"Waren im Vorfeld zu hart": Nun viel Lob der MotoGP-Fahrer für Indien-Kurs

Nach Reisechaos und Sicherheitsbedenken stellt sich die Situation vor Ort positiv dar - Die Fahrer schildern nach der Streckenbegehung ihre ersten Eindrücke von Indien

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld der MotoGP-Premiere in Indien gab es viel Skepsis. Die Fahrer sorgten sich um die Sicherheit und ob die Auslaufzonen des Buddh-International-Circuits angemessen seien. Anfang der Woche sorgten obendrein Visa-Probleme für ein Reisechaos. Trotzdem war das Paddock am Donnerstag so gut wie vollständig. Es fehlten hier und da noch Mechaniker, aber alle Fahrer waren vor Ort.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Viele Fahrer inspizierten die Buddh-Rennstrecke zu Fuß Zoom

Von den prominenten Namen kamen Marc Marquez und Brad Binder erst Donnerstagmorgen in Neu-Delhi an. Einige Flüge von Europa nach Indien mussten Anfang der Woche auch aufgrund des Militäreinsatzes der aserbaidschanischen Armee in Bergkarabach gestrichen oder umgeleitet werden.

"Die Dorna hat den Grand Prix durchgedrückt und letztlich fahren wir jetzt dort", sagt Stefan Bradl, der im LCR-Team für Alex Rins einspringt. "Immerhin ist Indien einer der größten Zweirad-Märkte der Welt." Deshalb besteht von den Herstellern das Interesse an diesem Grand Prix.

Einige Fahrer inspizierten die fünf Kilometer lange Strecke bereits am Mittwoch zu Fuß und zeigten sich beeindruckt. "Ich denke, wir waren etwas zu hart, bevor wir hierhergekommen sind und es selbst gesehen haben", meint etwa Pol Espargaro. "Es ist viel besser als wir alle erwartet haben."

Sicherheitssituation ähnlich wie bei anderen Strecken

Auch Weltmeister Francesco Bagnaia sieht keine Sicherheitsbedenken mehr: "Manche Auslaufzonen scheinen etwas zu klein zu sein. Ich bin aber mit dem Sicherheitschef eine Runde im Auto gefahren und er hat mir alles erklärt."

"Sie haben ihre Gründe, warum sie der Meinung sind, dass alles okay ist." Am Donnerstag erhielt die Strecke die FIM-Homologation. Auch die Fahrer gaben ihr grünes Licht. Der Asphalt ist auch nicht so schmutzig wie erwartet, weil in den vergangenen Tagen viel gereinigt worden ist.

Buddh-International-Circuit

Die Strecke hat von der FIM und auch von den Fahrern grünes Licht erhalten Zoom

"Einige Mauern stehen recht nahe, aber es ist besser als erwartet", findet Alex Marquez. Vor allem die Auslaufzone von Kurve 4, nach der einen Kilometer langen Gegengeraden, wurde als mögliche Problemstelle ausgemacht.

"Es ist nicht schlecht, es sind 70 oder 90 Meter [Sturzbereich]. Wenn man stürzt, dann rutscht man normalerweise in die andere Richtung", meint Alex Marquez, dass man dort nicht Richtung Mauer rutschen sollte. Außerdem sollen dort Airfences aufgestellt worden sein.

"Wir haben über die Auslaufzone am Ende der Geraden gesprochen", sagt Johann Zarco diesbezüglich. "Es könnte dort etwas besser sein. Wenn man keine Bremsen hat oder wenn im Regen das Vorderrad blockiert, könnte es dort problematisch sein."

"Aber wenn man daran denkt, dann gibt es auch viele andere Strecken in Europa oder in Texas, wo das so ist. Man darf deshalb nicht denken, dass es hier gefährlicher ist. Generell ist die Situation aber besser als erwartet."

Nur einer hat sich nicht mit Videospiel vorbereitet

Dieser Einschätzung stimmt auch Pol Espargaro zu: "Hier ist nichts kritisch, aber es kann natürlich besser sein. Es ist nicht riskanter als woanders. Auf allen Strecken kann man etwas verbessern, weil die Motorräder jedes Jahr schneller werden."

Da es im Gegensatz zur Formel 1 in der MotoGP keine Simulatoren gibt, haben sich die Fahrer unterschiedlich auf die neue Strecke vorbereitet. Manche nutzten Computerspiele, um sich den Kurvenverlauf einzuprägen, andere schauten sich Videos von den alten Formel-1-Rennen dort an.

"Indien wird eine ganz interessante Geschichte", ist Bradl überzeugt, "weil kein MotoGP-Bike je auf der Strecke gefahren ist und es auch keine Reifentests gab. Bisher konnte man sich den Kurs nur auf YouTube-Videos anschauen und auf der Playstation alte Formel-1-Rennen fahren."

Einer hat komplett darauf verzichtet. Nach Misano weilte Jack Miller in Australien. Seine Frau Ruby brachte eine gesunde Tochter zur Welt. Von seiner Heimatstadt Townsville machte sich Miller schließlich auf den Weg nach Indien.

Seine Gedanken drehten sich in der vergangenen Woche deshalb nicht um die neue Rennstrecke. "Ich spiele keine Videospiele oder schaue mir YouTube-Videos an", winkt der KTM-Fahrer ab. "Ich habe mir die Strecke noch gar nicht angesehen und werde sie später abgehen."

"Fantastisch": Viel Lob für das Streckenlayout

Durch die Bank erhält das Layout mit acht Rechts- und fünf Linkskurven viel Lob. Die Wörter interessant und fantastisch waren von vielen Fahrern zu hören. "Das Layout ist anders als bei anderen Strecken", findet Bagnaia.

"Ich denke", ergänzt Miguel Oliveira, "sie haben hier versucht, Kurven von verschiedenen Strecken zu nehmen. Es sieht interessant aus. Es gibt diese Kurve in diesem Stadionkomplex. Das sieht ziemlich cool aus. Aber das Layout erinnert mich nicht an eine bestimmte andere Strecke."

Jorge Martin, Alex Marquez

Am Donnerstag äußerten sich die Fahrer durchweg positiv zur neuen Strecke Zoom

Der Kurs ist außerdem nicht komplett eben, sondern es gibt Höhenunterschiede - wenn auch nicht ganz so extrem wie in Portimao. Und es gibt auch überhöhte Kurven. Die lange Gegengerade ist mit einem Kilometer fast so lang wie jene in Austin.

Neben der Herausforderung neue Strecke kann das Wetter in Indien eine Rolle spielen. Am Donnerstag war es über 30 Grad Celsius heiß. Als am Nachmittag einige Fahrer ihren Trackwalk machten, begann es plötzlich zu schütten.