Alle sind sich einig: "Sicherheit geht vor"
Die Komplettabsage der Formel 1 für Samstag in Suzuka stößt auf fast ausschließlich positive Reaktionen im Paddock
(Motorsport-Total.com/sid) - Erst kam der Regen, dann die historische Absage - und jetzt beginnen die bangen Stunden des Wartens auf den Taifun: Die Formel 1 bereitet sich in Suzuka auf das schlimmste Wetterchaos ihrer Geschichte vor. Nach langen Beratungen von Fahrern, Teamchefs und lokalen Politikern wurde der komplette Trainingstag am Samstag aus Sicherheitsgründen gestrichen und die Rennstrecke geschlossen. Das Qualifying soll nun am Sonntag vor dem Rennen nachgeholt werden. Noch nie zuvor hatten die Naturgewalten einen arbeitsfreien Tag an einem Formel-1-Wochenende erzwungen.

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Die verregnete Boxengasse von Suzuka am frühen Freitagabend
"Sowas habe ich noch nie erlebt. Aber die Sicherheit geht vor, das haben wir immer wieder deutlich zum Ausdruck gebracht", meinte Weltmeister Michael Schumacher, der die Absage gelassen nahm: "Dann werden wir uns jetzt halt eine Halle suchen und Fußball spielen, damit wir den Tag nicht so rumgammeln." BMW-Sportdirektor Mario Theissen sprach von der "einzig richtigen Entscheidung unter diesen Bedingungen", für Mercedes-Sportchef Norbert Haug war es "das nasseste Freitagstraining der Formel 1". In Windeseile bauten die Teams ihre Kommandostände ab und brachten Autos und Ausrüstung in Sicherheit.#w1#
Morgen Nachmittag erreicht das Unwetter seinen Höhepunkt
Der große Regen war wie vorhergesagt in der Nacht zum Freitag über Suzuka gekommen, nahm den ganzen Tag an Stärke zu und war einer der Vorboten des nahenden Tropensturms mit der Nummer 22, der inzwischen zum Super-Taifun hochgestuft wurde. Der Höhepunkt des Unwetters mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 km/h wird am Samstag zwischen 12:00 und 16:00 Uhr Ortszeit erwartet.
Ob der Große Preis von Japan am Sonntag planmäßig stattfinden kann, stand am Freitag in den Sternen. Es hängt unter anderem von der Spur der Verwüstung ab, die der Tropensturm hinterlassen wird. Die Wetterlage soll sich nach dem Unwetter schnell bessern, das jedenfalls sagten die Meteorologen anhand der Satellitenbilder voraus. Sollte sich diese Einschätzung bestätigen, würde zunächst am Sonntag die Vorqualifikation nachgeholt (ab 02:00 Uhr MESZ), anschließend soll im Qualifying (ab 03:00 Uhr MESZ) die Startaufstellung für das Rennen ermittelt werden.
"Auf Anordnung der lokalen Politiker haben sich die Offiziellen des 'Suzuka Circuits' für eine komplette Schließung der Rennstrecke am Samstag entschlossen", teilten die in Japan verantwortlichen drei Rennkommissare des Automobilweltverbandes FIA mit. Dem Vorschlag sei die FIA schließlich unter Berufung auf Artikel 141 des Sporting Codes gefolgt und habe die angesetzten Trainingssitzungen für Samstag gestrichen. Dem FIA-Trio gehört auch ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk an.
Schumacher: "An Fahren nicht zu denken"
"Wenn sich die Bedingungen nicht bessern, ist an Fahren nicht zu denken. Und es soll ja sogar alles noch viel schlimmer kommen", hatte Michael Schumacher schon nach dem Freien Training gesagt. Der Ferrari-Star behielt am Freitag auch im Dauerregen den Durchblick und fuhr unter irregulären Bedingungen in 1:45.388 Minuten Bestzeit. Dabei lag sein Rundenschnitt trotz Aquaplanings bei erstaunlichen 198,364 km/h. Immer wieder gab es zahlreiche Dreher und Ausrutscher, die alle glimpflich verliefen.
Doch ganz wohl war Schumacher nicht in seiner Haut: "Jeder weiß, dass man bei diesen Verhältnissen nicht schneller als 80 km/h fährt. Wir aber sollen viel schneller sein - und das bei der Wasserdichte mit unseren breiten Reifen." Über eine mögliche Absage des Rennens habe er noch nicht nachgedacht, meinte der 35-Jährige: "Vielleicht fahren wir dann am Montag oder Dienstag, wir sind eh alle hier."
Zweitschnellster im Freitagstraining war der Italiener Giancarlo Fisichella im Sauber-Petronas in 1:46.102 vor McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen aus Finnland in 1:46.749. Timo Glock kam im Jordan-Ford auf einen achtbaren sechsten Rang (1:49.277). Er gewann das teaminterne Duell gegen den Mönchengladbacher Nick Heidfeld, der in 1:49.286 Siebenter wurde. Ralf Schumacher landete im BMW-Williams in 1:49.736 auf der zwölften Position.

