• 22.08.2008 15:02

  • von David Pergler

Rossi: "Es ist ein gutes Gefühl"

Valentino Rossi hat Mitleid mit der Michelin-Konkurrenz, spricht über seinen Punkte-Vorsprung und erfährt höchstes Lob von seinem Boss Davide Brivio

(Motorsport-Total.com) - Valentino Rossi kann sich zurücklehnen - satte 50 Zähler Vorsprung hat der Yamaha-Superstar Vorsprung auf seinen direkten Verfolger Casey Stoner. Das bedeutet, Rossi könnte die nächsten zwei Grand Prix in den Urlaub fahren und wäre trotzdem noch mitten im WM-Kampf dabei. Zwar hat sich Ducati seit dem ersten Italien-Grand-Prix 2008 erheblich gesteigert und der Australier dürfte im Moment auf der schnellsten Maschine sitzen, doch für den Weltmeister wird die Luft langsam dünn.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi führt die WM haushoch an - ein großer Unterschied zum Vorjahr

Denn 50 Punkte Vorsprung bedeuten auch, dass Rossi bei verbleibenden sechs Rennen nur noch zweite Plätze genügen, um sich den Titel zu sichern, selbst wenn Stoner dank dem Ducati-Speed jedes Rennen gewinnen sollte. Der Australier muss daher auf Schützenhilfe von Honda-Mann Dani Pedrosa hoffen, doch der plagte sich zuletzt mit Schmerzen vom Sachsenring und den schwachen Michelin-Reifen herum - ein Problem dass Rossi nur allzu gut kennt.#w1#

2007 kämpfte er noch selbst mit unterlegebnen Michelin-Reifen gegen die Bridgestone-Stoner-Übermacht, doch seit seinem spektakulärem Exklusivvertrag mit den Japanern ist er wieder gleichauf mit seinem australischen Kontrahenten. Er erinnert sich aber noch an die Zeit, als er selbst noch mit "stumpfen Waffen" kämpfen musste und bedauert die Fahrer, die sich heute in einer ähnlichen Lage befinden, an vorderster Front Pedrosa.

"Es ist sehr schwierig, die Motivation aufrecht zu erhalten, besonders für einen Fahrer wie Dani, der es gewohnt ist, um den Sieg zu kämpfen und der weiß, dass er das Potenzial dazu hat", erklärte Rossi gegenüber 'Motor Cycle News'. "Für Honda ist es das Gleiche. An eine Strecke zu kommen und eine Sekunde pro Runde hinterher zu hinken und um Platz elf zu kämpfen, ist für einen Fahrer sehr schwierig."

Rossi: "Stoner ist in guter Form"

"Schnell und am Maximum zu fahren, ist nicht einfach. Man muss sehr konzentriert sein und es ist auf jeden Fall unmöglich, die selbe Konzentration zu haben, wenn es nur im Platz acht geht." Da von der Honda-Konkurrenz momentan scheinbar keine große Gefahr ausgeht und der pfeilschnelle Stoner durch 50 Punkte Rückstand auch nicht gerade die besten Karten hat, ist das eine bequeme Ausgangslage für Rossi für das Saisonfinale.

"Es ist ein gutes Gefühl", so Rossi. "Ich bin vorn und habe einen guten Vorsprung, aber wir haben in Brünn beim Testen gesehen, dass Stoner in einer starken Form ist. Er hat hart attackiert und er ist sehr schnell. Ich weiß, dass es ab jetzt verdammt hart sein wird, insofern müssen wir so hart wie es geht arbeiten, um das Bike zu verbessern. Es ist eine wichtige Führung, aber wir haben einen starken Rivalen und es ist noch ein langer Weg."

Valentino Rossi, Casey Stoner

Casey Stoner hat den Titel nicht mehr wirklich in eigener Hand Zoom

Sein Boss Davide Brivio streut seinem Star Rosen, der nun die besten Chancen hat, seinen nächsten WM-Titel einzufahren, letztmals gelang ihm das 2005 auf Yamaha. "Es ist sehr beeindruckend, Casey und Ducati zu schlagen, wenn sie auf dem Höhepunkt ihres Performance-Potenzials stehen. Valentino musste all seine Energie und Erfahrung in die Waagschale werfen, aber ebenso beeindruckend war seine Fahrt und der absolute Siegeswille, um vorne zu bleiben", erklärte der Yamaha-Boss, dass der Triumph in Brünn nicht von ungefähr kommt.

Brivio streut seinem Star Rosen

"Die Botschaft an die jungen Fahrer lautet daher, dass selbst wenn wir im Training um eine ganze Sekunde hinterher gehinkt habe, Valentinos Siegeshunger nur noch größer wurde. Jeder andere hätte da aufgegeben. Wenn man es bedenkt, war es nahezu verrückt, an einen Sieg in Laguna zu denken, aber sein Kampfgeist ist unerschütterlich."

Zudem haben die Erfolge einen netten Nebeneffekt: Sie erhöhen das Selbstvertrauen und machen dadurch noch schneller. Ein "Engelskreis", wenn man so will. "Es war sehr wichtig, weil es Valentino und dem Team viel Glauben an sich selbst verschafft hat", unterstrich Brivio die Bedeutung der Siege. "Das war für jedermann eine große Motivation."

"Was so besonders war, war die Tatsache, dass er nie aufgab, obwohl er im Training so weit hinten lag. Genau das Gleiche war in Brünn der Fall. Die drei Rennen vor Laguna war Casey unglaublich und es sah so aus, als wäre er kaum zu schlagen. Laguna hat gezeigt, dass wir ihn schlagen können und in Brünn haben wir angefangen zu glauben, dies ein weiteres Mal schaffen zu können", so der Teamchef.

In Tschechien machte der Ducati-Pilot noch Anstalten, sich vom Feld abzusetzen, doch Rossi ließ das nicht zu und klebte an dem Weltmeister wie Kaugummi. "Casey ist eine unglaubliche erste Runde gefahren, aber dann haben wir unsere Pace gefunden und das war ein gutes Zeichen. Wir konnten einigen Druck auf Casey ausüben und zum ersten Mal konnte er sich nach einer guten ersten Runde nicht von uns absetzen." Für die Konkurrenz wird es nicht leichter - nun steht Rossis Heimrennen an, wo er besonders motiviert sein dürfte.S