• 17.08.2008 19:04

  • von Christian Nimmervoll & Stefan Ziegler

Yamaha nimmt Stoners Geschenk dankend an

Valentino Rossi feierte in Brünn einen für die Weltmeisterschaft vorentscheidenden Sieg - Duell gegen Casey Stoner kampflos gewonnen

(Motorsport-Total.com) - 50 Punkte Vorsprung bei sechs noch ausstehenden Rennen - das bedeutet, dass Valentino Rossi selbst bei lauter Siegen von Casey Stoner von nun an schon ein vierter, drei dritte und zwei zweite Plätze zum Titelgewinn reichen würden. Das ist zwar alles graue Theorie, doch es unterstreicht die gute Ausgangslage des Fiat-Yamaha-Stars.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

67. Sieg in der Königsklasse, nur noch einer weniger als Giacomo Agostini!

Heute gewann Rossi gut 15 Sekunden vor Überraschungsmann Toni Elias, denn nach Stoners Ausfall in der siebenten Runde war er außer Konkurrenz. Nach dem Warmup hatte es noch nicht so gut ausgesehen, doch im Rennen legte Yamaha zu: "Ich war vom Freitagstraining her zuversichtlich, denn wir haben nach dem Warmup etwas umgestellt. Dadurch war ich in einigen Passagen schneller unterwegs", analysierte der Tschechien-Grand-Prix-Sieger.#w1#

Hätte Rossi Stoner geschlagen?

"Am Start verlor ich eine halbe Sekunde, als ich von Hopkins überholt wurde. Casey war da unglaublich schnell, als wäre er schon zehn Runden unterwegs! Ich machte mir Sorgen, aber nach zwei Runden wurde mir klar, dass mein Motorrad sehr flott war. Ich kam näher an das rote Bike heran und stellte mich schon auf einen harten Zweikampf ein, als er plötzlich seinen Fehler machte. Ich konnte es kaum glauben, denn das machte es mir deutlich einfacher", grinste Rossi.

"Nach zwei Runden wurde mir klar, dass mein Motorrad sehr flott war." Valentino Rossi

"Danach", fuhr er fort, "hatte ich einfach Freude am Fahren. Meine Reifen hielten locker durch und meine M1 fühlte sich sehr gut an. Natürlich zählt dieser Sieg für mich nicht voll, weil Casey ausgeschieden ist. Das tut mir leid für ihn, aber that's Racing. Die Punkte nehme ich gerne. Nun haben wir 50 Punkte Vorsprung, was schon eine ganze Menge ist. Trotzdem kann es noch eng werden, wenn der Gegner so stark ist wie Casey. Wir werden uns nicht zurücklehnen."

Das ist keine leere Sprechblase, sondern durchaus ernst gemeint, denn Yamaha bleibt für zwei Tage zum Testen in Brünn und wird dort unter anderem eine neue Elektronik ausprobieren, die es Rossi ermöglichen soll, früher als bisher Gas zu geben. Außerdem stehen Bridgestone-Reifenevaluierungen auf dem Programm. Anschließend geht es weiter nach Misano, wo der Motorschaden von 2007 vergessen gemacht werden soll.

Brivio mahnt zu voller Konzentration

Renningenieur Davide Brivio weiß, worauf es nun ankommen wird: "Wir müssen so weitermachen und dürfen die Konzentration nicht verlieren. Wir hatten aber zwei sehr gute Rennen und sind in sehr guter Verfassung", erklärte der Italiener selbstbewusst. "Jetzt gehen wir zwei Tage testen - das ist sehr wichtig für die restlichen sechs Rennen. Gerade beim Heimrennen in Misano wollen wir die Scharte vom Vorjahr ausmerzen."

"Wir müssen so weitermachen." Davide Brivio

Da Fiat-Yamaha das einzige MotoGP-Team mit zwei unterschiedlichen Reifenmarken ist, wurden die Unterschiede zwischen Bridgestone und Michelin bei Rossi und seinem Stallgefährten Jorge Lorenzo besonders deutlich. Lorenzo, der sich seit einigen Wochen in einem Formtief befindet, lag anfangs am Ende des Feldes, legte dann aber zu und sicherte sich nach der Gesamtdistanz von 22 Runden immerhin noch den zehnten Platz.

Lorenzo mit seiner Leistung zufrieden

"Das Rennen lief nicht ganz glücklich für mich, denn wir hatten das Potential dafür, deutlich besser abzuschneiden", teilte der Spanier mit. "Wenn man aber in Betracht zieht, was an diesem Wochenende schon alles vor sich gegangen ist, und wenn man die Probleme mit den Vorderreifen berücksichtigt, dann haben wir wohl das Bestmögliche getan. Ich wollte am Start nicht zu viele Risiken eingehen und fühlte, dass der Frontreifen mit jeder Runde schlechter wurde."

Lin Jarvis

Yamaha-Boss Lin Jarvis nahm den Pokal für das Siegerteam in Empfang Zoom

Kurios: "Der Hinterreifen wurde immer besser! Ich weiß, dass wir diese Probleme schon das ganze Wochenende über mit uns herumgeschleppt haben, aber Michelin arbeitet hart an einer Lösung. Wir werden den Test also dafür nutzen, einige Verbesserungen zu finden. Ich muss mich bei meinem Team für die geleistete Arbeit bedanken, Valentino zu seinem Sieg gratulieren und auch Toni Elias zu seinem Podium", ergänzte er.

Und Renningenieur Daniele Romagnoli fügte an: "Wir hätten kaum besser sein können, aber mit dem zehnten Platz kann man nicht zufrieden sein. Im Großen und Ganzen hat Jorge einen guten Job gemacht und ist ein gutes Rennen gefahren. Er fand im mittleren Rennabschnitt einen guten Rhythmus, konnte diesen bis zum Schluss halten und einige Fahrer überholen. Außerdem hat er Punkte geholt. Die Motivation ist nach wie vor hoch, denn es liegen noch viele Rennen vor uns."