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22 Millionen Verlust: Mercedes-Team steht vor Break-even

Trotz der erfolgreichen Titelverteidigung hat Mercedes 2015 Millionenverluste eingefahren - Ausblick für 2016 positiv - Toto Wolff bedankt sich bei Ross Brawn

(Motorsport-Total.com) - Trotz des zweiten Erreichens des WM-Doubles in der Formel 1 hat das Mercedes-Team im Geschäftsjahr 2015 erneut Verluste in Millionenhöhe eingefahren. Unterm Strich steht in der beim britischen Handelsregister Companies House veröffentlichten Bilanz ein Minus von 22,3 Millionen Britischen Pfund (umgerechnet 24,7 Millionen Euro).

Das Werksteam steht damit unmittelbar vor dem Break-even. 2014 hatte das Minus noch 76,9 Millionen Pfund betragen. In die Bilanz des Jahres 2016 wird einfließen, dass Mercedes für den zweimaligen Gewinn der Weltmeisterschaft in eine höhere Bonusstufe aufsteigt, was die Verteilung der Formel-1-Einnahmen angeht. Diese Bonuszahlungen für das Double in der Konstrukteurs-WM 2014/15 werden retrospektiv erst 2016 ausbezahlt.

Schon in der Bilanz 2015 wirken sich die sportlichen Erfolge des Teams in den vergangenen drei Jahren aus. Der Umsatz wurde im Vergleich zu 2014 von 146,9 auf 213,3 Millionen Pfund gesteigert. Da sind Zuschüsse der Daimler AG, die 60 Prozent des Mercedes-Teams hält, nicht berücksichtigt. Die übrigen 40 Prozent liegen im Besitz von Toto Wolff (30, Sportchef) und Niki Lauda (10, Vorsitzender des Team-Aufsichtsrats).

Sogar das erfolgreichste Team schließt negativ ab

Während eine negative Geschäftsbilanz beim mit Abstand erfolgreichsten Team der Formel 1 die Kostendiskussion in der Formel 1 neu befeuert, feiert Mercedes die Zahlen als Erfolg. Denn dem Minus von 22,3 Millionen Pfund steht ein geschätzter Werbewert von über drei Milliarden US-Dollar in TV-Übertragungen, klassischen Medien und Social Media gegenüber. Davon profitiert Daimler. Trotzdem lässt der Konzern Wolff bei der Führung des Teams relativ freie Hand.

"Wir befinden uns in der sehr glücklichen Position, dass unsere wichtigsten Partner unser Business verstehen", sagt der Österreicher. "Sie wissen, dass ein Formel-1-Team nicht funktioniert, wenn es wie ein normales Unternehmen geführt wird. Du musst dafür unabhängig sein, agil und dazu in der Lage, schnelle Entscheidungen zu treffen. Das hat der Daimler-Vorstand, angeführt von Dieter Zetsche, verstanden."


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Wolff bedankt sich für Daimlers Geduld

Dass man von Daimler und den wichtigsten Partnern in der Aufbauphase des Teams, die lange vor Wolffs Einstieg begonnen hat, die nötige Zeit bekommen hat, war ein "entscheidender Faktor für unseren Erfolg", sagt der Sportchef und bedankt sich bei seinen Vorgängern: "Unsere heutigen Ergebnisse beginnen mit den guten Entscheidungen von Ross Brawn, der die Technologien vorangetrieben und die richtigen Leute engagiert hat."

"Auf dieses Fundament haben wir mit einer klaren Strategie aufgebaut. Jetzt sehen wir, dass das Unternehmen auf Geschäftsseite die Früchte erntet, wie in den vergangenen Jahren schon auf der Rennstrecke", so Wolff. Damit einher geht eine Aufstockung des Personals: Stand 2015 hat Mercedes 807 Mitarbeiter beschäftigt (2014: 765), von denen 90 im Verwaltungsbereich tätig sind und 717 in Design und Produktion.

"Unsere heutigen Ergebnisse beginnen mit den guten Entscheidungen von Ross Brawn." Toto Wolff

Die Betriebskosten des Teams sind von 2014 auf 2015 um 3,5 Prozent gestiegen; das Personal kostete 78,4 Millionen Pfund. Der Mercedes-Erfolg lohnt sich auch für seine Vorstände: Wurden 2014 noch 6,0 Millionen Pfund an dessen Mitglieder ausgeschüttet, waren es 2015 10,5 Millionen. Der Vorstand setzt sich aus sieben Personen zusammen; darunter auch Wolff, Lauda und Technikdirektor Paddy Lowe.

Neues Reglement für 2017 kostet Geld

Die Perspektive des Mercedes-Teams ist bei anhaltendem sportlichen Erfolg positiv. 2016 wird in die Geschäftsbilanz erstmals der finanzielle Lohn für den Gewinn von zwei Konstrukteurs-WM-Titeln einfließen. Gleichzeitig wird das Entwickeln eines Autos für ein neues Reglement auch Geld kosten. Wolff: "Wir müssen einen Weg finden, einen neuen Erfolgszyklus zu beginnen. Es gibt jetzt neue Ziele und Herausforderungen."

"Wenn du Risiken nimmst", beschreibt er seine Philosophie, "bist du ein Spieler. Dann geh ins Casino. Wenn du Glück hast, gewinnst du. Ich habe in meinem Leben gesehen, dass die erfolgreichen Manager keine Risiken nehmen. Sie stellen sicher, dass sie alle Informationen haben, um gute Entscheidungen zu treffen. Für mich geht es dabei immer um das Worst-Case-Szenario. Wenn das auszuhalten ist, dann kann man ein Risiko eingehen."


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