Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Marc Marquez

Marc Marquez muss akzeptieren, dass er den Erfolg nicht erzwingen kann - Sein Verhalten (u. a. Mittelfinger) ist eines großen Champions nicht würdig

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Fünf Stürze an einem Wochenende waren einer zu viel Zoom

das Wochenende auf dem Sachsenring war wieder ein ganz großes Fest! Am Sonntag haben rund 96.000 Fans für viel Stimmung gesorgt. Mit 233.196 Besuchern am gesamten Wochenende wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Toll!

Genau das braucht es, damit wir langfristig einen Grand Prix in Deutschland haben. Denn Spektakel wurde uns wieder viel geboten. Vor einer Session gibt es eigentlich meist zwei Fragen: welcher Ducati-Fahrer ist vorne und was passiert wieder bei Marc Marquez?

In unserer traditionellen Montagskolumne nach dem Saisonauftakt in Portugal habe ich geschrieben, dass es Marquez nicht mit der Brechstange versuchen sollte. Denn sonst drohen weitere Verletzungen und Ausfälle.

Ja, die Honda ist derzeit kein Siegerbike. Zuletzt habe ich nach Mugello in der Kolumne geschrieben, dass trotzdem respektable Ergebnisse möglich sein können. Vierte, fünfte, sechste, siebte Plätze kann Marquez trotzdem erreichen, wenn es ganz gut läuft.

Klar, Marquez interessiert nur der Sieg. Aber er muss auch akzeptieren, dass das momentan nicht möglich ist. Was herauskommt, wenn er wieder mehr als möglich herausholen will, haben wir auf dem Sachsenring gesehen.

Sein Einsatz ist einerseits bemerkenswert. Das hat ihm über viele Jahre auch zahlreiche Siege gebracht. Dass er nach den drei Stürzen im Qualifying immer aufgestanden und zurück in die Box geeilt ist, zeigt, dass er niemals aufgibt.

Marc Marquez

Alleine im Qualifying lag Marc Marquez dreimal auf der Nase Zoom

Aber schon nach dem Sprint hielt er fest, dass es das Risiko nicht wert ist. Der elfte Platz auf einer seiner Paradestrecken war bestimmt ein Tiefschlag. Der fünfte Sturz im Warm-up war dann einer zu viel. Er hat mit einem gebrochenen Daumen das Handtuch geworfen.

Und damit sind wir wieder beim entscheidenden Punkt. Er muss die Situation akzeptieren und sollte es nicht mit der Brechstange versuchen. Denn was hilft es, wenn neue Entwicklungen kommen sollten, während Marquez verletzt zu Hause sitzt?

Werfen wir einen kurzen Blick zur Formel 1. Ein Lewis Hamilton ist bestimmt nicht glücklich, dass er mit seinem Mercedes seit eineinhalb Jahren keine Chance gegen Max Verstappen und Red Bull hat - vor allem nach dem WM-Finale in Abu Dhabi 2021.

Hinter den Kulissen wird es bei Mercedes bestimmt auch deutliche Worte gegeben haben. Aber hat Hamilton je übertriebene Aktionen gezeigt? Nein. Er hat sich öffentlich immer hinter das Team gestellt, um gemeinsam wieder konkurrenzfähig zu werden.

Verhalten eines großen Champions unwürdig

Ganz anders Marquez. Seine Geste nach dem Sturz in Mugello war bezeichnend. Und der Mittelfinger nach einem abgefangenen Highsider auf dem Sachsenring ebenso. Ist das in einer Krise das Verhalten eines großen Champions, wenn wir es mit Hamilton vergleichen?

Und wie viele Jahre war einem Andrea Dovizioso klar, dass er mit der Ducati nur fünfte, sechste, siebte Plätze holen kann? Hat er übertriebene Aktionen gezeigt? Nein. Er hat sich in die Arbeit reingekniet und den Grundstein für die derzeitige Ducati-Dominanz gelegt.

Ich würde gerne wissen, was Marquez in den Momenten nach dem Sturz im Warm-up durch den Kopf gegangen ist. Für mich hat es so gewirkt, als ob in diesem Moment etwas mit ihm passiert ist. Dass er vielleicht innerlich mit Honda abgeschlossen hat.

Marc Marquez

Hat Marc Marquez innerlich mit Honda abgeschlossen? Zoom

Denn nach diesem Wochenende kann ich mir kaum noch vorstellen, dass wir noch einmal die alten, glorreichen Zeiten von Marquez und Honda zusammen erleben werden. Das Band scheint endgültig zerschnitten zu sein.

Wird Marquez in Assen überhaupt fahren? Will er den Vertrag um ein Jahr vorzeitig mit Saisonende auflösen? Hat er überhaupt eine realistische Alternative bei einer anderen Marke? Da würden derzeit nur Ducati und KTM in Frage kommen, denn ihn interessiert nur ein Siegerbike.

Aber Ducati hat genug starke Fahrer und bräuchte einen Marquez gar nicht. Und KTM muss vordergründig die Situation mit Pedro Acosta lösen. Denn Acosta könnte vom Talent her der "neue" Marquez sein, mit dem KTM in naher Zukunft WM-Titel gewinnen könnte.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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