer gibt sich aber sichtlich Mühe, in Richtung des 2010 eigestiegenen Lotus-Rennstalls nicht überheblich zu wirken: "Ich will nicht sagen, dass 1Malaysia/Team Lotus keine großen Dinge vollbringen wird, wir wünschen ihnen das Allerbeste. Doch man muss verstehen, dass es für uns als Automobilhersteller wichtig ist, stark einzusteigen. Wir wollen Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes von Beginn an herausfordern."

Lotus-Gruppe nicht nur als Sponsor aktiv

Sollten zu Saisonbeginn 2011 tatsächlich zwei Lotus-Rennställe am Start sein, die noch dazu beide auf die schwarz-goldene Lackierung setzen und mit den gleichen Motoren antreten, dann würde dies vor allem bei den Zuschauern für viel Verwirrung sorgen. Für Bahar wäre es aber kein Problem. "Vier Mal diese Bemalung ist besser als zwei Mal diese Bemalung", scherzt er.

"Ich glaube aber nicht, dass es vier Autos in der Startaufstellung mit der gleichen Bemalung geben wird. Ich verstehe, dass es verwirrend wäre und ich würde darauf wetten, dass das nicht wirklich passieren wird." Er hat auch kein Interesse, die Lotus-Fans nun vom Fernandes-Team zu seinem Rennstall zu lotsen: "Es gibt keinen Grund, warum man nicht Fan von beiden Teams sein kann. Niemand wird gezwungen."

"Ich würde darauf wetten, dass es nicht vier Autos mit der gleichen Bemalung geben wird." Dany Bahar

Vor allem Lotus-Technikchef Mike Gascoyne hatte zuletzt heftige Kritik daran geäußert, dass sich die Lotus-Gruppe bei Renault bloß als Sponsor betätige, während sein Lotus-Team wirklich im Geiste von Colin Chapman als Konstrukteur auftritt. Bahar will dies aber nicht so stehen lassen: "Wir werden definitiv unsere Ingenieure nach Enstone schicken und umgekehrt. Wir wollen für den maximalen Technologietransfer zwischen unseren Rennaktivitäten und der Entwicklung der Straßenautos sorgen. Diesbezüglich werden wir den letzten Tropfen herausquetschen."