• 24.09.2001 19:34

  • von Fabian Hust

Alex Yoong im Interview

Der Formel-1-Neuling spricht über sein erstes Rennen und seinen harten Weg bis in die Königsklasse des Motorsports

(Motorsport-Total.com) - Für Alex Yoong war Monza das erste Formel-1-Rennen und er erhielt während dem Rennen ein paar TV-Minuten, als er sich einmal direkt vor Juan-Pablo Montoya und Michael Schumacher drehte und anschließend an genau der gleichen Stelle sein Rennen im Kiesbett endgültig beenden musste. Dennoch muss man dem Hut vor dem ersten Malaysier in der Formel 1 ziehen. Er konnte sich qualifizieren, obwohl er sich nach zwei defekten Einsatzautos mit Teamkollege Fernando Alonso das verbliebene Ersatzauto teilen musste, nach dem er am Morgen gar nicht hatte fahren können. Außerdem fuhr der erste Malaysier in der Geschichte der Formel 1 im Vorfeld nur sehr wenige Testrunden. Allerdings kannte er nach einem Test Monza bereits, so gesehen könnte Indianapolis für ihn eine größere Herausforderung sein. In Suzuka wiederum hat er dank seiner Formel-Nippon-Zeit eine vertraute Strecke unter sich. Seine freundliche Art und Weise hat ihn in seinen ersten Formel-1-Stunden bereits bei Minardi viele Freunde gewinnen lassen.

Titel-Bild zur News: Alex Yoong (Minardi)

Yoong zog sich an einem schwierigen Wochenende achtbar aus der Affäre

Frage: "Was bedeutet es dir, der einzige asiatische Fahrer in der Formel 1 zu sein?"
Alex Yoong: "Ich habe praktisch schon mein ganzes Leben lang davon geträumt, hier zu fahren, jetzt hier zu sein, ist ein irres Gefühl. Ich nehme mal an, dass es etwas Besonderes ist. Da ich der erste Malaysier bin, gibt es eine Menge Interesse und ich erhalte zu Hause eine Menge Unterstützung. Es ist fantastisch, diese Art von Unterstützung zu erhalten und man muss versuchen, den besten Job zu erledigen."

Frage: "Du trägst ja britisches Blut in dir..."
Yoong: "Ja, meine Mutter ist Englisch und ich nehme an, dass ich von ihr den Akzent habe! Aber ich wurde in Malaysia geboren und wuchs dort auch auf."

Frage: "Wie ging es bei dir mit dem Rennsport los?"
Yoong: "Ich begann in Malaysia mit Saloon-Autos, weil die Kart-Szene damals nicht richtig lief. Ich fuhr eine Menge Jahr Einzelsitzerrennen dort, dann kam ich nach Europa. Ich fuhr dort für vier Jahre und dann in Japan für zwei Jahre."

Frage: "Es ist also nicht so einfach, wie das die Leute vielleicht denken?"
Yoong: "Es ist eine Menge harter Arbeit und wirklich ein langer Weg, besonders in den späten 90ern, als sie in Malaysia die Wirtschaftskrise hatten, da es schon immer schwer war, Sponsoren zu finden. Nur Dank der Unterstützung meiner Familie und durch Freunde konnte ich weiter machen."

Frage: "Wie kam der Deal mit Minardi zustande?"
Yoong: "Mein Manager sprach mit einigen Formel-1-Teams. Zu Beginn des Jahres kam Minardi und sagte, warum testest du nicht einmal für uns? Kein Problem, das mache ich sofort! Ich fuhr ein paar Tests und es lief gut. Dadurch kam die Rennmöglichkeit zustande."

Frage: "Wirst du im nächsten Jahr definitiv fahren?"
Yoong: "Wir diskutieren gerade darüber und ich bin sehr positiv gestimmt. Ich denke, dass ich im nächsten Jahr hier sein werde, aber das kann man mit letzter Gewissheit nie sagen. Es hängt davon ab, wie gut meine Ergebnisse in diesem Jahr sind. Und in der Formel 1 verändert sich alles ständig."

