Der neue BMW 7er (2022) ist opulenter und streitbarer denn je
Bärenstarke (E-)Antriebe, irrer Innenraum-Luxus und Hightech en masse sollen den neuen 7er attraktiv machen - Aber das mit der Attraktivität ist so eine Sache
(Motorsport-Total.com/Motor1) - BMWs neues Flaggschiff ist auf der Erde gelandet und wie das bei den Münchnern inzwischen "gute" Tradition ist, wird es .. sagen wir mal so .. für reichlich Diskussionen sorgen. Die inzwischen siebte Generation des 7er (jetzt BMW 7er Gebrauchtwagen kaufen)s ist elektrischer, autonomer, größer und luxuriöser als je zuvor. Und sie soll sich optisch mehr denn je von den übrigen BMW-Baureihen abheben. Dieses Ziel wurde - ähem - zweifelsfrei erreicht.

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BMW i7 (2022) Zoom
Nun ist es - und sei das Verlangen noch so groß - müßig, sich über die Formgebung des Neuen aufzuregen. Der Aufschrei kommt inzwischen bei fast jedem neuen BMW so zuverlässig wie das Amen in der Kirche und dennoch eilen die Bayern von Verkaufsrekord zu Verkaufsrekord. Alles richtig gemacht also. Thema erledigt. Wenden wir uns den harten Fakten und Innovationen zu. Davon gibt es - Sie ahnen es - mehr als genug.
Design/Abmessungen
Die neue Front mit den geteilten Leuchteneinheiten debütierte ja bereits vergangene Woche beim Facelift des X7. Luxusklasse bedeutet bei BMW künftig maximale Design-Abgrenzung. Der Befehl .. äh .. Wunsch kommt vor allem aus China, dem mit großem Abstand wichtigsten Markt für den 7er. Aber auch die Kundschaft aus dem mittleren Osten soll begeistert sein vom neuen Antlitz.
Die superschmalen Schlitze oben beherbergen Tagfahrlicht und Blinker und können optional mit Kristallglas geordert werden, hinter dem dann von 14 LEDs beleuchtete Swarovski-Kristalle für Erhellung sorgen. Im großen, dunklen Cluster darunter befinden sich Abblend- und Fernlicht, die man aber nur nachts sehen wird.
Die Niere hat nochmal einen ordentlichen Wachstumsschub hingelegt und leuchtet nun auf Wunsch auch. Das Heck gibt sich weit weniger kontrovers, wirkt elegant und durchaus gefällig. Interessant ist hier wohl, dass man künftig außer beim V8 und dem folgenden M760i PHEV keine Auspuffrohre mehr sehen wird.
Maybach lässt grüßen
Apropos M: Neben dem Standard-Outfit kann der 7er auch mit zwei M-Sportpaketen geordert werden, die spezielle Schürzen, 20- oder 21-Zoll große Räder und eine stattlichere Bremse beinhalten. Der rein elektrische i7 wird sich dagegen keine üppigen Extra-Würste herausnehmen. Ein paar blaue Akzente sind ihm genug. Neu für alle 7er ist die optionale Zweifarblackierung. Maybach lässt grüßen.
Der Wunsch nach mehr Prunk und Elite manifestiert sich auch in einem ziemlich monumentalen Wachstum. Der kurze 7er ist Geschichte, fortan darf es eine einzige Karosserievariante richten und die misst nun 5,39 Meter, satte 13 Zentimeter mehr als bisher.
Zum Vergleich: Die Mercedes S-Klasse mit langem Radstand ist 11 Zentimeter kürzer. Auch bei Breite (1,95 Meter) und Höhe (1,54 Meter) wurde der neue 7er gemästet. Hier gibt es ein Plus von 48 und 55 Millimeter. Der Radstand wächst nur minimal auf 3,22 Meter.
Antriebe
Bei einer ersten Ausfahrt mit getarnten Prototypen vor gut zwei Wochen verkündete uns BMW nicht ohne Stolz, dass es von Anfang an das Ziel gewesen sei, "drei Autos unter einer Hülle zu vereinen". Sprich, die neue Plattform ermöglicht vom Start weg alle Antriebsvarianten.
