• 19.09.2001 16:02

  • von Marcus Kollmann

Alesi: Briatore die schlimmste Person die ich je traf

Der Jordan-Pilot verriet seine Ansichten über seinen Ex-Boss und sprach über das Rennen in Monza und seine weitere Karriere

(Motorsport-Total.com) - Für den dienstältesten Formel-1-Piloten ging am vergangenen Sonntag ein schlussendlich enttäuschendes Rennen zu Ende. Ursprünglich hatte Alesi eine andere Strategie gewählt, musste aber früher als geplant im Rennen die Jordan-Box aufsuchen, da er einen Reifenschaden vermutete. Auf Grund der Gefährlichkeit eines Unfalls auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke hatte der Franco-Sizilianer deshalb vorsorglich die Box aufgesucht. Später stellte man fest, dass der Reifen nur eine Unwucht aufwies, wie sie durch das Blockieren der Räder über längere Zeit auftreten.

Titel-Bild zur News: Jean Alesi (Jordan)

Alesi hat sich mit seinem Wechsel zu Jordan neu motiviert

War die Stimmung im Fahrerlager von Donnerstag an wegen der Terroranschläge in Amerika schon ziemlich gedrückt gewesen, so war diese am Samstag, nachdem bekannt geworden war dass Alex Zanardi auf dem EuroSpeedway Lausitz schwer verunglückt war, endgültig auf dem Nullpunkt.

In Anbetracht des letztjährigen Unfalls in Monza in der zweiten Schikane, bei dem ein Feuerwehrmarschall von einem Reifen erschlagen wurde, sowie nach den Zwischenfällen in der ersten Schikane während der im Rahmenprogramm absolvierten Läufe der Formel 3000 und des Porsche-Cups, entschlossen sich die Fahrer kurzfristig, dass man auf einen Angriff in den ersten beiden Schikanen direkt nach dem Rennstart doch besser verzichten sollte. Jean Alesi teilte diese Meinung, was er in einem Interview gegenüber 'ITV' bestätigte.

"Es ging ja nicht darum, dass wir über 53 Runden lang nicht in den beiden Schikanen überholen wollten, sondern einfach nur in der ersten Runde für sagen wir einmal maximal 40 Sekunden einen Nichtangriffspakt ausgehandelt hatten. Bis auf Jacques Villeneuve waren auch alle dafür", so Alesi.

Später, als die Teamchefs, vor allem Flavio Briatore (Benetton-Teamchef) davon mitbekamen, drohten diese ihren Fahrern mit dem Rauswurf, sollten Sie sich an das von den Fahrern ausgehandelte "Gentleman-Agreement" halten.

Jean Alesi regte vor allem die Art und Weise seines ehemaligen Teamchefs bei Benetton, wo er 1996 und 1997 fuhr und ebenfalls mit Briatore nicht gerade ein gutes Verhältnis hatte, auf. So sehr, dass dem einmaligen Grand-Prix-Gewinner der Kragen platzte und er sich äußerst kritisch über Briatore äußerte.
"Leute wie Briatore setzen ihre Fahrer unter Druck wenn sie nicht das tun was er von ihnen verlangt. Dies wurde ganz deutlich, da beide Piloten [gemeint sind Jenson Button und Giancarlo Fisichella, Anm. Red.] nicht wie zu Beginn der Abmachung, die wir Piloten untereinander getroffen hatten, mehr zustimmten. Ich mache einzig und allein ihn dafür verantwortlich. Er respektiert die Fahrer kein bisschen. Ich weiß das, denn ich habe mit ihm zusammengearbeitet. Er ist die schlimmste Person der ich jemals in der Formel 1 begegnet bin", so Alesis Worte.

Das Rennwochenende in Monza, sowie das angesprochene Ärgernis, ist für Alesi nun aber abgehakt. Gegenwärtig testet er schon wieder fleißig in Vorbereitung auf das Rennen in Amerika, auf welches er sich eigenen Aussagen nach freut.

"Ich freue mich bei Jordan im Team zu sein und ich weiß, dass ich in den Grand Prix gut bin. Ich werde mein Bestes für das Team geben. Ich wäre aber auch nicht noch eine weiteres Jahr bei Prost geblieben, hätten wir uns nicht früher voneinander getrennt", macht der Franco-Sizilianer deutlich, dass das Verhältnis zum Team von Alain Prost weiterhin gestört ist, wenngleich er zugab, in Monza kurz mit seinem ehemaligen Teamchef ein paar Worte gewechselt zu haben.

Motivation für ein weiteres Jahr Formel 1 hat Alesi durch den Wechsel zu Jordan getankt. Der 37-Jährige weiß, dass das Team von Eddie Jordan seine einzige Chance ist in der kommenden Saison weiterhin in der Königsklasse zu fahren. Sollten er und der Ire aber nicht über 2001 hinaus zusammenarbeiten, so will er selbst auch weiterhin Rennen bestreiten, verriet Alesi abschließend.

"Ich weiß was ich leisten kann und Eddie Jordan weiß das auch. Ich genieße es im Team zu sein und werde mein Bestes tun, damit ich 2002 für Jordan fahren kann. Das Team ist meine einzige Option für nächstes Jahr. Nach meiner Karriere in der Formel 1 will ich aber weiterhin Rennen fahren. Keine ChampCars, was aber nichts mit Zanardis Unfall zu tun hat, sondern weil ich nie ernsthaft daran gedacht habe."