• 19.12.2006 15:26

Hut ab!

Seit über 30 Jahren gibt es den 911er Turbo, und genauso lange begeistert er Sportwagenpiloten. Mit dem aktuellen Modell wird sich daran nichts ändern

(Motorsport-Total.com/autogericke.de) - Der Briefkasten in Zuffenhausen soll angeblich aus allen Nähten geplatzt sein, als Porsche seinerzeit den 911er mit "Spiegelei-Lampen" in die Läden stellte. Die Idee dahinter, die Blinker zu integrieren, kam bei der Kundschaft gar nicht gut an.

Porsche hat reagiert, Modell 997 der 911er-Reihe glänzt mit klassischen Solo-Strahlern, während die modernen LED-Blinker grimmig aus der Stoßstange herausschauen. Klassisch, sportlich - und mit dem nötigen Touch an Aggressivität, auf diesen Nenner lässt sich der erste Gesamteindruck nach einem Rundgang um den 480 PS starken Schwaben bringen.#w1#

Titel-Bild zur News: 911er Porsche

Der schwache Sound und der kleine Tank trüben das Vergnügen etwas

Auffällig sind die großen Seitenkästen, auch Pustebacken genannt, über die sich der Turbo die notwendige Frischluft holt. Ansonsten wird auf Schnickschnack verzichtet; traditionell ziert das Heck ein Spoiler, zwei amtliche Auspuffrohre runden den Hintern ab. Auch bei der 19 Zoll Bereifung gibt es keine Kompromisse; 235er vorne und stolze 305er hinten bieten reichlich Auflagefläche bei hohen Geschwindigkeiten, zu denen wir später noch kommen.

Einsteigen und Starten

Nach so viel Appetit von außen freuen wir uns auf das Interieur, und werden nicht enttäuscht. Perfekte Sitze, eine komplette Leserausstattung und die insgesamt ausgezeichnete Verarbeitung in allen Details machen wirklich Freude. Und, im Gegensatz zum Vorgänger besteht das Cockpit jetzt aus einem Stück, was der Gesamtoptik sehr zugute kommt.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Stoppuhr auf dem Armaturenbrett, die eine Komponente des Sport-Chrono-Pakets ist. Für 1485 Euro baut Porsche dann auch noch eine Drehmomentanhebung ein, die das Limit für zehn Sekunden auf maximal 680 Nm anhebt. Ein extra Boost fürs Ampelduell.

Zeit für eine erste Ausfahrt, denn wir wollen jetzt endlich sehen und erleben, wie genügsam der schnelle Stuttgarter in der Stadt ist, und wie schnell wir ihn auf Autobahn und Teststrecke ans Limit bringen können.

In der Stadt

Nach den ersten Metern blickt unser Testpilot etwas enttäuscht nach hinten. Wo ist der Sound? Tatsache, so kraftvoll der Motor auch ist, das reine Klangerlebnis steht beim Turbo eher hinten an, da hat sein günstiger Bruder Cayman klar die Nase vorn.

Das reine Fahrvergnügen beeinträchtigt diese Tatsache aber nicht. Erstaunliches am Rande: trotz eindeutigem Hang zur Sportlichkeit fährt sich der neue Turbo im Stadtverkehr äußerst komfortabel und nicht etwas bretthart, wie viele vermuten würden. Die härtere Gangart lässt sich auf Knopfdruck dazuregeln, was aber wirklich erst bei Geschwindigkeiten von 180 km/h aufwärts notwendig ist.

Ein typisches Stadt- und Einkaufsauto ist der Porsche zwar nicht, doch seine Alltagstauglichkeit ist unumstritten. Gut 100 Liter gehen in den Kofferraum unter der Haube, damit sind einem Großeinkauf natürlich gewisse Grenzen gesetzt. Eine andere Grenze zeigt der Tank auf, der mit 67 Litern nicht zu den Größten zählt, jedoch ist Porsche durch die Allradbauweise hier einfach an Grenzen gestoßen. Bedenket man, dass der Elfer bei sportlicher Fahrweise recht schnell an die 20 Liter schluckt, sind regelmäßige Tankstellenbesuche Pflicht.

Auf der Teststrecke

Klar ist aber auch: wer einen 911er fährt, der weiß um diese Verbrauchswerte. Und so wenig dieser Porsche mit Sprit geizt, so wenig macht er es auch mit nahezu unübertroffenen Fahrleistungen. Dank der neuen Turbinengeometrie - die variablen Schaufelräder können 1.000 Grad standhalten - bietet der Motor eine traumhafte Leistungscharakteristik. Durchzug ist die Parole, und zwar ohne Turboloch oder ähnliches, dieses Auto hängt immer am Gas. Der Motor ist drehfreudig und entsprechend schnell ist man auch im Begrenzer.

Allradtechnik und Traktionskontrolle sorgen dafür, dass die gesamte Power auf die Straße kommt, und selbst bei Geschwindigkeit jenseits der 300 km/h bleibt diese Auto unglaublich spurtreu und sicher. Mit aktiviertem ESP schiebt der 911er ganz leicht über die Hinterräder, was aber auch sofort wieder elektronisch korrigiert wird. Ohne ESP ist der natürlich erwartungsgemäß hecklastig und schnell übers Limit zu bewegen. Ungeübte Fahrer sollten daher tunlichst den Finger von der ESP-Taste lassen.

Ein Wort noch zu den Bremsen, die bei derartiger Power extrem wichtig sind. Haben wir die Serien-Verzögerer beim Cayman noch bemängelt, so loben wir jetzt gerne die große Keramikbremsanlage des Elfer, die keine Wünsche offen ließ. Wie überhaupt es bei diesem Auto kaum etwas zu bemängeln gibt. Den motorsportlichen Kick " den kann man sich im Porsche 911 Turbo definitiv holen.

Mein Fazit

Ein Traum von einem Auto, daher ziehe ich heute zum ersten Mal die Höchstnote. Hier steckt richtig viel Motorsport drin. Ein agiles Fahrzeug ohne wenn und aber. Der Wagen ist absolut alltagstauglich und eben auch auf der Rennstrecke eine Nummer ein.

Phänomenales Handling, toller Motor, extrem überzeugende Fahrleistungen. Schwächen? Wenn überhaupt, dann der kleiner Tank und der etwas dünne Sound. Preis und Verbrauch möchte außen vorlassen, denn wer einen Elfer kauft, weiß worauf er sich einlässt. Und er kauft einen echten Klassensieger.

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