• 03.03.2004 15:54

  • von Marco Helgert

Berger: Formel 1 "sieht fast aus wie ein Video-Game"

Ex-BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger platzierte einige Wünsche für die Saison 2004 und die Zukunft der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nach mehr als 200 gefahrenen Grand Prix und mit seiner Erfahrung als Motorsportdirektor bei BMW kennt Gerhard Berger die Formel 1 in- und auswendig. Die Formel 1, die der Österreicher zu Beginn seiner aktiven Motorsportkarriere erlebt hat, unterschied sich grundlegend von der heutigen. Die Turbomotoren in den 80er Jahren waren den heutigen Triebwerken an Leistung klar überlegen, elektronische Hilfsmittel hatte der Fahrer jedoch nicht.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger wünscht sich ein wenig der "alten" Formel 1 zurück

So liest sich Bergers Wunschliste für die Formel 1 ein wenig wie eine Rückbesinnung in jene Zeit, in der die Formel 1 spannende Rennen en masse ablieferte. Dabei ist der erste Wunsch des Tirolers durchaus wahrscheinlich ? eine spannende Saison. "Ich erwarte einen beinharten Dreikampf zwischen Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes", so Berger gegenüber dem 'kicker'.#w1#

Berger wünscht sich "quer stehende Rennautos"

"Auch der Renault wird in den Rennen sehr ungemütlich werden", und "McLaren darf man nie unterschätzen", fuhr Berger fort, der noch weitere Vorschläge für eine spannendere Formel 1 auf Lager hat. "Ich wünsche mir schon lange, dass die elektronischen Fahrhilfen noch ein bisschen mehr eingebremst werden, als es für 2004 ohnehin geschieht, dass also quer stehende Rennautos künftig wieder vom Fahrer beherrscht werden und nicht von der Technik."

Die Startautomatik ist aber dieser Saison wieder verboten, doch Berger würde, wie viele Formel-1-Fans auch, gern noch weniger Technik sehen. "Weg mit der Traktionskontrolle! Weg mit der Servolenkung!", so der 44-Jährige. Und weiter: "Ich wünsche mir, dass die Motorleistung der Formel 1 nicht zu sehr reduziert wird - das ist ja auch schon wieder im Gespräch."

"1000 PS wären heute ideal für einen Formel-1-Motor"

Gegenüber den Turbomotoren vor knapp 20 Jahren sind die heutigen Triebwerke "Weißenknaben". "1000 PS wären heute ideal für einen Formel-1-Motor", so Berger. "Wenn inzwischen sogar Seriensportwagen 600 PS leisten, sind 1000 PS wirklich vertretbar. Aber was die Fans wirklich sehen wollen, ist der Ritt auf der Kanonenkugel. Den erleben die Zuschauer zwar bei den Motorradrennen, aber in der Formel 1 leider nicht mehr. Momentan hat die Formel 1 einen zu stark kontrollierten Ablauf - im TV sieht das fast schon aus wie ein Video-Game."

Damit die am Wochenende beginnende Formel-1-Saison dennoch spannend wird, sollte der neue Ferrari stark genug sein, um der Konkurrenz weiter die Stirn zu bieten. "Und ich glaube, dass wir den auch sicher sehen werden", so Berger, der sich außerdem wünscht, "dass die beiden Reifenhersteller Michelin und Bridgestone 2004 etwa gleichauf und gleich stark sein werden. Weil ich es schade fände, wenn das Bild durch die Reifensituation verzerrt würde."

"BMW-Williams ist 2004 nicht überlegen"

Sein altes Team BMW-Williams, für das er auf dem Motorensektor noch bis vor einem halben Jahr die Mitverantwortung trug, schätzt Berger sehr stark ein. "Ich glaube, die Jungs haben wieder eine gute Saison vor sich. Williams hat gut weiterentwickelt, das Auto funktioniert prächtig, aber ich möchte warnen: BMW-Williams ist 2004 nicht überlegen!"

Auch der Abgang des letzten großen Charakterkopfes der Formel 1 ist nicht spurlos am Tiroler vorübergegangen. "Ich wünsche mir, wir hätten weiter Jacques Villeneuve im Feld", erklärte er. "Wenn er als Weltmeister 1997 den Weg gewählt hat, bei BAR viel Geld zu verdienen, kann ich das nachvollziehen. Schade ist es trotzdem."