• 31.01.2017 15:02

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Krise bei Honda? Marc Marquez versucht zu beschwichtigen

Kurvenausgang und Wheelies: Honda kämpft weiter mit bekannten Schwierigkeiten - Marc Marquez sieht sich trotzdem besser aufgestellt als vor zwölf Monaten

(Motorsport-Total.com) - Das Honda-Werksteam glänzte bei den Wintertestfahrten in Malaysia an den ersten beiden Tagen nicht. Weltmeister Marc Marquez beendete den Dienstag mit einer Sekunde Rückstand auf Rang zehn, Teamkollege Dani Pedrosa reihte sich an der 14. Stelle ein. Zusammengerechnet legten die beiden Spanier am Dienstag 77 Runden zurück. Das waren deutlich weniger Kilometer als die Konkurrenz von Yamaha und Ducati.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez gibt zu, dass Probleme des Vorjahres immer noch vorhanden sind Zoom

Außerdem blieb Marquez am Nachmittag auch einmal auf der Strecke stehen. "Es war ein kleines elektrisches Problem", erklärt Teammanager Livio Suppo, winkt aber ab: "In der Box konnte das rasch behoben werden." Deshalb fuhr der Weltmeister heute etwas weniger als Pedrosa. Der verregnete Vormittag spielte Honda nicht in die Karten, denn es gibt viel Arbeit. Am Montag fuhren beide Vergleichstests mit unterschiedlichen Motoren, am Dienstag rückte man ausschließlich mit dem neuen Triebwerk aus.

Marquez versuchte sich im Anschluss locker zu geben, als er die Probleme erklären musste: "Der Kurvenausgang ist ein Bereich, an dem wir viel arbeiten. Auch die Elektronik am Kurveneingang, aber am Ausgang haben wir mehr Probleme. Wir brauchen eine Veränderung oder eine andere Strategie, wenn man das Gas aufreißt, damit wir die Power des Motors nutzen können und Grip finden." Viel hat mit der Elektronik zu tun, so Marquez weiter: "Das Basismapping muss komplett angepasst werden. Wir müssen auch die Richtung verstehen."

Altbekannte Schwierigkeiten

Es wurde in Sepang offensichtlich, dass sich die grundsätzlichen Probleme des aggressiven Motors trotz Änderung der Zündreihenfolge nicht verflüchtigt haben: "Die Wheelies und die Probleme bei der Beschleunigung sind immer noch vorhanden", sagt Marquez klipp und klar. "Aber jetzt haben wir eine andere Art von Problem. Wir brauchen mehr Kilometer." Honda muss offenbar den neuen Motor im Zusammenspiel mit der Elektronik grundsätzlich verstehen.

Daniel Pedrosa

Auch Dani Pedrosa arbeitet unermüdlich an neuen Setup-Lösungen Zoom

Trotz der Sorgenfalten gibt Marquez Entwarnung: "Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr stehen wir besser da", bekräftigt der Weltmeister und betont: "Wir sind hier, um zu arbeiten und nicht um Fabelzeiten aufzustellen. Natürlich wäre es besser, wenn schnelle Rundenzeiten kommen würden, aber wir sind für die Arbeit hier, damit wir in Zukunft diese Probleme nicht auf anderen Strecken haben. An einem Grand-Prix-Wochenende hat man in den Trainings nicht viel Zeit."

Die Konkurrenz schreibt den Weltmeister trotz Zeitrückstand und offensichtlicher Schwierigkeiten aber nicht ab. "Wenn wir über Honda und vor allem Marquez sprechen, dann müssen wir auf morgen 18:00 Uhr warten", sagt Yamaha-Ass Valentino Rossi. "Heute hat er sicherlich mit gebrauchten Reifen gearbeitet und hat sich versteckt. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn er morgen neue Reifen aufzieht und eine halbe Sekunde schneller als alle anderen ist."

Auch Crutchlow wirkt nicht begeistert

Ebenfalls ins Motor-Testprogramm eingebunden ist Cal Crutchlow im LCR-Team. Der zweifache Grand-Prix-Sieger gibt sich schmallippig: "Es sieht momentan etwas schwierig aus, weil wir noch nicht alles so abgestimmt haben, wie wir wollen. Nichts ist besser oder schlechter, aber wir haben noch nicht alles zusammengebracht." Über die Mapping-Probleme, die Marquez angesprochen hat, will sich Crutchlow nicht äußern. Zum neuen Motor sagt er lediglich: "In machen Bereichen ist er besser, in anderen nicht." Der Brite verwendet weiterhin das gleiche Chassis, das er seit dem Spätsommer fährt.


Fotos: Honda, MotoGP-Test in Sepang


Abschließend Pedrosa zu seinem bisher unauffälligem Test: "Wir mussten erneut Details beim Setup checken, die wir verbessern wollen. Positiv ist, dass wir uns um 50 Prozent gesteigert haben. Wir sind aber noch nicht dort, wo wir sein wollen. Positiv ist auch, dass ich meine schnellste Runde mit einem gebrauchten Reifen gefahren bin. Wir haben auch gut mit der Vordergabel und einem Vorderreifen gearbeitet. Leider konnte ich am Ende keinen frischen Hinterreifen aufziehen, um auf Zeitenjagd zu gehen." Für den abschließenden Mittwoch ist in Sepang erneut Regen angesagt.