• 28.06.2003 12:12

  • von Marcus Kollmann

Allan McNish: "Die Reifen entscheiden"

Der Testfahrer des Renault-Teams erklärt, warum die Reifen mittlerweile einen so hohen Stellenwert besitzen

(Motorsport-Total.com) - Auch beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring an diesem Wochenende ist selbst für Formel-1-Laien ersichtlich, dass nicht etwa eine bessere Aerodynamik oder mehr PS den Unterschied ausmachen, sondern das "schwarze Gold" der Königsklasse, die Gummiwalzen von Michelin und Bridgestone, über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

McNish kommt als "Reifentester" bei Renault eine große Verantwortung zu

Zwar kam den Reifen in den letzten Jahren schon immer eine große Bedeutung zu, doch dieses Jahr ist der Leistungsunterschied zwischen den Top-Teams so gering, dass eben ein besser funktionierender Pneu den Unterschied darüber ausmacht ob man um die Pole Position und den Sieg, die Punkteränge oder Platzierungen weit hinten fährt.

"Die Reifen sind heutzutage der Schlüssel um Rennen oder eine Weltmeisterschaft zu gewinnen", bestätigt auch RenaultF1-Testfahrer Allan McNish. Der Schotte konzentriert sich bei den Freitagstests seines Teams ja meist ausschließlich um die Reifenauswahl und testet auch neue Mischungen und Konstruktionen.

Renault-Bolide mit besonders geringem Reifenverschleiß

"Über Reifen zu verfügen die besser zum Auto passen bedeutet, dass Renault weichere Mischungen benutzen kann, denn der R23 ist hinsichtlich des Reifenverschleißes sehr gut. Das ist ein großer Vorteil wenn es um die Wahl der Rennstrategie geht. Fernando war in Montreal beispielsweise einer der wenigen Piloten die den weichen Reifen wählten und der Vorteil dieser Entscheidung war ziemlich deutlich", weist der Schotte dezent darauf hin, dass der Renault-Bolide die Pneus konstant und nicht übermäßig stark beansprucht.

"Reifenkrieg" auf neuem Level angelangt

Dass viel Arbeit im Vorfeld geleistet werden muss, damit man als Team in eine solch optimale Situation gelangt, ist vielen Außenstehenden jedoch nicht klar. "Jeder Parameter, angefangen bei der Art der Streckenoberflächen bis hin zu den erwarteten Temperaturen, muss bedacht werden. Die Reifen werden auch immer stärker auf ein bestimmtes Auto und eine bestimmte Strecke optimiert", verdeutlicht McNish die Formen die der "Reifenkrieg" mittlerweile angenommen hat.

"Ein guter Reifen bedeutet für jedes Auto einen Vorteil

Doch selbst wenn zwei Teams leistungsmäßig auf dem gleichen Niveau liegen und sich für die gleiche Reifenspezifikation entschieden haben, sind Unterschiede nicht ausgeschlossen, was McNish wie folgt erklärt: "Ein guter Reifen bedeutet für jedes Auto einen Vorteil, doch einige Fahrzeuge beanspruchen die Reifen ganz anders und benötigen bestimmte Reifeneigenschaften. Selbstverständlich muss aber auch der Fahrer verstehen wie er die Reifen optimal benutzt, was beim Anfahren und Anwärmen beginnt und das nicht übermäßige Strapazieren während der Fahrt einschließt."