• 15.11.2016 21:18

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Fazit von Bradley Smith: KTM hat keine große Schwachstelle

Bradley Smith probiert in Valencia zum ersten Mal die KTM und ist positiv überrascht: Die RC16 verhält sich logisch, arbeitet konstant und liefert gutes Feedback

(Motorsport-Total.com) - Das KTM-Werksteam fieberte die komplette Saison 2016 auf diesen Dienstag in Valencia hin. Bradley Smith unterschrieb seinen Vertrag noch vor dem ersten Rennen im vergangenen März. Am ersten Tag der Wintertests durfte Smith erstmals auf die neue RC16 steigen. Auch Pol Espargaro darf diesen Test in Valencia bestreiten, aber bis zum Beginn des Testverbost am 1. Dezember keine weiteren Privattests. Da Espargaro noch bei Yamaha unter Vertrag steht, durfte er sich auch nicht über die KTM äußern. Smith war es erlaubt, den Journalisten Rede und Antwort zu stellen.

Titel-Bild zur News: Bradley Smith

Bradley Smith bewertet den ersten Eindruck der KTM RC16 positiv Zoom

Bradley, wie ist dein erster Eindruck von der neuen KTM? "Ich bin positiv überrascht wie gut sich alles anfühlt. Der Motor ist komplett anders, das Chassis ist ein Stahlrohrrahmen und wir arbeiten mit WP. Aber das Gefühl ist vorhanden. Es fühlt sich wie ein richtiges Bike an", lobt der Brite die RC16. "Der Charakter ist ähnlich auf Michelin. Das Motorrad vermittelt dir logisches Feedback und reagiert gut auf Änderungen."

"Heute haben wir uns hauptsächlich auf die Elektronik konzentriert. Ich denke, dass sich Pols und mein Fahrstil in den vergangenen Jahren anders als Mikas (Kallio; Anm. d. Red.) entwickelt haben. Deswegen versuchen wir das Motorrad mehr durch die Kurven rollen zu lassen, anstatt Stop-and-Go. Pol und ich sind in die gleiche Richtung gegangen und wir bekamen beide positives Feedback. Das war gut." Dass Smith jetzt erstmals in einem Werksteam arbeitet, ist ihm sofort aufgefallen, wie er schmunzelnd bemerkt: "Hier spreche ich mit 15 Leuten. Normalerweise waren es nur drei."

Stahlrohrchassis gibt direktes Feedback

Mit dem Stahlrohrrahmen geht KTM einen komplett eigenen Weg. Bei Yamaha fuhren Smith und Espargaro ein Alu-Chassis. Der Brite sieht darin aber kein Problem: "Für mich ist das Feedback sehr direkt. Das gefällt mir. Man versteht sehr genau, was die Reifen machen. Ich habe nicht viel Zeit gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Wenn man das Feedback erhält und den Vorderreifen versteht, dann ist das in Ordnung." Damit bestätigt Smith den Weg der Ingenieure, denn Sebastian Risse und sein Team wollten ein Motorrad entwickeln, das ein gutes Handling hat. Deswegen gab es mehrere Testfahrer.

Dieser Weg zahlt sich aus. Smith erkennt eine Stärke: "Das Motorrad ist super konstant, das gefällt mir sehr. Es macht keine verrückten Dinge. Es ist einfach ein logisches Motorrad. Wenn man etwas verändert, dann macht es auch das, was du bezwecken wolltest. Dass wir nur 1,8 Sekunden hinten sind und wissen, was wir noch alles verbessern können, ist eine schöne Situation. Man kann sehr spät bremsen. Wenn wir noch beim Kurvenspeed etwas finden, dann sind wir auf dem richtigen Weg."


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Motor: Struktur der Kraftabgabe muss besser werden

Beim Motor schlug KTM einen ähnlichen Weg wie Honda ein und setzt auf ein V4-Layout, bei der Zündreihenfolge aber auf einen "Screamer". Der Sound brachte Smith zunächst etwas aus dem Konzept: "Der Motor ist ganz anders. Zunächst hat mich der Sound etwas verwirrt. Mit jedem Run wurde es dann einfacher und ich verstand alles besser." Und wie sieht es mit der Power aus? "Im vierten, fünften und sechsten Gang fehlt es nicht an Kraft. Auch von unten heraus fehlt sie nicht. Aber bei der Kraftabgabe ist die Struktur noch nicht richtig. Daran können wir aber arbeiten, überhaupt kein Problem."

Einen eindeutigen Schwachpunkt machte Smith nicht aus. Die RC16 ist seiner Meinung nach eine gute Basis: "Ich kann nicht sagen, dass es eine große Schwachstelle gibt. Für mich ist der Unterschied zwischen frischen und gebrauchten Reifen zu groß. Der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Run mit einem Reifensatz ist zu groß. Daran müssen wir arbeiten." Unter dem Strich wartet auf KTM viel Arbeit, um die RC16 in der Hackordnung weiter nach vorne zu bringen.

Bradley Smith

Bradley Smith erkennt bei der RC16 keinen eklatanten Schwachpunkt Zoom

Für Smith geht es auch darum, sich von seiner Beinverletzung zu erholen, die er sich Ende August in Oschersleben zugezogen hat. Aufmerksamen Beobachtern fällt auf, dass Smith immer noch humpelt, wenn er von seinem Bike steigt. "Mir war nicht bewusst, wie große Schmerzen er hat. Er spricht nicht darüber", sagt Tom Jojic, der künftig als Crew-Chief von Smith fungieren wird. Das Duo arbeitete bereits in der Moto2 beim Tech-3-Team zusammen. Jojic verfügt über viel Erfahrung im MotoGP-Paddock.