Hülkenberg: "Es wird ein paar Rennen dauern..."

Nico Hülkenberg erklärt, warum sich die Pole-Runde von Interlagos spät aber doch bewährte und wieso er nicht auf Anhieb mit Top-Leistungen rechnet

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg feiert diese Saison nach einem Jahr als Ersatzmann bei Force India ein Formel-1-Comeback. So überraschend es angesichts Adrian Sutils toller Saison ist, dass der langjährige Stammfahrer nun für Hülkenberg sein Cockpit räumen muss, so kurios war es auch, als Williams den Youngster aus Emmerich Ende 2010 fallen ließ und somit seiner Rennkarriere eine Zwangspause bescherte.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg freut sich, endlich wieder im Renn-Cockpit sitzen zu dürfen

Und das, obwohl Hülkenberg mit der Pole-Position in Interlagos für eine wahre Sensation gesorgt hatte. Eine Leistung, die ihm zwar zunächst kein Renn-Cockpit zusicherte, aber vielen im Gedächtnis blieb, zumal er bis Südkorea 2011 der letzte Fahrer war, der Sebastian Vettel in einem Qualifying geschlagen hatte. "Das Ende der Saison 2010 mit der Pole-Position war sehr stark", erinnert sich Hülkenberg gegenüber 'Autosport'. "Natürlich blieb das vielen Leuten im Gedächtnis."

Doch ein genauer Blick verrät, dass die Pole-Position zwar ein Ausreißer nach oben, aber keineswegs eine Zufallstreffer war: Hülkenberg hatte seinen damaligen Williams-Teamkollegen Rubens Barrichello nach einem harzigen Saisonstart in den Qualifyings der zweiten Saisonhälfte 2010 klar im Griff. Bei den neun letzten Rennen des Jahres startete er stets vor dem Routinier aus Brasilien.

Hülkenberg rechnete nicht fix mit Renn-Cockpit

Dennoch zog ihm Williams schließlich GP2-Champion Pastor Maldonado vor - der Venezolaner hatte mit seinem Geldkoffer zahlreiche Argumente auf seiner Seite. Hülkenberg blieb nur noch der Rückschritt zu Force India ins zweite Glied. "Als ich die Rolle als dritter Fahrer annahm", erzählt er, "war ich mir zu keinem Zeitpunkt sicher, dass dies zu einem Renn-Cockpit führen würde. Ich sah es als 50-50-Chance."

"Als ich die Rolle als dritter Fahrer annahm, war ich mir zu keinem Zeitpunkt sicher, dass dies zu einem Renn-Cockpit führen würde." Nico Hülkenberg

Damit stellt Hülkenberg klar, dass er in seinem Vertrag keine Klausel hatte, die ihm 2012 ein Renn-Cockpit zusicherte. Doch die Williams-Leistungen hatten ihm zu Force India die Tür geöffnet. "Die Pole-Runde von Brasilien war in Vijay Mallyas Kopf, denn er hat sie im letzten Jahr mehrmals erwähnt", weiß der 24-Jährige.

Doch auch seine Leistungen als Freitag-Testfahrer dürften den Teamchef überzeugt haben. "Ich war eigentlich ziemlich überrascht, dass ich nicht lange brauchte, um mit KERS und DRS in einen Rhythmus zu kommen, denn es gab oft lange Zeiträume - Wochen oder sogar Monate - zwischen einer Freitag-Session und der nächsten", sagt der Force-India-Pilot. "Da ich aber ein Jahr Formel-1-Erfahrung auf dem Buckel hatte, war es nicht so schwierig, die richtige Herangehensweise zu finden. Das letzte, was ich wollte, war ein Crash mit dem Rennauto eines anderen Fahrers. Daher muss man ein paar Prozent unter dem Limit fahren."

Startschwierigkeiten durch fehlende Rennpraxis?

Obwohl ihm sein Team die Gelegenheit gab, trotz des Testverbots viele Runden abzuspulen, kaum Hülkenberg an den Renn-Wochenenden nur auf etwas weniger als 2.000 Kilometer. Das sind weniger als sieben Renndistanzen. "Es war ein verschwendetes Jahr", hält Hülkenberg seinen Frust nicht zurück. "Ich hätte Rennen fahren und nicht zuschauen sollen. Dennoch habe ich etwas gelernt. Ich bin jetzt ein ganz anderer Fahrer als Anfang 2010 und ich habe letztes Jahr Erfahrung gesammelt, obwohl ich nicht gefahren bin. Es war zwar nicht, was ich erwartet hatte, aber ich musste damit leben und im Nachhinein war es richtig, denn ich bin wieder da."

"Es wird ein paar Rennen dauern, bis ich wieder so richtig im Rhythmus bin." Nico Hülkenberg

Bleibt die Frage, ob ihm die fehlenden Renn-Kilometer abgehen werden, schließlich hielt sich der Druck bei seinen Testfahrten in Grenzen und er musste die Leistung nicht auf den Punkt bringen. "Schwer zu sagen", ist er sich unsicher. "Die Trainings haben mich in Form gehalten, aber ich habe die Qualifyings und die Rennen verpasst, wo die Spannung und die Aufregung dazukommen."

Daher bittet er um etwas Geduld: "Ich weiß von früher, wie sich das anfühlt, aber es wird ein paar Rennen dauern, bis ich wieder so richtig im Rhythmus bin. Mit der Hilfe des Teams können wir aber zumindest beim Testen ein Qualifying simulieren, daher sollte mir das zu Saisonbeginn nicht zu große Probleme bereiten."