Bagnaia und Marquez bei den Stewards: Lob für Gesprächsklima mit Simon Crafar
Nach der Rad-an-Rad-Berührung in Mugello mussten Marc Marquez und Francesco Bagnaia zu Simon Crafar gehen - Beide loben das Gespräch mit dem Rennkommissar
(Motorsport-Total.com) - Im engen Ducati-Stallduell kam es in der Anfangsphase des Grand Prix von Italien zu einer brenzligen Szene, als sich einmal die Reifen berührten. Im direkten Duell geriet Francesco Bagnaia mit seinem Vorderrad an das Hinterrad von Marc Marquez. Alex Marquez direkt dahinter konnte ausweichen und Bagnaia überholen.

© Ducati
In Mugello lieferten sich die Teamkollegen ein sehr enges Duell Zoom
Passiert ist in dieser Situation nichts, alle drei konnten unbeschadet weiterfahren. Auch von den Rennkommissaren gab es keine Untersuchung. Nach dem Mugello-Rennen wurde das Ducati-Werksduo aber von den drei Rennkommissaren zu einem Gespräch eingeladen.
Seit dieser Saison fungiert Ex-Rennfahrer Simon Crafar als Leiter des FIM MotoGP Stewards Panel, wie das Gremium der Schiedsrichter offiziell heißt. "Ja", sagt Bagnaia dazu, "ich denke, solche Gespräche sind in Ordnung - oder besser gesagt: Sie sind ein Fortschritt."
"Denn so beginnt man, die Situation besser zu verstehen. Natürlich ist Simon neu in dieser Rolle als Steward, auch für die Fahrer. Auf diese Weise wird für alle Beteiligten deutlicher, wo die Grenzen liegen."
Denn schon in den vergangenen Jahren suchte Crafar in seiner Rolle als TV-Experte für Dorna Sports das Gespräch mit den Fahrern, um ihre Sicht sowie Details zu verstehen. Diese Haltung wird auch in seiner neuen Funktion von den Fahrern geschätzt.
"Es ging einfach nur darum, die Situation zu verstehen, was passiert ist", sagt Bagnaia. "Aus meiner Sicht habe ich nur gesagt, dass das ein klarer Rennzwischenfall war und es nichts weiter dazu zu sagen gibt. Wenn wir anfangen, auch solche Dinge zu unterbinden, wird es schwierig."
"Es war das erste echte Duell in dieser Saison, weil ich Marc überholen konnte, aber wir hatten eben diese kleine Berührung. Für mich war das ein ganz normaler Rennzwischenfall - das sahen auch die Stewards so. Aber sie wollten von uns wissen, wie wir die Situation einschätzen."
Sowohl Bagnaia als auch Marc Marquez, die in Mugello getrennt mit Crafar sprachen, äußerten sich öffentlich nur vage zum Inhalt des Treffens. Marquez wurde jedoch später von einer Dorna-Kamera bei einem Gespräch mit seinem Crewchief Marco Rigamonti gefilmt.

© MotoGP.com
Seit diesem Jahr ist Simon Crafar praktisch der Schiedsrichter der MotoGP Zoom
"Sie sagten mir", berichtet Marc Marquez in diesem Video über das Treffen mit den Rennkommissaren, "wenn du überholst, musst du eine weitere Linie fahren, damit er [Bagnaia] Platz hat, durchzukommen."
"Ich sagte: 'Ich bin mit dem Motorrad in Schräglage reingefahren, ich musste das Bike abbremsen und auf meiner Linie bleiben.' Es ist in Ordnung, denn mit Simon Crafar kann man zumindest reden. Mit ihm kann man sich austauschen. Mir gefällt, wie sie es machen."
Deshalb findet Marc Marquez: "Am Ende ist der Steward der Schiedsrichter - man kann zustimmen oder nicht, man kann Ja oder Nein sagen -, aber wenn man solche Gespräche führt, ist es für die Zukunft etwas einfacher, die Dinge einzuordnen."
"Es war also ein konstruktives Gespräch, um zu verstehen, was in den jeweiligen Situationen passiert ist. Für mich waren das übrigens sechs der besten Runden in diesem Jahr, weil es ein sehr schöner Zweikampf zwischen mir und meinem Teamkollegen war."
Nach einem halben Jahr erhält Crafar bisher mehr Wertschätzung von den Fahrern als sein Vorgänger Freddie Spencer. "Im Vergleich zu früher scheint es jetzt so zu sein, dass man vor der Entscheidung miteinander reden kann", sagt Bagnaia.
"Früher ist man hingegangen, hat gesprochen, aber egal was man sagte - man hat die Strafe bekommen. Ich denke, jetzt ist es viel besser, und Simon ist mehr auf der Seite des Verstehens, bevor er urteilt."


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