Frage: "Wie gut ist Minardi?"
Yoong: "Sie sind großartig. Sie verrichten gute Arbeit. Ich weiß, dass ich nur wenig Erfahrung habe, aber zur gleichen Zeit befindet sich auch Minardi im Umbruch, weil sie zu Beginn des Jahres aufgekauft wurden. Es kommen eine Menge neuer Leute ins Team. Sie haben nicht das Budget für gute Motoren in diesem Jahr, aus diesem Grund haben sie ein wenig gekämpft. Aber ich denke, dass es für die Zukunft gut aussieht. Ich denke, dass die Motoren im nächsten Jahr gut sein werden und sie versprechen eine Menge PS."

Frage: "Wie schwierig waren die Vorbereitungen auf das Rennen?"
Yoong: "Wir hatten am Freitag nur eine Session und wir verpassten am Samstagmorgen wegen Getriebeproblemen beide Trainingseinheiten. Ich bin in das Qualifying gegangen, ohne gefahren zu sein. Beide Autos hatten Getriebeprobleme auf der Runde aus der Box, aus diesem Grund mussten wir uns das Ersatzauto teilen. Fernando stieg ein, dann ich und dann er erneut! Sich einfach zu qualifizieren war gut. Es war ziemlich schwierig, weil ich ziemlich viel pushen musste, da ich wusste, dass ich nicht innerhalb der 107 Prozent lag. Aber zur gleichen Zeit durfte ich nicht zu viel Druck machen, da Fernando noch in das Auto am Ende gehen wollte, um zu sehen, ob er seine Zeit noch verbessern kann. Ich konnte das Auto also nicht wegwerfen."

Frage: "Auch wenn du nicht ins Ziel kamst, war es ein gutes Rennen für dich?"
Yoong: "Es war nicht zu schlecht. Ich war konstant, aber trotzdem ein wenig langsam! Wir hatten eine Menge Übersteuern, besonders durch Lesmo 1 und 2. Das Auto war durch die Schikanen hindurch sehr gut, aber ansonsten hatte ich überall jede Menge Übersteuern. Als Buttons Flügel wegflog, da schlug er auf mein linkes Vorderrad und danach war die Lenkung krumm. Ganz offensichtlich lagen die Jungs vorne dicht beisammen und ich wollte mich da raushalten, also sah ich es locker. Ich versuchte in einem schwierig zu fahrenden Auto so konstant wie möglich zu fahren. Wir hatten auch ein altes Getriebe im Auto."

Frage: "Warst du dir bewusst, dass dich Montoya und Schumacher knapp verpassten, als du dich gedreht hattest?"
Yoong: "Haben sie? Ich sah ein paar Jungs vorbeifahren aber dachte, dass sie jede Menge Raum hätten. Der zweite Dreher war ziemlich eine Wiederholung des ersten, außer dass die Line abseits deutlich rutschiger war, weil sich das Ende des Rennens näherte. Ich bin einfach etwas weit rausgekommen und drehte mich dann. Ich dachte, dass es gut gehen würde und ich aus dem Kies rausgerollt sei, aber das war ich nicht. Das war es dann, ich kam nicht mehr raus."

Frage: "Mit all dem, was vorgefallen ist, war es für dich ein schwieriges Wochenende für ein Debüt?"
Yoong: "Es war für alle ein schwieriges Wochenende und wir hatten die sehr schlechten Neuigkeiten über Zanardi. Es war mein erstes Rennen und als ich draußen war und meine Runden drehte, da genoss ich es. Ich genoss es, das Beste aus dem Auto herauszuholen aber leider kam ich nicht ins Ziel."

Frage: "Hattest du die Möglichkeit, einen der anderen Fahrer zu treffen?"
Yoong: "Ja, ich traf ein paar der Anderen. Michael und Rubens waren sehr freundlich."

Frage: "Was ist es für ein Gefühl, plötzlich im gleichen Rennen wie diese Jungs zu fahren?"
Yoong: "Das ist schwierig zu beschreiben. Es ist ein leichtes, eingeschüchtert zu werden, nehme ich einmal an, aber man muss sich auf das konzentrieren, was wichtig ist: ins Auto zu steigen und zu fahren. Man muss am Ende des Tages alles in Perspektive setzen."

Frage: "Irgend welche Gedanken über Indianapolis?"
Yoong: "Es wird gut werden. Ich kann es kaum erwarten, es zu sehen!"