• 23.09.2010 17:55

  • von Dieter Rencken

Alonso: Ein Ausfall und alles ist futsch...

Ferrari-Pilot Fernando Alonso sucht sein Heil in der Flucht nach vorne und will 2010 noch fünfmal auf dem Podium stehen: "Es braucht einige gute Rennen"

(Motorsport-Total.com) - Als Einzelkämpfer zum WM-Titel? Im Gegensatz zu seinen Rivalen um die Fahrerkrone 2010 ist Fernando Alonso der einzige Pilot seines Rennstalls, der sich noch berechtigte Titelhoffnungen machen darf - doch dafür sollte der Spanier tunlichst jeden der noch ausstehenden fünf Grands Prix in den Punkterängen oder sogar auf dem Podium beenden. In seiner Medienrunde vor dem Nachtrennen in Singapur spricht Alonso über seine Chancen im Endspurt der aktuellen Rennsaison.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso und Ferrari greifen in den fünf Schlussläufen nach dem WM-Titel

Frage: "Fernando, Singapur ist ein einzigartiges Rennen im Formel-1-Kalender, weil hier ausschließlich unter Flutlicht gefahren wird. Hast du dich speziell auf diese Bedingungen vorbereitet?"
Fernando Alonso: "Wir alle versuchen, im europäischen Zeitmodus zu bleiben. Die große Mehrheit aller Beteiligten hält sich an dieses Schema, geht spät in der Nacht zu Bett und steht erst kurz vor Mittag auf."#w1#

"Die große Hitze und die Luftfeuchtigkeit machen dich schon zu schaffen, außerdem muss man sich an das Lichtsystem gewöhnen. Es ist anders. Aus diesem Grund versuchen wir täglich, uns an die Bedingungen anzupassen, um für Freitag, Samstag und Sonntag bestens gerüstet zu sein."

"Ein Problem beim Motor würde in einer Strafe gegen uns resultieren." Fernando Alonso

Frage: "Im Gegensatz zu den anderen Fahrern hast du schon alle erlaubten acht Motoren im Einsatz gehabt. Machst du dir deswegen Sorgen?"
Alonso: "Nein. Nach China und dem zweiten Motorenproblem haben wir einen Plan aufgestellt, wie wir auf Seiten der Aggregate verfahren wollten."

"Diesem Plan sind wir bis jetzt treu geblieben. Dementsprechend kann man sagen: Alles verläuft planmäßig. Uns ist schon klar, dass wir im Vergleich zu unseren Gegnern ein etwas größeres Risiko eingehen. Ein Problem beim Motor würde schließlich in einer Strafe gegen uns resultieren."

"Allerdings nur dann, wenn wir samstags oder sonntags in Nöte geraten sollten, denn für die Freitage haben wir genug Triebwerke, die wir verwenden können. Hast du am Samstag oder am Sonntag ein Motorenproblem, dann sind das ohnehin schlechte Nachrichten. Das ist bei uns nicht anders als bei unseren Rivalen."

"Ich denke, unser Auto sollte überall schnell sein." Fernando Alonso

Frage: "Wenn du beim Paket um Fernando Alonso und Ferrari die Stärken benennen müsstest, was würdest du sagen?"
Alonso: "Ich denke, unser Auto sollte überall auf den noch ausstehenden Strecken schnell sein. Vielleicht ist unser Fahrzeug in den langsamen Kurven und auf den Geraden nicht gerade das schnellste."

"Da haben unsere Gegner möglicherweise die Nase vorne. Unser Gesamtpaket ist allerdings sehr konkurrenzfähig - auf allen Kursen und bei allen Bedingungen. Hoffentlich kommt uns das bei den restlichen Rennen zugute."¿pbvin|512|3129|singapur|0|1pb¿

Fünf Fahrer, ein Ziel: Der WM-Titel 2010

Frage: "Fünf Fahrer haben noch Chancen auf den Titel. Was musst du tun, um dich gegen die anderen vier Piloten durchzusetzen?"
Alonso: "Eine schwierige Frage. Natürlich wäre es gut zu wissen, was man denn genau anstellen müsste. Sicher ist nur: Wenn wir in den fünf noch ausstehenden Rennen insgesamt fünf Podien erzielen, dann sollten wir eine Chance auf den Titelgewinn haben."

