Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Pit Beirer

"Wollen um den WM-Titel kämpfen" - So lautet das klare Ziel von KTM - Davon ist man trotz Potenzial meilenweit entfernt - Vor allem bei Brad Binder läuft es nicht rund

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Pit Beirer

Vom gesteckten Ziel, dass man um den WM-Titel mitkämpft, ist KTM weit entfernt Zoom

die Serie an tollen Rennwochenenden hat sich auch in Barcelona fortgesetzt. Francesco Bagnaia hat sich nach dem bitteren Sturz im Sprint (in der letzten Runde in Führung liegend) mit dem Sieg im Grand Prix wieder eindrucksvoll zurückgemeldet.

Dass er im Grand Prix das entscheidende Manöver gegen Jorge Martin ausgerechnet in seiner Sturzkurve vom Samstag gesetzt hat, war beeindruckend. Trotz der tollen Vorstellung am Sonntag setzt sich Bagnaias Achterbahnsaison fort - hopp oder top.

Martin ist immer vorne dabei und sammelt fleißig seine WM-Punkte. Und Marc Marquez hat so wie in Le Mans nach verpatztem Qualifying in beiden Rennen wieder eine tolle Aufholjagd gezeigt. Er war und ist ein starker Racer.

Die Saison ist natürlich noch sehr, sehr lang, aber es sieht alles nach einem WM-Dreikampf zwischen diesen drei Fahrern aus. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass am Ende ein Ducati-Fahrer Weltmeister wird.

"Wir wollen um den WM-Titel kämpfen", war im Winter die klare Ansage von KTM-Motorsportchef Pit Beirer. Also danach sieht es momentan nicht aus. KTM fährt bisher den eigenen Zielen klar hinterher. Wobei Potenzial vorhanden ist.

Pedro Acosta

Rookie Pedro Acosta setzt sich Woche für Woche toll in Szene Zoom

Woche für Woche zeigt Super-Rookie Pedro Acosta mit der RC16 in GasGas-Farben seinen Speed und mischt toll vorne mit. Okay, er ist nach Le Mans auch in Barcelona am Sonntag gestürzt. Aber das gehört zum Lernprozess dazu.

Viel wichtiger ist, dass er sich immer in der Spitzengruppe fantastisch in Szene setzt. Denn dort lernt er viel mehr, als wenn er irgendwo auf Platz zwölf herumfährt. Wo er mit dem weichen Reifen am Ende gelandet wäre, wissen wir nicht. Aber ich finde, Acosta zeigt beeindruckende Leistungen.

Saison für Brad Binder bisher zum Vergessen

Vor allem wenn man es mit Brad Binder vergleicht. Als im Winter Beirer vom WM-Kampf als Ziel gesprochen hat, war natürlich der Südafrikaner gemeint. Der WM-Titel ist von beiden das große Ziel. Deshalb wurde im Vorjahr im Sommer der Vertrag bis Ende 2026 verlängert.

Das Barcelona-Wochenende war ein Sinnbild für Binders bisher turbulente Saison. Als er am Freitagnachmittag innerhalb von elf Minuten zweimal in Kurve 2 gestürzt ist, habe ich schon befürchtet, dass es so ein Desaster wie in Le Mans wird.

Aber mit dem direkten Q2-Einzug und Startplatz vier hat Binder wieder gezeigt, dass er es kann und die KTM Potenzial hat. Auch im Sprint ist er bis zum bitteren Sturz in Führung liegend toll gefahren. Im Grand Prix wurde es dann ein blasser achter Platz.

Brad Binder

Viele Stürze und nur seltene Highlights: Brad Binders schwierige Saison Zoom

Mit zweiten Plätzen in beiden Katar-Rennen hat Binders Saison so begonnen, wie man sich das erwartet hat. Aber dann stand er schon in Portugal im Schatten von Acosta. Binder sagte damals offen, dass es Acosta schlicht besser gemacht hat.

Vor Austin hat sich Binder beim Motocross-Training eine Fußverletzung zugezogen, die ihn dann doch mehr behindert hat, als er gedacht hätte. Aber irgendwie hat er sich da schon in dieser Spirale befunden, dass wenn es nicht gut läuft auch noch Pech hinzukommt.

Im Jerez-Sprint ist Binder so wie viele Fahrer auf einem nassen Fleck ausgerutscht. Im Grand Prix wurde es Platz sechs. Dann hat das Le-Mans-Wochenende mit drei Stürzen am Freitag begonnen. Im Qualifying gab es mit einem Motorrad ein Elektronikproblem.

Anschließend gab es gelbe Flaggen und Binder stand auf dem letzten Startplatz. Und nun eben Barcelona. Nach sechs Rennwochenenden ist Binder in der WM auf dem achten Platz zu finden - 80 Punkte hinter Martin. Dieser Zug ist abgefahren.

Auch das KTM-Team hat Fehler gemacht

Nach Katar habe ich in dieser Kolumne geschrieben, dass KTM mit Binder und Acosta zwei Kaliber hat, die Weltmeister werden können. Davon bin ich nach wie vor überzeugt. Aber Binder ist in diesen negativen Strudel geraten, den er dringendst durchbrechen muss.

Das liegt zum Teil auch an KTM selbst. "Ich denke, wir waren nicht sehr glücklich, das Paket zusammenzubringen", hat Beirer wenige Minuten vor dem Barcelona-Start im Gespräch mit Dorna-Experte Simon Crafar gesagt.

"Wir haben in den falschen Momenten Fehler gemacht, auch wir [als Team]. Das Motorrad war im richtigen Moment nicht bereit, wenn man hinausfahren musste. Und dann sind wir gestürzt. Wir haben in dieser Saison schon so viele rote Sektoren gesehen."

Francesco Guidotti, Pit Beirer

Francesco Guidotti und Pit Beirer erleben eine Achterbahnfahrt Zoom

"Wenn man sie aneinanderhängen würde, dann hätten wir eine tolle Performance. Aber unsere Schwäche im Qualifying, und dann befindet man sich in einer Abwärtsspirale. An diesem Wochenende sind wir mit zwei Fahren in der zweiten Reihe."

"Basierend darauf können wir unsere Performance zeigen. Man hat in Katar gesehen, dass unser Motor stark ist. Auch der Grip, der in den vergangenen Jahren ein Problem war, ist nun besser. Wir haben bei vielen Dingen Fortschritte gemacht, aber es zählt, wenn es auf dem Papier steht."

Im Barcelona-Ergebnis steht ein achter Platz. Bezeichnend ist auch der Blick auf die Teamwertung. KTM ist auf dem sechsten Platz und Tech3 auf dem siebten. Denn gefühlt sammelt nur Binder für KTM Punkte sowie Acosta für Tech3.

Der frühe Sturz von Jack Miller in Barcelona war wieder einmal bezeichnend für den Australier. Von Augusto Fernandez ist in dieser Saison kaum etwas zu sehen. Ich bin gespannt, welche beiden Fahrer KTM nächstes Jahr ins Projekt holt.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

Wer war aus Ihrer Sicht der Verlierer des MotoGP-Wochenendes? Teilen Sie mir Ihre Meinung auf Facebook unter "Racing inside mit Gerald Dirnbeck" mit. Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!