powered by Motorsport.com

Ducati: Alles auf Anfang nach der Sommerpause?

Die Formkurve zeigt bei Ducati bereits seit einigen Wochen nach unten - Das Team muss die Sommerpause nutzen, um sich nach den Rückschlägen neu zu sortieren

(Motorsport-Total.com) - Den Start in die Saison 2015 hätte man sich bei Ducati kaum besser wünschen können. Gleich beim ersten Rennen in Katar kämpfte Andrea Dovizioso mit Valentino Rossi um den Sieg, am Ende schafften es Dovizioso und Teamkollege Andrea Iannone auf die Plätze zwei und drei. Ducati holte in den ersten sechs Saisonrennen sechs Podiumsplätze (zum WM-Stand). Zum Vergleich: In den vier Saisons zuvor hatte es Ducati seit 2011 insgesamt lediglich siebenmal auf das Podest geschafft.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Zu Saisonbeginn war Andrea Dovizioso noch ein regelmäßiger Podiumsbesucher Zoom

Lange Zeit galt Dovizioso aufgrund seiner Konstanz sogar als Geheimfavorit auf den Titel. Der Italiener stand in den ersten fünf Saisonrennen viermal auf dem Podium und war einige Zeit dichtester Verfolger von WM-Leader Valentino Rossi. Doch seit Mugello zeigt die Formkurve steil nach unten. "Dovi" stürzte in drei der vergangenen vier Rennen und Ducati wartet mittlerweile seit dem Heimrennen in Mugello im Mai auf einen weiteren Podestplatz.

"Ich würde sagen, dass es bis Mugello extrem positiv lief. Anschließend gab es ein paar Probleme mehr, weshalb wir nicht die Ergebnisse geholt haben, die wir uns in den jüngsten Rennen erhofft haben", erklärt Ducati-Rennleiter Luigi Dall'Igna gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' und ergänzt: "Ein bisschen Zuversicht ist aus der Garage verschwunden." Oder um es deutlicher auszudrücken: Die Anfangseuphorie ist komplett verpufft.

Rückstand wird immer größer

Zu Saisonbeginn schien es noch so, dass Dall'Igna und seinem Team mit der GP15 endlich der große Wurf gelungen sei, auf den die Italiener bereits seit dem Abgang von Casey Stoner Ende 2010 warteten. So lange wartet man nun mittlerweile auch schon auf einen weiteren Sieg in der Königsklasse. Doch während Ducati am Anfang der Saison häufig mit Yamaha und Honda mithalten konnte, scheint die Konkurrenz mittlerweile wieder enteilt zu sein.

Zuletzt auf dem Sachsenring fehlten Andrea Iannone auf Rang fünf mehr als 20 Sekunden auf Sieger Marc Marquez. Auch auf Valentino Rossi auf der Yamaha fehlten mehr als 15 Sekunden (zum Ergebnis). In der Herstellerwertung ist man mittlerweile wieder hinter die wiedererstarkten Japaner von Honda auf Rang drei zurückgefallen. Hat man bei Ducati nun den Glauben daran verloren, es in dieser Saison mit den beiden großen Konkurrenten aufnehmen zu können?


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Andrea Dovizioso

"Es ist klar, dass man nicht glücklich ist, wenn man daran glaubt, dass man bestimmte Ergebnisse erzielen kann, es aber nicht schafft. Dann sieht man die Dinge nicht mehr so positiv", räumt Dall'Igna ein. Trotzdem erklärt er: "Wir haben einen Piloten (Iannone; Anm. d. Red.) auf dem dritten Platz in der Weltmeisterschaft und wir haben mehrere Podiumsplätze geholt."

Starke Ergebnisse nur Glück?

Doch wie kann es sein, dass Ducati plötzlich wieder so weit hinter Honda und Yamaha liegt? Dall'Igna selbst wehrt sich jedenfalls gegen den Vorwurf, dass man zu Saisonbeginn lediglich von der Honda-Schwäche profitiert habe: "Ich denke nicht, dass sie (die Podiumsplätze) aus besonders glücklichen Umständen entstanden sind. Okay, Pedrosa war nicht da, aber abgesehen von den Positionen war auch unsere Lücke zum Sieger klein."

"Das bedeutet, dass unser Paket aus Fahrer und Motorrad konkurrenzfähig war", führt der Italiener die Erfolge der ersten Rennen auf die eigene Stärke zurück. "In Austin hat Marquez dominiert, aber Dovizioso kam nur etwas mehr als zwei Sekunden danach ins Ziel. In Argentinien stürzte Marc, aber wir blieben fast das gesamte Rennen an Rossi dran", erinnert Dall'Igna.


MotoGP 2015: Ducati zeigt die GP15

Ducati präsentiert die GP15, mit der die Italiener in der MotoGP wieder um Siege fahren wollen Weitere Motorrad-Videos

Er selbst ist auch weiterhin von der Schlagkraft des neuen Bikes überzeugt. "Mit der GP15 haben wir die meisten Schwachstellen der GP14 ausgebessert. Das Bike läuft jetzt viel besser als im vergangenen Jahr", erklärt er. Allerdings räumt er ein, dass man momentan noch immer Probleme habe, den nötigen Grip zu finden, wenn sich die Piloten im maximalen Winkel auf die Seite lehnen.

"Unser Paket aus Fahrer und Motorrad war konkurrenzfähig." Luigi Dall'Igna

Probleme noch immer nicht behoben

"Das war auch 2014 eine Schwachstelle des Motorrads", erklärt er und verrät: "Wir mussten Prioritäten setzen, um die neue Ducati an die meisten Strecken anzupassen." Daher arbeitete man zunächst an anderen Problemen. "In Barcelona und auf dem Sachsenring gab es viele lange Kurven. Du bist eine lange Zeit auf der Seite und da haben wir Probleme, wenn das Gas offen ist", erklärt er.

Fakt ist, dass es für Ducati 2015 deutlich besser läuft als noch im Vorjahr. Hätte man den Verantwortlichen vor der Saison gesagt, dass Iannone zur Mitte des Jahres auf WM-Platz drei liegen würde, sie hätten es wohl sofort dankend angenommen. Trotzdem ist ebenfalls klar, dass Ducati seit einigen Rennen nicht mehr in der starken Frühform des Jahres ist.


Ducati präsentiert die GP15

Nach der Sommerpause wird es für Ducati wichtig sein, sich auf die positiven Aspekte der ersten Saisonhälfte zu konzentrieren. Das Team darf sich nicht von den jüngsten Misserfolgen herunterziehen lassen, ansonsten droht man erneut in der Rolle der chancenlosen Nummer drei hinter Honda und Yamaha zu versinken. Dabei schien man diese undankbare Position eigentlich bereits hinter sich gelassen zu haben.

"Mit der GP15 haben wir die meisten Schwachstellen der GP14 ausgebessert." Luigi Dall'Igna