• 20.06.2005 11:16

Amerikanische Presse: "Goodbye, Formel 1!"

Mit dem Skandalrennen von Indianapolis hat sich die Formel 1 in den USA auf einen Schlag aus den Herzen der Amerikaner katapultiert

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Fans enttäuscht, die Indy-Bosse geschockt: Mit dem Skandalrennen von Indianapolis hat sich die Formel 1 in Amerika auf einen Schlag aus den Herzen der gerade erst mühsam gewonnenen Anhänger katapultiert. Die meisten der 110.000 Zuschauer im "Nudeltopf" pfiffen sich die Seele aus dem Leib, einige forderten auf improvisierten Schildern ihr Geld zurück. Viele gingen schon nach wenigen Runden nach Hause. Diejenigen, die blieben, warfen vor lauter Frust über einen Grand Prix mit sechs Autos Flaschen und Dosen auf die Strecke. Am Ende musste sogar die Polizei anrücken, um den Formel-1-Tross vor Volkes Zorn zu schützen, einige Teams verließen teilweise in Fankleidung durch den Hinterausgang den Ort der Schande.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Amerika hat nach der Farce von gestern die Nase voll von der Formel 1

"Goodbye, Formel 1! Auf Nimmerwiedersehen, Bernie Ecclestone. Au revoir, Michelin. Ciao, Ferrari", schrieb der 'Indianapolis Star' und drückte aus, was viele dachten: "Wovon wir am Sonntag Zeuge wurden, war nicht nur eine riesige Schande für den Sport und alle Beteiligten. Es sollte auch das Ende des US-Grand-Prix in Indianapolis bedeuten. Und, da sind wir ziemlich sicher, in den ganzen Vereinigten Staaten. Es war ein Fiasko, ein Debakel, tadelnswert. Und für Anwälte ein Segen." Denn die ersten millionenschweren Schadenersatzklagen gegen die Formel-1-Bosse dürften im prozessfreundlichen Amerika nicht lange auf sich warten lassen.#w1#

Auch die Verantwortlichen des 'Indianapolis Motor Speedway' überlegen, ob sie auf juristischem Weg zumindest einen Teil der geschätzten 20 Millionen Dollar Antrittsgeld zurückfordern können. Und die weitere vertragliche Zusammenarbeit mit der Königsklasse wird ebenfalls auf den Prüfstand gestellt.

"Wir sind monumental enttäuscht, so wie bei keiner Veranstaltung zuvor. Wir fühlen uns wie die Fans als Opfer. Denn die Situation war außerhalb unserer Kontrolle", sagte 'IMS'-Geschäftsführer Joie Chitwood bei einer improvisierten Pressekonferenz. Die fand in einer Boxengarage statt, weil die Indy-Leute auf ihrer eigenen Anlage das offizielle Medienzentrum nicht nutzen durften. Chitwood machte den Automobilweltverband FIA, Bernie Ecclestones Firma 'Formula One Management' und Reifenhersteller Michelin für den Skandal verantwortlich.

Chitwoods Chef Tony George, der gemeinsam mit Formel-1-Boss Ecclestone die Königsklasse 2000 in das selbst ernannte Mekka des Motorsports geholt hatte, war von den Vorkommnissen geschockt: "Wir teilen die Enttäuschung der vielen Fans, dass wir nicht das aufregende Rennen gesehen haben, das wir erwartet hatten", sagte der Besitzer der Rennstrecke, auf der bereits seit 1911 die berühmten 500 Meilen von Indianapolis stattfinden. George, der seinen Mitarbeitern die Teilnahme an der Siegerehrung untersagte, empfahl den Fans, die Beschwerden direkt an Michelin, die FIA und die 'FOM' zu richten und veröffentlichte die entsprechenden Adressen.

Nach Meinung von Chitwood waren die Vorkommnisse vom Sonntag "ein großer Rückschlag" für die Formel 1 in Amerika: "Wir vom 'Indianapolis Motor Speedway' haben einen großartigen Job gemacht, um diesen Sport in Amerika einzuführen. Ich hoffe, dass alles, was wir in den letzten fünf Jahren getan haben, nicht verloren ist", sagte er. "Wir sind stolz darauf, im Motorsport weltweit zu den Führenden zu gehören. Damit hatte der heutige Tag nichts zu tun."