Der neue 7er kommt als rein elektrischer i7, und je nach Markt mit V8- und R6-Benzinern, einem R6-Diesel sowie ab Anfang 2023 mit zwei Reihensechszylinder-Plug-in-Hybriden. Etwas später folgt mit dem Performance-EV i7 M70 xDrive dann - und jetzt bitte ganz stark sein, liebe Traditionalisten - tatsächlich der stärkste Serien-BMW aller Zeiten. 660 PS soll der elektrische M auftischen.
Alle Motoren sind mehr oder weniger neu oder zumindest stark überarbeitet. Die Verbrenner gehen durch die Bank mit 48-Volt-Mildhybridsystem an den Start. Neu ist, dass sich die E-Maschine samt Leistungselektronik, die als Kurbelwellen-Startergenerator fungiert, im Gehäuse der 8-Gang-Automatik befindet. Das System boostet mit bis zu 12 PS und 200 Nm.
Höhere Gesamtreichweite
Noch interessanter wird es bei den kommenden Plug-in-Hybriden, denn auch deren Elektromotor (mit immerhin 200 PS und 280 Nm) sitzt "bauraumneutral" in der 8-Gang-Box. Die 18,7-kWh-Batterie mit 50 Prozent mehr Kapazität als beim Vorgänger verschwindet nun im Unterboden, was vermutlich der Fahrdynamik und ganz sicher der Kofferraumvolumen hilft.
Letzteres ist nun im Prinzip identisch mit dem der reinen Verbrenner. Die elektrische Reichweite steigt auf mehr als 80 Kilometer und auch die Gesamtreichweite soll dank größerer Benzintanks steigen. Außerdem lässt sich fortan mit bis zu 7,4 kW aufladen. Das entspricht einer Verdoppelung der Ladeleistung.
Zugegeben, das Motorenprogramm des neuen 7ers ist, auch weil es so viel Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten gibt, ein wenig verwirrend. Diese formschöne Tabelle dürfte den Durchblick zurückbringen:
Modell: 735i - 740i - 760i xDrive - 740d xDrive - 750e xDrive - 760e xDrive - i7 xDrive60 - i7 M70 xDrive
Motor: 3.0 R6 - 3.0 R6 - 4.4 V8 - 3.0 R6 Diesel - 3.0 R6 PHEV - 3.0 R6 PHEV -2x Elektromotor - 2x Elektromotor
Leistung: 286 PS / 425 Nm - 380 PS / 520 Nm - 544 PS / 750 Nm - 300 PS / 670 Nm - 490 PS / 700 Nm - 571 PS / 800 Nm - 544 PS / 745 Nm - 660 PS /+1.000 Nm
0-100 km/h: 6,7 s - 5,4 s - 4,2 s - 6,3 s - 4,9 s - 4,3 s - 4,7 s - < 4 s
Vmax: 250 km/h - 250 km/h - 250 km/h - 250 km/h - 250 km/h - 250 km/h - 240 km/h - tba
Verbrauch: 7,9 l - 7,0-8,0 l - 11,2 l - 5,9-6,9 l - 1,0-1,2 l - 1,1-1,2 l - (-) - (-)
el. Reichweite: (-) - (-) - (-) - (-) - >80 km (WLTP) - >80 km (WLTP) - 590 - 625 km (WLTP) - tba
Für wen: China - China, USA - USA, Middle East - Europa - alle - alle - alle - alle
Ab wann: November 2022 - November 2022 - November 2022 - Frühjahr 2023 - Frühjahr 2023 - Frühjahr 2023 - November 2022 - tba
Plattform/Fahrdynamik
Der Unterbau des intern G70 genannten 7ers ist eine Neuentwicklung. BMW verbindet neue mit vorhandenen Elementen, etwa dem iX-Baukasten oder dem Digital-Baukasten. Für die nötige Agilität und Souveränität sollen vergrößerte Spurweiten (vorne 48 mm, hinten 4 mm), größere und breitere Räder (mindestens 19 Zoll, maximal 22 Zoll) sowie Überarbeitungen an der Doppelquerlenker-Vorderachse und der Fünflenker-Hinterachse sorgen.
