Alonso bleibt bodenständig
Der frisch gekürte Formel-1-Weltmeister weiß genau, dass das Interesse an ihm in den folgenden Jahren nicht garantiert ist
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hatte den Brasilien-Grand-Prix gerade auf Platz drei beendet, da begann der zweite Arbeitsteil des Wochenendes in Interlagos: Glückwünsche, Interviews, Jubelfeiern - immerhin sicherte sich der Spanier den ersten Formel-1-Titel seiner Karriere und ist damit der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten.

© Renault
Fernando Alonso genießt die freudigen Momente der Formel 1
Dass Michael Schumacher, der seit 2000 Dauerweltmeister war, nicht den Titel einfahren konnte, freute Alonso besonders. "Das ist so, als ob man Lance Armstrong bei der Tour de France besiegt. Im ersten Jahr, in dem Michael nicht mehr fährt, wird der Titel vielleicht nicht mehr diesen Wert haben", erklärte er im 'Observer'.#w1#
Mit dem Titel krönte "Fernando I", wie ihn einige Gazetten bereits betitelten, seine geradlinige Karriere, die bereits im Alter von drei Jahren im Kart begann. "Am meisten habe ich die Geschwindigkeit gemocht, nicht unbedingt das Kontrollieren des Karts", erklärte er. "Auch auf dem Fahrrad fuhr ich am liebsten den Berg hinunter, weil es schneller war. Ich habe bei den Karts früh begonnen, alle Klassen, die ich vor der Formel 1 durchlief, empfand ich als einfach, weil ich eine große Erfahrung hatte."
Der Schritt in die Formel 1 war dann dennoch gewaltig. 2001 kam er mit Minardi in die Königsklasse. "Das war schwierig", gestand er. "Bis dahin hatte ich alles gewonnen, aber ich musste die Formel 1 erst erlernen. Der Unterschied war riesig, davor war der Schritt in eine neue Kategorie immer einfach. Die Beschleunigung, das Bremsen, die Kurvengeschwindigkeiten. Die Formel 1 war so komplex, aber Minardi war ein guter Ort, um das zu lernen."
Der Lernprozess ging 2002 weiter, auch wenn er bei Renault "nur" als Testfahrer Unterschlupf fand. 2003 dann sein erstes Jahr als Renault-Stammfahrer: im zweiten Rennen gleich der erste Podestplatz, im Laufe des Jahres in Ungarn der erste Sieg. Von nun stürzten sich die Medien auf den jungen Spanier, der nicht so recht wusste, was mit ihm passierte.
"Ich war überrascht, aber es hat mich nicht gestört", erklärte er. "Ich war noch der gleiche Fahrer wie bei Minardi, ich fuhr auch noch gleich. Bei Minardi war ich 21 Jahre alt und niemand interessierte sich für mich, nun kann ich Ergebnisse vorweisen und das Interesse ist da. Ich denke, es ist normal, dass die Formel 1 so ist. Aber so ist es nicht gut, ich mag es nicht, aber es ist offenbar normal."
Die Erfahrung, wie schnell man den Fokus der Medien wieder verlieren kann, lässt Alonso nicht abheben. "Bei drei oder vier Rennen mit drei Fehlern, schwebt der Ballon wieder über einem anderen Fahrer", erklärte er. "Derzeit bin ich in diesem Ballon, aber das kümmert mich nicht. Ich mag es, das Auto zu fahren, aber mit Dingen von außen ist es anders. Die Medien oder die Leute in Spanien werden eines Tages ihrer Interesse verlieren, und dann muss ich weiter dieselbe Person bleiben."