"Die Konstanz war in diesem Jahr nicht gerade die größte Stärke eines jeden. Alle hatten ihre Hoch- und Tiefpunkte. Bei 180 Punkten hat man pro Rennen im Schnitt 14 Zähler eingefahren. Das bedeutet: Bei fünf Podien holst du mehr Punkte als alle anderen und kannst Weltmeister werden."

"Wichtig ist, die Rennen zu beenden." Fernando Alonso

"Es braucht also einige gute Rennen. Ein technisches Problem oder ein Ausfall könnten jetzt zur Folge haben, dass du deine Chancen verlierst. Wichtig ist, die Rennen zu beenden. Sollten wir jedes Mal auf das Podium fahren können, würde es sehr gut für uns aussehen."

Frage: "Wie wichtig ist das Singapur-Rennen für den Titelkampf? Ferrari hatte ja schon den Event in Monza als 'Schicksalsrennen' bezeichnet..."
Alonso: "Alle noch ausstehenden Rennen sind wichtig. Es stimmt aber: Nach unserem Sieg in Monza ist der Grand Prix in Singapur von großer Bedeutung für uns, um den Schwung zu behalten."


Fotos: Großer Preis von Singapur, Pre-Events


"Wir wollen weiterhin erfolgreich sein und motiviert bleiben. Hier in Singapur gut abzuschneiden käme einer Fortführung des Erfolges von Monza gleich. Entsprechend wichtig ist dieses Rennen im Hinblick auf den Titelkampf."

Wer wagt, gewinnt - oder doch nicht?

Frage: "Wie vorhin angesprochen, dürfen sich noch fünf Fahrer Chancen auf den Titelgewinn ausrechnen. Du bist aber der einzige, der sich dabei nicht mit dem eigenen Stallgefährten anlegen muss. Ist das ein Vorteil?"
Alonso: "Das kann ein Vorteil sein, denn so kannst du Risiken aus dem Weg gehen und im besten Interesse für das Team fahren."

"Sobald ich einen Ausfall zu beklagen habe, ist der WM-Zug wohl komplett abgefahren." Fernando Alonso

"Das hat bei Ferrari Priorität. Andererseits ist das auch ein Nachteil, denn sobald ich einen Ausfall zu beklagen habe, ist der WM-Zug wohl komplett abgefahren für uns. Bei unserer Konkurrenz ist das anders."

"Wenn dort ein Fahrer ein schlechtes Ergebnis einfährt, hat das jeweilige Team eben noch ein zweites Eisen im Feuer und somit noch immer die Möglichkeit, den Titel zu holen. Das wäre natürlich ein Wunschszenario, denn schließlich will man mit zwei Autos vorne mitkämpfen."

Frage: "Wie ist es um deine Risikobereitschaft bestellt? Gehst du nun gerade im Hinblick auf den Titelkampf mehr Risiken ein oder hältst du dich gerade deswegen eher zurück?"
Alonso: "Ich denke, das hängt vom jeweiligen Rennverlauf ab. Wenn dir dein Team sagt, dass einer deiner Rivalen bereits in Runde eins ausgeschieden ist, dann verändert das natürlich deine Herangehensweise an die restliche Distanz."

"Es spielt keine Rolle, auf welcher Position du liegst." Fernando Alonso

"Es geht ja schließlich darum, das Rennen zu beenden. Es ist aber schwierig, sich über diese Geschichte zu unterhalten, ob man nun etwas riskiert oder eben nicht. In der Qualifikation und im Rennen geben wir nämlich stets einhundert Prozent. Es spielt keine Rolle, auf welcher Position du liegst. Du riskierst deswegen nicht mehr oder weniger."

"Entweder bist du am Wochenende konkurrenzfähig oder du bist zu langsam. Man riskieren und sich mühen, wie man will - letztendlich wird einer immer der Schnellere sein. Das liegt vermutlich nicht in unserer Hand, weil es nicht zuletzt auch vom jeweiligen Paket, dem Setup und den Neuerungen am Auto abhängt. Da spielen viele Faktoren eine Rolle."