• 09.10.2004 13:55

Die Stunde eins nach Taifun Ma-On in Suzuka

Der Taifun Ma-On hat die Rennstrecke in Suzuka verschont - Aufräumarbeiten vor dem morgigen Grand Prix in vollem Gange

(Motorsport-Total.com/sid) - Aufatmen, aufräumen, aufbauen: Das befürchtete Wetterchaos in Suzuka ist ausgeblieben, die Formel 1 ist mit einem blauen Auge davongekommen. Im letzten Moment überlegte es sich Ma-On anders und verschonte entgegen aller Prognosen die Region um die Rennstrecke. Damit kann der Große Preis von Japan am Sonntag wie geplant stattfinden. Davor wird das am Samstag aus Sicherheitsgründen abgesagte Qualifying nachgeholt.

Titel-Bild zur News: Boxengasse in Suzuka

Am Samstagnachmittag kehrte in Suzuka wieder Normalität ein

"Jetzt hat uns der Taifun doch verschont und ist abgedreht. Das ist schon komisch, alle Aufregung, das Verschieben des Qualifyings - alles im Nachhinein umsonst", sagte Schumacher. Nach Informationen des örtlichen Wetterdienstes sei Suzuka nur vom äußersten Ende des Taifuns gestreift worden: "Dabei waren die Niederschläge enorm, es gab aber keine schweren Schäden." Die Absage des Trainings sei laut Schumacher indes völlig in Ordnung gewesen: "Zumal die Formel 1 in dieser Sache von den lokalen Behörden angewiesen worden war, so zu handeln."#w1#

Statt um die Pole Position zu kämpfen, schob der Weltmeister am Samstag eine ruhige Kugel: "Mit ein paar von den anderen Fahrern waren wir erst auf der Bowlingbahn, später habe ich dann noch etwas Backgammon gespielt." Und am Nachmittag, als die Halle dann endlich frei war, sei er mit dem Team doch noch zum Fußball aufgebrochen, erzählte der Ferrari-Star: "Das war mal eine ganz andere Art der Vorbereitung auf das Rennen, aber sicher nicht die schlechteste."

Teams haben abgebaut, was sich abbauen lässt

Im Fahrerlager konnte sofort mit den Aufräumarbeiten begonnen werden, die durch die Wassermassen erforderlich wurden. 24 Stunden zuvor hatten die Teams ihre Kommandostände abgebaut, Rennautos und Ausrüstung in Sicherheit gebracht. Was nicht abtransportiert werden musste, wurde mit dicken Seilen gesichert. Auch im Vergnügungspark, der unmittelbar neben der Strecke liegt, kehrte man zur Normalität zurück. Auf Anordnung der lokalen Behörden war die Rennstrecke am Samstag aus Sicherheitsgründen komplett geschlossen worden. Damit erzwangen Naturgewalten erstmals einen arbeitsfreien Tag in der Formel 1.

Gebannt schauten die Menschen am Samstagnachmittag immer wieder zum Himmel. Um 15:00 Uhr Ortszeit (08:00 Uhr MESZ) sollte der Taifun Ma-On die Region um Suzuka erreichen. Doch dann kam zum Glück alles ganz anders: Plötzlich ebbte der sintflutartige Regen ab und sogar die Sonne kam teilweise zum Vorschein. Rund 40 Stunden hatte es zuvor ununterbrochen wie aus Kübeln gegossen, die Folge waren Erdrutsche und Überschwemmungen.

Ab den frühen Morgenstunden brachte das japanische Fernsehen Sondersendungen und informierte die Bevölkerung pausenlos über den Taifun. Der zum Super-Taifun hochgestufte Tropensturm tobte sich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern auf dem Meer aus und prallte am Vormittag etwas abgeschwächt aufs Festland. Dort erreichten die orkanartigen Böen aber immer noch mehr als 220 km/h. Auf seinem Weg hinterließ Ma-On eine Spur der Verwüstung. Am Abend war der Spuk zumindest für die Formel 1 endgültig vorbei, da war der Taifun bereits mehr als 300 Kilometer weiter nordöstlich Richtung Tokio gezogen.

Ma-On von der Stärke her vergleichbar mit Hurrikans in Florida

Erleichtert reagierte Ralf Schumacher auf die unverhoffte Wetterbesserung, auch wenn die Regenwahrscheinlichkeit am Sonntag bei 50 Prozent liegt. Die Horrormeldungen der Team-Meteorologen hätten beeindruckend geklungen, sagte der BMW-Williams-Pilot. Der Taifun sei durchaus mit den letzten Horror-Hurrikans in Florida vergleichbar gewesen.

Dass das Training am Samstag abgesagt wurde, findet er angesichts der Prognosen mehr als vernünftig: "Die Versicherung würde jede Haftung ablehnen", sagte der 29-Jährige. Keiner habe gewusst, was einen erwartet hätte. Auch wenn untereinander über den Taifun herumgewitzelt wurde, so seien einige doch etwas nervös gewesen, meinte er: "Man darf Naturgewalten wirklich nicht unterschätzen."

Anfang September war bereits ein anderer Taifun über die Insel Kyushu und das südjapanische Inselarchipel Okinawa hinweggezogen und hatte schwere Schäden angerichtet. Nach Angaben der Wetterdienste ist die Taifun-Saison in Südostasien in diesem Jahr besonders heftig. Nach Berechnungen des Landwirtschaftsministeriums belaufen sich allein die Ernteschäden in Japan auf umgerechnet rund 1,14 Milliarden Euro.