Der 7er verfügt über eine adaptive Zweiachs-Luftfederung mit elektronisch geregelten Dämpfern. Die neue Servolenkung arbeitet mit lenkwinkelabhängiger Übersetzung. Optional gibt es eine Hinterachslenkung mit bis zu 3,5 Grad Lenkwinkel (Wendekreis-Reduktion: 0,8 Meter) sowie eine 48-Volt-Wankstabilisierung.
Letztere kann jetzt nicht mehr nur Wankbewegungen aufgrund von einseitigen Fahrbahnunebenheiten reduzieren, sondern auch die Aufbauhöhe auf der entsprechenden Seite aktiv ausgleichen. Das System kam zuerst bei Rolls-Royce zum Einsatz und reduziert die Aufbaubewegungen bei starken Bodenwellen deutlich. Vom "Roller" hat man sich auch die zusätzlich mit Schaum befüllten Reifen abgeschaut, die den Akustikkomfort verbessern sollen.
Interieur
Bei der ersten Testfahrt vor zwei Wochen war der Innenraum noch weitestgehend abgedeckt. Jetzt zeigt sich, dass BMWs Bild von zeitgemäßem Luxus ein recht reduziertes ist. Im Vergleich zur Mercedes S-Klasse wirkt das Interieur eher aufgeräumt als opulent.
Das große Display kennen wir bereits vom iX. Im 7er vereint es einen 12,3-Zoll-Instrumentenscreen mit einem 14,9-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Im Instrumentendisplay blendet das Flaggschiff jetzt auch Augmented-Reality-Funktionen, etwa Abbiege-Pfeile zur Erleichterung der Navigation, ein.
Das neue Zentrum der Aufmerksamkeit (und unendlich vieler TikTok-Videos) dürfte aber die sogenannte Interaction Bar sein. Gemeint ist die Kristall-Leiste unter dem Bildschirm-Duo, die horizontal über das komplette Armaturenbrett bis weit in die Türen hinein verläuft und leuchtet wie ein Volksfest.
Über die berührungssensitive Leiste werden Klimasteuerung, Warnblinkanlage und das Handschuhfach betätigt. Wie der Wegfall weiterer praktischer Knöpfe von den Kunden aufgenommen wird, werden wir sehen.
Wie die Interaction Bar leuchtet, kann über die Fahrmodi und individuell bestimmt werden. Sie soll auch beim sicheren Aussteigen unterstützen (ein neuer Assistent erkennt, wann hier keine Gefahr droht), kann bei einem eingehenden Anruf aufleben und sie ist in der Lage, eine Ein- und Ausstiegsinszenierung aufzuführen.
Glücklicherweise lässt das neueste Bediensystem iDrive 8 den liebgewonnenen Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole noch am Leben. Hier bitte auch in Zukunft nichts ändern, liebe BMWler.
Integriertes In-Car-Kino-System
Wenn Sie Lust auf gehobenes Couch-/Lounge-Feeling haben, kann der 7er hier nun mit einer Sitzgarnitur in Kashmir aufwarten. Fühlte sich bei einer kurzen Sitzprobe sehr gut an. Leder gibt es aber nach wie vor in Hülle und Fülle, wenn man das möchte. Neu ist ein elegantes Zwei-Speichen-Lenkrad, das M-Volant hat drei Speichen.
Das absolute Highlight des neuen Innenraums befindet sich aber zweifelsfrei im Fond. Die Rede ist vom neuen Theater-Screen, einem ziemlich überwältigenden In-Car-Kino-System mit aus dem Dachhimmel klappendem 31,3-Zoll-8k-Monster-Screen, 36-Lautsprecher-Bowers-Wilkins-Surrround-Soundsystem und 5G-Streaming. Wir konnten das gute Stück bereits Probe-Schauen und waren reichlich angetan.
