• 24.10.2013 21:38

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Augen auf in Indien: "Alles so anders hier..."

Die Formel 1 zu Gast im exotischen Indien: Warum es dort selbst gestandene Rennfahrer mit der Angst zu tun bekommen und was sie besonders berührt

(Motorsport-Total.com) - Indien ist anders. Das hat die Formel 1 bereits bei ihrem Antrittsbesuch 2011 festgestellt. Denn damals trafen die Fahrer und ihre Teams erstmals auf die für sie fremde Kultur. Für manche ein gewaltiger Schock, für andere schlicht eine große Entdeckungsreise. Und selbst im dritten Jahr weiß Indien die Formel 1 weiter zu begeistern und den Beteiligten etliche Emotionen zu entlocken.

Titel-Bild zur News: Buddh International Circuit

Die Sonne scheint am Buddh Circuit: Die Formel 1 zu Gast in einer anderen Kultur Zoom

Sergio Perez (McLaren) zum Beispiel zeigt sich gerührt, wenn er die sozialen Unterschiede im Milliardenstaat Indien bedenkt. "Manchmal ist es sehr traurig, wenn man auf die Straße geht und all das Leid der Menschen sieht. Dann kommt man ins Hotel, und das Hotel ist riesig und sehr schön. Der Unterschied ist gewaltig und anders als das, was wir gewohnt sind", erklärt der mexikanische Rennfahrer.

All dies weise zwar "gewisse Ähnlichkeiten" zu seinem Heimatland auf, doch "die Kluft ist dort nicht so groß", meint Perez. "Auch in Mexiko gibt es viele arme Menschen und Menschen, die auf der Straße leben. Man sieht aber nicht solche Dinge, wie das hier der Fall ist." Doch was bekommen die Piloten der Formel 1 eigentlich von Indien mit? "Nicht sehr viel", wie Sebastian Vettel (Red Bull) gesteht.

Keine Experimente beim Essen

Indien sei ein riesiges Land und angesichts dessen sei es kaum möglich, sich binnen einer Woche oder gar weniger Tage einen fundierten Eindruck zu verschaffen. "Einen Besuch ist es aber immer wert", meint Vettel. Er selbst habe vor zwei Jahren sogar den Ritt auf einem Elefanten gewagt. Sonst halten sich die Rennfahrer mit Aktivitäten aber eher zurück. Vor allem meiden sie kulinarische Experimente.


Fotostrecke: Formcheck: GP Indien

Rob Smedley, Renningenieur von Felipe Massa (Ferrari), soll sich vor dem diesjährigen Rennen bereits eine Lebensmittel-Vergiftung eingefangen haben. Deshalb übt sich Nico Hülkenberg (Sauber) bewusst in Zurückhaltung. "Ich vermeide eigentlich nichts Besonderes, aber man muss halt ein bisschen aufpassen", erklärt er. "Hier wird halt darauf geschaut, dass alles gut gekocht ist."

Erfahrungen ganz anderer Art hat 2012 das McLaren-Team gemacht: Das Hotel des britischen Rennstalls lag in der Nähe eines stehenden Gewässers. Und Sie ahnen es schon: Moskitos fielen über die Crew her und machten ihnen schwer zu schaffen. Keine ungefährliche Situation, denn die Stechmücken können Krankheiten wie Malaria oder auch das Dengue-Fieber übertragen.

Angstzustände im Straßenverkehr

Und dann wäre da noch der für westliche Begriffe recht abenteuerliche Straßenverkehr. "Man muss die Augen zumachen, denn der Verkehr ist ziemlich interessant", sagt Jenson Button (McLaren) mit einem Grinsen im Gesicht. Der Ex-Champion gesteht: "Es ist ein bisschen wie in der GP2. Und das macht mir Angst - beides." Und, so Button weiter, auch dabei würden sich die indischen Gegensätze zeigen.

"Hier fahren ein Kerl in einem Mercedes und ein Fahrradrikscha-Fahrer auf einer Straße, dann kommt auch noch eine Kuh daher, ein Traktor kreuzt plötzlich eine dreispurige Autobahn. Das ist ziemlich anders", erklärt der Weltmeister von 2009. "Ich bin froh, dass ich hier nicht fahren muss - ich sitze am liebsten auf dem Rücksitz und schließe meine Augen, wenn ich auf dem Weg zur Rennstrecke bin."

Er fahre nun schon seit 13 Jahren in der Formel 1, doch "ich hatte noch nie so viel Angst wie auf den indischen Straßen", sagt Button, der auch schöne Erfahrungen gemacht hat. "Das Land ist großartig. Es ist anders und aufregend. Und es ist immer spannend, neue Kulturen kennenzulernen." Hülkenberg stimmt zu: "Indien ist anders als Europa, aber auf jeden Fall eine Reise wert."