Ab Barcelona: Funkenschlag & Stichflammen

Unterboden-Streifen aus Magnesium & unverbranntes Benzin im Auspuff sollen die Formel 1 optisch attraktiver machen - Maßnahmen könnten ab Barcelona greifen

(Motorsport-Total.com) - Die emotional geführte Debatte um den leiser gewordenen Sound der neuen Formel 1 hat erste Konsequenzen. Denn obwohl offenbar keine Möglichkeit besteht, das Geräusch der V6-Turbos jenem schrillen Kreischen der alten V8-Sauger anzugleichen, soll die Königsklasse des Motorsports spektakulärer gemacht werden. Schon ab Barcelona könnte eine Reihe von Maßnahmen greifen.

Titel-Bild zur News: Nigel Mansell in Silverstone 1987

Funkenschlag wie hier bei Nigel Mansell 1987 soll nun künstlich erzeugt werden Zoom

Bei einem Teamchef-Treffen in Malaysia wurden einige Ideen gesammelt, die das Spektakel Formel 1 zumindest optisch aufwerten würden. So könnte zum Beispiel am Unterboden ein schmaler Streifen aus Magnesium angeschraubt werden, um die Autos bei voller Fahrt wieder mehr Funkenschlag produzieren zu lassen, wie das früher der Fall war. Die Verantwortlichen versprechen sich davon spektakuläre TV-Bilder und Fotos.

Ebenfalls zur Diskussion steht ein kosmetischer Eingriff in die Motorenmappings. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnte die Software der Steuerungselektronik so umprogrammiert werden, dass in unregelmäßigen Abständen minimale Mengen an Benzin unverbrannt im Auspuff landen, wo sie sich dann kurz entzünden sollen. Ziel sind ebenfalls spektakuläre TV-Bilder und Fotos - nach dem Motto: Wenn schon nicht mit dem Sound, dann halt anders.

Allerdings stören sich vor allem die beiden Antriebshersteller Mercedes und Renault daran, unverbranntes Benzin nur zum Zwecke von sehenswerten Stichflammen in den Auspuff schleudern zu müssen, selbst wenn es sich dabei nur um minimale Mengen handelt. Ein Effizienz-Kompromiss könnte sein, dass die eigentlich erst für 2015 geplante Reduktion der maximalen Benzinmenge pro Renndistanz schon ab Barcelona von 100 auf 98 Kilogramm limitiert wird.

Ein Teamchef, der nicht namentlich genannt werden möchte, zeigt sich gegenüber 'Motorsport-Total.com' begeistert: "Man stelle sich nur die tollen Bilder vor, wenn beim Nachtrennen in Singapur die Funken am Unterboden sprühen und dann und wann Stichflammen aus dem Auspuff kommen. Fantastisch!" Gleichzeitig räumt er ein: "Es gibt immer noch viele, die Bernies Bedenken wegen des Lärms teilen. Ich hoffe, dass uns da noch etwas einfällt."


Funkenschlag bei Senna vs. Mansell 1991

Bernie Ecclestone himself hatte sich in Malaysia bei Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erkundigt, ob es technische Möglichkeiten gibt, mit denen man den Sound auftunen könnte. Offenbar ist hier mit den aktuellen Antriebseinheiten keine entscheidende Verbesserung möglich. Allerdings ist geplant, ebenfalls ab Barcelona die TV-Mikrofone, die den Sound aufzeichnen, neu zu positionieren, damit diese die Lautstärke etwas besser auffangen.

Bisher waren diese ebenerdig installiert, weil die Endrohre des Auspuffsystems, die für die Akustik ausschlaggebend sind, genau in diese Richtung zeigten. Seit dieser Saison ist die Auspuffposition jedoch fest vorgeschrieben, damit die Auspuffgase nicht mehr aerodynamisch genutzt werden können. Also verbreiten sich die Schallwellen nicht mehr ebenerdig, sondern leicht nach oben gerichtet - folgerichtig soll auch die Position der Mikrofone etwas erhöht werden.


Fotostrecke: F1 Backstage: Sepang

Beschlossene Sache sind diese Maßnahmen zur Aufwertung der Show freilich noch nicht. Dem Vernehmen nach soll es am Montag nach dem Grand Prix von Bahrain, vor Beginn der ersten In-Season-Tests, ein Meeting der Sportlichen und Technischen Arbeitsgruppe geben, die sich mit diesen und weiteren Ideen auseinandersetzen werden. Greifen könnten die Maßnahmen dann frühestens beim Europa-Auftakt in Barcelona am 11. Mai.

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