Kawasaki-Crewchief: "Mit 15 oder 20 PS weniger wird die Aufgabe schwieriger"
Crewchief Pere Riba spricht über die finale Saison mit der Kawasaki ZX-10RR, bestätigt dass die Spitzenleistung das größte Problem ist und lobt Alex Lowes
(Motorsport-Total.com) - Kawasaki etablierte sich in der WSBK-Saison 2024 als dritte Kraft hinter Ducati und BMW. Nach Jonathan Reas Weggang übernahm Alex Lowes die Rolle des Teamleaders. Der Brite gewann zwei Rennen, stand insgesamt zwölf Mal auf dem Podium und beendete die Saison als WM-Vierter. Wir haben uns mit Crewchief Pere Riba über die finale Kawasaki-Saison, die Herausforderungen und die Zusammenarbeit mit Lowes unterhalten.

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Die Kawasaki ZX-10RR war in der WSBK 2024 gut für zwei Laufsiege Zoom
Für Pere Riba begann 2024 ein neues Kapitel. Von 2015 bis 2023 kümmerte sich der Spanier um das Motorrad von Jonathan Rea und feierte mit dem Rekord-Champion viele Erfolge. In der WSBK-Saison 2024 wechselte Alex Lowes Kawasaki-intern den Crewchief. Marcel Duinker, der sich von 2020 bis 2023 um Lowes gekümmert hatte, bekam mit Axel Bassani einen neuen Fahrer.
"Es war eine lange Zeit", bemerkt Riba mit Blick auf die Rea-Ära bei Kawasaki. "Ich arbeitete neun Jahre lang mit Johnny zusammen. Man gewöhnt sich aneinander und hat ab einem gewissen Punkt eine gemeinsame Basis."

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Pere Riba und Jonathan Rea schrieben die WSBK-Statistik um Zoom
Lowes war für Riba kein Unbekannter. "Ich kannte Alex schon vorher, weil er bereits die vier Jahre vorher für unser Team fuhr. Ich arbeitete aber nie direkt mit ihm zusammen", erklärt der Kawasaki-Crewchief, für den Lowes auch immer eine Orientierung war. "Der Teamkollege ist immer derjenige, den man zuerst besiegen möchte. Diese Rivalität hilft aber auch, wenn man die Situation gut kontrolliert", bemerkt Riba.
Welche Schwäche Pere Riba bei Alex Lowes in den Fokus rückte
An den Fähigkeiten von Lowes hatte Riba keine Zweifel. "Mir war klar, dass Alex schnell ist. Das sah man bereits bei Yamaha. Alex war immer schon sehr schnell, nah an Jonathan dran. Manchmal war er auch gleich schnell oder sogar schneller. Doch Alex war nicht so konstant wie Johnny. Er hatte mehr Höhen und Tiefen, auch wenn der pure Speed da war", beschreibt der Spanier.

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Alex Lowes blühte nach dem Wechsel des Crewchiefs auf Zoom
"Deshalb richtete sich bereits bei den Wintertests mein Fokus darauf, den guten Speed zu erhalten, aber mehr Konstanz zu finden", verrät Riba. "Von Beginn an hatte Alex eine sehr offene Einstellung. Das hilft immer sehr. Zudem gelang es mir, Alex richtig zu verstehen. Er konnte sich sehr gut ausdrücken und sehr präzise technische Feedbacks geben."
"Er genoss die Zusammenarbeit von Beginn an. Die Jahre zuvor war es für ihn nicht einfach. Es ist nie einfach, wenn man einen mehrfachen Weltmeister in seiner Box hat. Zudem hatte er in der Vergangenheit einige Verletzungen", nennt Riba die Gründe für die schwankenden Ergebnisse des Briten.

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Alex Lowes überraschte mit Saisonsiegen beim Saisonauftakt Zoom
Dass Lowes Rennen gewinnt und in einem Drittel der Rennen auf dem Podium landet, übertraf die Erwartungen. "Es hat mich beeindruckt, wie stark er war. Unser Motorrad war sehr gut, doch die Realität ist, dass einige Motorräder vor allem beim Motor gewisse Vorteile haben, auch wenn die Verantwortlichen der Meisterschaft, also die Dorna und die FIM ihr Bestes geben, um eine gute Chancengleichheit zu gewährleisten", erklärt Riba.
"Wenn man 15 oder 20 PS weniger hat, dann wird die Aufgabe schwieriger", unterstreicht Riba und lobt seinen Schützling: "Die Resultate, die er mit unserem Motorrad erreicht hat, sind fantastisch. Er kann sehr stolz sein."
Warum die Kawasaki auf den Geraden plötzlich schneller war
Obwohl die Kawasaki im Vergleich zu moderneren Superbikes, wie der Ducati Panigale V4R, der BMW M1000RR und der Honda CBR1000RR-R Fireblade, einen erheblichen Nachteil bei der Leistung hat, waren die Kawasaki-Piloten auf den Geraden konkurrenzfähiger. "Von 2023 zu 2024 änderten wir einige Dinge am Motorrad, die hilfreich waren", verrät Pere Riba.

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Alex Lowes verabschiedete sich in Jerez von seiner Kawasaki ZX-10RR Zoom
"Wir konnten das Potenzial des Motorrads besser nutzen, auch wenn die pure Leistung ähnlich war wie 2023. Die vorhandene Leistung können wir besser nutzen, was auf Änderungen an der Elektronik, Chassisbalance und Federung zurückzuführen ist", schildert der Kawasaki-Crewchief.

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Pere Riba und Alex Lowes blicken auf eine erfolgreiche Saison zurück Zoom
"Wenn man schneller aus der Kurve kommt, dann ist man auch auf der Geraden schneller", bemerkt Riba, der in der Spitzenleistung die größte Limitierung des Kawasaki-Superbikes sieht.

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Alex Lowes auf der neuen Bimota KB998 Zoom
In der Saison 2025 kümmert sich Riba um die neue Bimota KB998, die bei den Nachsaison-Tests in Spanien debütierte. Das neue Bimota-Superbike verwendet den bekannten Reihen-Vierzylindermotor der Kawasaki, der jedoch in einigen Details überarbeitet wurde.
Kawasaki ist in der WSBK 2025 nur noch mit dem Puccetti-Team vertreten, das mit Garrett Gerloff an den Start geht (welche Ziele Teamchef Manuel Puccetti für die Zukunft hat).


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