Andrea Dovizioso war bei Honda und Yamaha nicht mehr erwünscht, war Star bei Ducati und kehrte dann doch zu Yamaha zurück - Seine harte MotoGP-Karriere
Andrea Dovizioso wird am 23. März 1986 in Forli (Italien) geboren. Obwohl er zwischen 2008 und 2016 nur zwei MotoGP-Rennen gewinnt, zählt er zu den Besten, hat aber nicht immer das beste Material zur Verfügung. Seine Karriere ist geprägt von Kampf und hartem Willen.
Dovizioso fährt zwischen 2002 und 2004 in der 125er-Klasse. Sein großes Jahr wird 2004. Beim Saisonauftakt in Südafrika gewinnt er sein erstes Rennen. Es folgen noch vier weitere Triumphe. Dovizioso ist Weltmeister.
2005 führt ihn der Weg in die 250er-Klasse. Die Debütsaison beendet Dovizioso als WM-Dritter. 2006 und 2007 hat er mit der Honda kaum eine Chance gegen die Aprilia von Jorge Lorenzo. Dovizioso gewinnt in diesen beiden Jahren vier Rennen und wird jeweils hinter Lorenzo Vizeweltmeister.
Die Treue zu Honda zahlt sich aus. Dovizioso steigt 2008 in die Königsklasse auf und fährt im Kundenteam Scot-Honda, das gemeinsam mit ihm aufsteigt. Schon im ersten Rennen (in Katar) wird er sensationell Vierter, nachdem er Valentino Rossi in der letzten Kurve überholt. Dovizioso ist einer der konstantesten Fahrer der Saison, holt in Malaysia seinen ersten Podestplatz und wird WM-Fünfter.
Die Belohnung ist die Beförderung ins Honda-Werksteam. Dovizioso nimmt den Platz von Nicky Hayden ein. Der Italiener ist wieder konstant auf den Plätzen vier und fünf unterwegs, scheidet im Sommer aber bei drei Rennen in Folge aus.
Der Durchbruch gelingt beim Regenrennen in Donington. Während die Fahrer reihenweise stürzen, macht er alles richtig und holt seinen ersten MotoGP-Sieg. Allerdings beendet Dovizioso die Saison 2009 nur als WM-Sechster, einen Platz schlechter als in seinem Rookie-Jahr.
2010 startet erfolgreich: Dovizioso erobert in fünf der ersten sechs Rennen Podestplätze. Die Ergebnisse werden aber schlechter. Erst in Japan meldet er sich mit der Pole und Platz zwei zurück an der Spitze. Mit weiteren Podestplätzen in Malaysia und Portugal wird es wieder WM-Platz fünf.
2011 ändern sich die Voraussetzung im Honda-Werksteam. Honda will Dovizioso aus seinem Vertrag entlassen, doch der besteht auf seinem Kontrakt. Wegen Neuzugang Casey Stoner wird das Team auf drei Fahrer ausgeweitet. Neben Stoner und Dovizioso bleibt auch Dani Pedrosa.
Dovizioso spielt nur noch die dritte Geige. Er fährt im Laufe der Saison 2011 sieben Mal auf das Podest und wird WM-Dritter - sein bestes Ergebnis. Teamkollege Stoner wird Weltmeister und Dovizioso muss sich nach zehn Honda-Jahren verabschieden.
Der Neuanfang 2012 heißt Tech 3: Mit guten Ergebnissen im Yamaha-Kundenteam will sich Dovizioso für einen Platz im Werksteam empfehlen. Er holt tatsächlich sechs Podestplätze und wird WM-Vierter.
Vor allem die packenden Duelle mit seinem Teamkollegen Cal Crutchlow sind von 2012 in Erinnerung geblieben. Dovizioso sieht aber keine Chance auf ein Werks-Bike und verabschiedet sich nach einer Saison von Tech 3. Nach Honda will ihn auch Yamaha nicht haben.
Dafür setzt ein Werk auf den Italiener: Ducati. Nach dem gescheiterten Projekt mit Valentino Rossi soll nun Dovizioso die Roten zurück zum Erfolg führen.
Im Gegensatz zu Rossi gibt Dovizioso nicht auf, doch auch er kann keine Wunder vollbringen. Der vierte Platz im Regen von Le Mans ist das beste Saisonergebnis 2013.
2014 geht es aufwärts. Lugi Dall'Igna leitet den Ducati-Aufschwung ein. Dovizioso erobert Platz drei in Austin und Rang zwei in Assen. Dazu kommt eine Pole-Position in Japan. Bei den Rennen in Silverstone und Misano kann er aus eigener Kraft mit der Spitze kämpfen. Es geht bergauf.
