• 09.09.2007 12:55

Alonso hat angeblich genug: Auszeit oder Renault

Die "Spionage-Affäre" zieht immer weitere Kreise - Alonso soll nun doch an eine Auszeit denken, Nico Rosberg wird als möglicher Nachfolger gehandelt

(Motorsport-Total.com/sid) - Spionage, Betrug und immer neue Enthüllungen - der Formel-1-Rennstall McLaren-Mercedes versinkt im Chaos. Ein am Samstag in Monza erhaltenes Schreiben der Staatsanwaltschaft Modena bezeichnete das Team von Ron Dennis allerdings als "reines Störmanöver". Zudem stellten die Silberpfeile klar, dass es sich nicht um eine Anklage handele.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso steckt mitten drin in den Ermittlungen zur "Spionage-Affäre"

Wie dem auch sei, der genervte Weltmeister Fernando Alonso hat von den Skandalen seines Arbeitgebers offenbar genug. Der 26-Jährige denkt angeblich sogar an Rücktritt, falls ein Neuanfang bei seinem alten Arbeitgeber Renault im kommenden Jahr nicht möglich ist.#w1#

Dennis will Alonso aber nur gegen eine Ablöse von 50 Millionen Dollar aus dem bis 2009 laufenden Vertrag entlassen. Als Nachfolger im Silberpfeil-Cockpit soll Williams-Pilot Nico Rosberg beste Chancen haben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin 'Focus'. Rosbergs Platz bei Williams wiederum könnte BMW Sauber F1 Team Testpilot Timo Glock einnehmen, der am Sonntag das GP2-Rennen in Monza gewann und auch mit Toyota verhandelt.

Sollte die Rückkehr zu Renault scheitern, will Alonso laut der spanischen Zeitung 'Marca' eine Auszeit einlegen: "Seine Hoffnungen auf ein wettbewerbsfähiges Auto schwinden mit jedem Tag. Zudem will er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen." Die Tageszeitung 'ABC' geht dagegen davon aus, dass der 26-Jährige in der nächsten Saison wieder für Renault fährt, wo er seine beiden WM-Titel 2005 und 2006 holte.

Laut 'ABC' werde Alonso auf keinen Fall ein weiteres Jahr an der Seite von Shootingstar Lewis Hamilton fahren, da McLaren den erst 22 Jahre alten Engländer seiner Meinung nach klar bevorteile und zum Weltmeister machen wolle. Nach Informationen von 'ABC' habe Spaniens Renault-Chef Olivier Murguet schon verlauten lassen, dass sich die Verhandlungen über eine Rückkehr Alonsos in einem "fortgeschrittenen Stadium befinden". Offiziell wiegelt Renault noch ab. "Davon wissen wir absolut nichts", sagte ein Konzernsprecher der französischen Nachrichtenagentur 'AFP'.

McLaren-Boss Dennis gab derweil in Monza erstmals öffentlich zu, dass es in mehr als vier Jahrzehnten die "größte Bewährungsprobe" für das Team sei. Der 60-Jährige schloss wenige Tage vor der Berufungsverhandlung in Paris (13. September) sogar einen Formel-1-Ausstieg nicht aus. Wenn seine Firma durch die momentane Situation ernsten Schaden nehmen würde, müsste er darüber nachdenken, sagte der Engländer: "Wenn ich zur Überzeugung gelange, dass ein Ausstieg die richtige Entscheidung wäre, würde ich keinen Augenblick zögern."

Er wisse selbst, dass es in der Formel 1 genug Leute gebe, die einen McLaren-Rückzug begrüßen würden. Den Gefallen wolle er ihnen allerdings nicht tun. "Es ist nicht die Zeit dafür", meinte Dennis. Möglicherweise könnte das World Council des Automobil-Weltverbandes (FIA) dem Briten am Donnerstag zuvorkommen.

Bei einem Schuldspruch in der Spionage-Affäre droht den Silberpfeilen schlimmstenfalls der WM-Ausschluss für den Rest dieser Saison und 2008. Das jedenfalls hatte FIA-Präsident Max Mosley nach dem "Freispruch auf Bewährung" in erster Instanz unmissverständlich angekündigt.

Was zunächst als Alleingang eines McLaren-Mitarbeiters abgetan worden war, scheint in Wirklichkeit ein ganzer Sumpf aus Korruption und Betrug. Die Indizien werden immer erdrückender. So soll Alonso nach Informationen des Fachmagazins 'auto, motor und sport' schon im März über Abstimmungs-Details des WM-Erzrivalen Ferrari informiert gewesen sein. Der inzwischen entlassene McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan scheint somit offenbar nur ein Bauernopfer zu sein.

Angeblich habe es zu Saisonbeginn einen Schriftwechsel via E-Mail zwischen Alonso und McLaren-Testfahrer Pedro de la Rosa gegeben. Der Titelverteidiger wies umgehend jegliche Verwicklung in die Spionage-Affäre zurück: "Das ist eine Lüge."

Alonso sicherte der FIA volle Unterstützung bei der Aufklärung zu. Wenn ihn die höchste Sportbehörde für die Formel 1 um Mithilfe bitte, habe er keine andere Wahl. "Die Zusammenarbeit ist ja meine einzige Chance", meinte der Spanier. Er könne keine Informationen zurückhalten und damit das Risiko einer schweren Strafe eingehen. Alonso: "Ich könnte meinen Sport nicht länger ausüben, wenn ich wüsste, dass ich mich nicht korrekt verhalten habe."