Auf dem elektrisch verstellbaren Gestühl in Reihe Zwei wird der betuchte Leib natürlich auch gekühlt und massiert. Wer noch mehr will: Erstmals gibt es im 7er-Fond auch eine Liegesitz-Option.
Der Business-Class-Stuhl befindet sich hinter dem Beifahrer-Sessel und erreicht mit einem Torsowinkel von maximal 42,5 Grad laut BMW den Klassenbestwert. Weitere Luxus-Goodies sind das größte, auf Wunsch hinterleuchtete Glasdach im Segment sowie automatische Türen.
Generell ist das Platzangebot im Fond des neuen 7ers gewachsen. Das gilt auch für die Kopffreiheit, die von der ansteigenden Dachlinie des Autos profitiert. Das Kofferraumvolumen wächst auf 500, 525 oder 540 Liter, je nach Antrieb (i7, PHEVs, Verbrenner). Die Anhängelast beträgt bis zu 2.100 Kilo.
Assistenzsysteme/Autonomes Fahren
Wie es sich für ein neues Flaggschiff gehört, macht der 7er beim Thema Autonomes Fahren einen ziemlich gewaltigen Schritt. Mehr als 30 Sensoren tummeln sich in seinem generösen Blechkleid.
Besonders stolz ist man auf den neuen Lidar- und den Full-Range-Radar-Sensor, laut BMW die beste Sensorik auf dem Markt. Erstmals können stehende und bewegliche Objekte unterschieden werden. Ganz vorne drin steckt wie beim iX eine 8-Megapixel Frontkamera. Dazu kommt eine 5G-Anbindung an die BMW-Cloud.
Das sind die Voraussetzungen für Level 3-Autonomie, die der 7er beherrschen wird. Wenn auch noch nicht zum Marktstart und dann auch nur bis 60 km/h. Ein kleiner Meilenstein ist den Kunden in Nordamerika vorbehalten.
Selbstständiges Parken
Dort darf man künftig auf dem Highway bis 130 km/h die Hände komplett vom Lenkrad nehmen. Zeitlich unbegrenzt. Außerdem erkennt das Auto, wann die Ausfahrt ansteht und bewerkstelligt das Abfahren selbstständig, auch wenn es dafür zuvor mehrere Spuren wechseln muss.
In der EU ist all das noch nicht reguliert, dafür kriegen wir immerhin die sogenannte Urban Cruise Control, die jetzt auch über eine Ampel-Erkennung verfügt, sich beim Losfahren also nicht mehr am Vordermann orientieren muss.
Parken kann der 7er jetzt auf Wunsch komplett allein. Egal, ob Sie sitzen bleiben wollen oder lieber von draußen mit dem Smartphone dirigieren. Bei Parklücken orientiert er sich künftig auch an Linien, nicht mehr nur an den anderen Fahrzeugen.
Sollte Ihr Architekt eine katastrophale Garageneinfahrt geplant haben, ist das nun auch kein Problem mehr. Sofern Sie das Teil einmal unfallfrei abfahren können, merkt sich der 7er den Weg und erspart Ihnen künftig den täglichen Schweißausbruch.
Bis zu 200 Meter geht das nun (genau wie das automatische Zurücksetzen, das bisher 50 Meter weit möglich war). Das Parkmenü ist per Taster an der Mittelkonsole direkt anwählbar und ließ sich beim ersten Test sehr leicht bedienen.
Marktstart und Preise
Puh, das waren eine ganze Menge Informationen, aber Sie haben auch noch ein wenig Zeit, sie alle (und vermutlich auch das neue Erscheinungsbild) zu verarbeiten. Der Marktstart des G70 7ers erfolgt weltweit im November 2022. Zu den Preisen haben sich die Münchner noch nicht geäußert. Wir gehen davon aus, das Auto im Sommer erstmals im Test bewegen zu dürfen.
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