2015 startet Dovizioso mit drei zweiten Plätzen in Folge und verpasst den ersten Ducati-Sieg seit 2010 nur knapp. Die zweite Saisonhälfte gestaltet sich schwieriger und Dovizioso steht im Schatten seines neuen Teamkollegen Andrea Iannone.
Die Saison 2016 beginnt vielversprechend. Dovizioso kämpft in Katar um den Sieg und wird Zweiter, aber dann kommen Pleiten, Pech und Pannen. In Argentinien wird er in der letzten Runde von seinem Teamkollegen Andrea Iannone abgeräumt, in Austin von Dani Pedrosa.
In Österreich schlägt die große Stunde von Ducati. Die Desmosedici ist überlegen, aber Dovizioso entscheidet sich für die falschen Reifen und wird von Iannone besiegt. Ein bitterer zweiter Platz.
Und dann kommt Sepang! Der Regen ändert alles, mehrere Favoriten stürzen. Dovizioso nutzt die Gunst der Stunde und setzt sich im Duell gegen Valentino Rossi durch. Der zweite Grand-Prix-Sieg nach 2009 ist Balsam auf die Seele des leidgeprüften Italieners.
2017 sind bei Ducati alle Augen auf Neuverpflichtung Jorge Lorenzo gerichtet, doch auf der Strecke holt Dovizioso die Erfolge. Er siegt beim Heimrennen in Mugello und gleich darauf auch in Barcelona. Damit ist der Italiener voll im WM-Kampf dabei.
In Spielberg gewinnt Dovizioso ein packendes Duell gegen Marc Marquez in der letzten Kurve. Und auch in Motegi setzt sich der Ducati-Pilot in der letzten Runde durch. Dovizioso kann das WM-Rennen bis zum Finale in Valencia offenhalten.
Allerdings wendet sich das Blatt im Finale. Dovizioso riskiert am Limit alles und stürzt. Der WM-Traum ist damit geplatzt, Marquez schnappt sich den Titel. Mit sechs Siegen und dem Vizeweltmeistertitel ist 2017 mit Abstand "Dovis" bisher beste MotoGP-Saison.
Die Saison 2018 beginnt mit einem Sieg in Katar und endet mit einem Sieg in Valencia. Doch dazwischen fehlt "Dovi" die nötige Konstanz, um im WM-Kampf mit Überflieger Marquez mithalten zu können. Er wird zum zweiten Mal in Folge "nur" Vizeweltmeister.
Mit 269 WM-Punkten sammelt Dovizioso 2019 so viele wie nie zuvor. Er beginnt die Saison wieder mit einem Sieg in Katar, aber dann folgt nur ein weiterer Triumph in Spielberg. Trotz seiner guten Konstanz ist er chancenlos gegen Marquez. Zum dritten Mal ist er Vizeweltmeister.
Nach der Verletzung von Marc Marquez eröffnet sich Dovizioso 2020 eine große Chance auf den WM-Titel, doch es kommt anders. Michelin hat die Konstruktion des Hinterreifens verändert. Dovizioso und Ducati haben Schwierigkeiten. Es bleibt bei einem Saisonsieg.
Außerdem erklärt "Desmo Dovi" einen Tag vor seinem einzigen Saisonsieg in Spielberg seinen Abschied von Ducati. Mangels Alternativen kündigt er im Herbst an, 2021 ein Sabbatical-Jahr einzulegen und nicht MotoGP zu fahren.
In der ersten Hälfte seines Sabbatical-Jahres absolviert Dovizioso einige Testfahrten für Aprilia. Zu Renneinsätzen aber kommt es nicht. Im September gibt der Italiener dann doch sein Comeback als MotoGP-Rennfahrer, allerdings nicht für Aprilia.
Ab Misano 1 fährt Dovizioso die letzten fünf Saisonrennen 2021 als Teamkollege von Valentino Rossi für Petronas-Yamaha. Und "Dovi" unterschreibt auch gleich für 2022. Dann will er im Nachfolgerteam RNF-Yamaha die komplette Saison mit einer aktuellen M1 bestreiten.
Doch die Saison 2022 wird für Dovizioso zum Desaster. In die Top 10 schafft er es kein einziges Mal. Nach dem 14. von 20 Saisonrennen beendet er seine MotoGP-Karriere und übergibt die M1, mit der er nicht zurechtkommt, bis zum Saisonende an Yamaha-Testfahrter Cal Crutchlow.
Die MotoGP-Bilanz von Andrea Dovizioso: 248 Grands Prix, 15 Siege, 62 Podestplätze, 7 Poles, 11 schnellste Rennrunden. MotoGP-Vizeweltmeister 2017,2018,2019, 125er-Weltmeister 2004.