"'Pecco' hat früher gebremst": Bastianini erklärt Startkollision mit Bagnaia
Enea Bastianini löst in der engen Dunlop-Schikane in Le Mans eine Kettenreaktion aus - Francesco Bagnaia hadert mit Pech, denn er war auf richtiger Reifenstrategie
(Motorsport-Total.com) - Francesco Bagnaia verließ Frankreich ohne einen WM-Punkt im Gepäck. Nach einem Sturz im Sprint lag er auch im Grand Prix in der Dunlop-Schikane des Bugatti-Circuits in Le Mans auf dem Hosenboden. Diesmal wurde er von Enea Bastianini (KTM) angerempelt und zu Sturz gebracht.

© Gold & Goose Photography/LAT Images
Zweimal lag Francesco Bagnaia in der Dunlop-Schikane am Boden Zoom
Bagnaia hatte sich für den Start für Regenreifen entschieden, während Bastianini in der Besichtigungsrunde auf das Motorrad mit Slicks wechselte. Bei der Anfahrt zur Schikane fuhr Bastianini innen über den Randstein, berührte Bagnaia und löste so die Kettenreaktion aus.
"In der ersten Kurve", schildert der KTM-Fahrer, "musste ich hart bremsen. 'Pecco' hat früher gebremst - und dann sind wir gestürzt. Ich habe diesen Fehler gemacht, und ein anderer Fahrer ist dabei auch gestürzt."
Auch Bagnaia bestätigt, dass er vor der Schikane etwas früher vom Gas gehen musste: "Als ich zur ersten Kurve kam, musste ich vom Gas gehen, weil der Hinterreifen zu stark durchgedreht hat. Als ich vom Gas ging, haben mich viele überholt."
"Ich habe dann versucht, ganz ordentlich in Kurve 3 einzulenken, ohne zu viel Risiko - so wie es mit all den Fahrern um einen herum eben geht. Und dann hatte ich das Gefühl, dass jemand am Randstein reingestochen ist und mich berührt hat."
"Das ist nicht das erste Mal, dass wir auf dieser Strecke so eine Situation haben", spricht Bagnaia diese enge Schikane an. "Aber wenn es sogar zwei verschiedene Reifensorten gibt, dann ist es noch leichter, dass so ein Desaster passiert."
Nach dem Rennen sprachen sich Bagnaia und Bastianini im Media Center aus, als sie für ihre Gespräche mit Journalisten warteten. Bastianini erhielt von den Rennkommissaren für seinen nächsten Grand Prix eine Long-Lap-Strafe.
Als Bagnaia und Bastianini stürzten, richtete Joan Mir seine Honda auf, um auszuweichen. Dabei krachte er in die Seite von Johann Zarco, der nicht stürzte, sondern geradeaus durch das Kiesbett fuhr und das Rennen fortsetzen konnte - und schließlich den Sieg feierte.
Mir brach sich bei dem Sturz einen Knochen in der rechten Hand. In den kommenden Tagen will Honda genauere Updates bekannt geben. Für Bagnaia war das Rennen noch nicht komplett vorbei. Er brachte seine Ducati zurück an die Box.
Der Schalthebel und einige Verkleidungsteile waren beschädigt. Somit wechselte er auf das zweite Motorrad mit Slicks. "Das Bittere ist", seufzt Bagnaia, "meine Strategie war die richtige. Von einer Stunde bis 15 Minuten vor dem Start und auch im Grid habe ich den Wetterbericht überprüft."
"Es hat geheißen, dass es, wenn es einmal zu regnen beginnt, durchregnen wird. Also war ich sicher, mit Regenreifen zu starten und das Rennen so durchzufahren. Es ist einfach alles schiefgelaufen - das ganze Wochenende ist schiefgelaufen."
Als es wieder zu regnen begann, musste Bagnaia erneut an die Box, um zurück auf Regenreifen zu wechseln. Er wurde überrundet. Trotzdem fuhr er weiter, aber als 16. sammelte der Italiener schließlich keinen WM-Punkt.
Francesco Bagnaia hofft auf Silverstone
Sein generelles Problem hat sich auch am Le-Mans-Wochenende nicht lösen lassen. "Das Ding ist", sagt Bagnaia auch nach dem Grand Prix, "jedes Mal sind wir beim Tempo ein bisschen näher dran - in Sachen Zeit auch."
"Ich habe bei der Pace nie mehr als zwei Zehntelsekunden Rückstand. Aber wir reden immer von Zehnteln, von Millisekunden - und momentan fehlt mir das Vertrauen ins Motorrad. Das erlaubt mir nicht, so zu pushen, wie ich möchte."
"Mein Gefühl ist sehr schlecht, weil ich vom Motorrad keinerlei Rückmeldung erhalte. Im Nassen ist es noch schlimmer - denn im Regen musst du das Limit spüren. Und momentan kann ich das Limit nicht spüren."

© Ducati
In der WM ist Bagnaias Rückstand auf 51 Punkte angewachsen Zoom
"Ich kann also entweder eine schnellste Runde fahren, vier Sekunden langsamer fahren - oder stürzen. Das Gefühl ist immer dasselbe. Das Feedback vom Motorrad ist immer gleich. Und unter diesen Umständen ist es sehr schwierig."
Nach dem Sturz im Sprint am Samstag kündigte Bagnaia an, dass man das Set-up für Sonntag ändern will. "Wir haben etwas ausprobiert, aber die Bedingungen ließen keine echte Analyse zu. Und ehrlich gesagt: Die Änderung am Motorrad war minimal", sagt er diesbezüglich.
"Also hoffe ich wirklich, dass die Arbeit, die wir für Silverstone machen, ausreicht, um mein Gefühl zurückzubekommen." In der WM-Wertung ist Bagnaia weiterhin Dritter. Sein Rückstand auf Teamkollege Marc Marquez wuchs in Frankreich auf 51 Punkte an.


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