Debatte um Holeshot-System: MotoGP-Fahrer für Verbot auf einzelnen Strecken

Insbesondere das System für den Start könnte auf gewissen Strecken verboten werden - MotoGP-Fahrer sehen Vor- und Nachteile der Ride-Height-Systeme

(Motorsport-Total.com) - Die Ride-Height-Systeme beim hinteren Dämpfer sowie das Holeshot-System bei der Vordergabel sind jüngst wieder in die Kritik geraten. Beim Start in Le Mans fuhr das Feld mit komprimierten Dämpfern die schnelle Rechtskurve Richtung Dunlop-Schikane.

Titel-Bild zur News: MotoGP Start in Le Mans

Die kritische Startphase auf dem Bugatti Circuit in Le Mans Zoom

Und auch in Silverstone konnten manche Fahrer nach dem Start das vordere System erst beim harten Bremspunkt vor Kurve 6 deaktivieren. Ein Verbot der Systeme ist erst mit dem neuen Reglement ab 2027 vorgesehen.

Fabio Quartararo schied mit einem defekten hinteren Ride-Height-System in Silverstone aus. Das kostete den Yamaha-Fahrer den möglichen Sieg. "Wenn wir alle ohne diese Systeme fahren würden, dann wäre es gut", meint der Ex-Weltmeister.

"Man muss extrem stark bremsen, um die Systeme zu lösen. Ich denke, Alex' Sturz hatte ein bisschen damit zu tun. Denn er wollte vorne sehr hart bremsen, aber der Medium-Reifen ist in dieser Kurve auf der rechten Flanke ziemlich kritisch."

"Also ja, es ist gefährlich", spricht Quartararo den Sturz von Alex Marquez in Silverstone nach dem Start in Kurve 1 an. Denn dem Ducati-Fahrer klappte schlagartig das Vorderrad ein. Er hatte keine Chance, den Sturz zu verhindern.

"Ich denke nicht", findet Alex Marquez, "dass man das System auf allen Strecken verbieten muss. Aber vielleicht auf bestimmten. Silverstone ist normalerweise nicht gefährlich, anders als Le Mans - dort sollte es definitiv verboten werden, da stimme ich zu 100 Prozent zu."

Denn es gibt Gespräche darüber, auf bestimmten Rennstrecken die Verwendung der beiden Systeme beim Start verpflichtend zu untersagen. Das betrifft vor allem Le Mans, aber eventuell auch Silverstone und Phillip Island.

"Das Schwierige in Le Mans ist diese erste Kurve - mit aktivem Device in diese Kurve zu starten", sagt Johann Zarco. Er verwendete das Holeshot-System dort nicht. "Aber dadurch habe ich viele Positionen verloren - auch wenn ich in der ersten Kurve gut war."

"Ich hatte die Kontrolle, während andere mit besserem Start vielleicht weniger Kontrolle in Kurve eins und zwei hatten. Wir haben unter den Fahrern ein wenig darüber gesprochen, dass wir vielleicht nächstes Jahr in Le Mans auf das Holeshot-System verzichten."

"Es gibt auch andere Strecken, wo wir darüber nachdenken. Aber in Silverstone bremsen wir in der ersten Kurve stärker als in Le Mans. Also vielleicht ist nur Le Mans ein Fall, wo wir das System weglassen sollten."

Trotzdem sagt der Franzose: "Ich mag die Devices. Für die technische Entwicklung waren sie sehr interessant. Und ich denke, es ist nach wie vor gut, sie zu behalten, denn wir haben viel darüber gelernt, was man aus dem Motorrad herausholen kann."

Systeme machen die MotoGP "einfacher"

Laut Marc Marquez machen die Systeme die MotoGP "einfacher zu fahren". In bestimmten Situationen machen sie die Sache auch sicherer, in anderen aber weniger sicher - vor allem beim Start auf gewissen Strecken.

"Die erste Kurve in Le Mans ist etwas unsicher, weil die Fahrer auf seltsame Weise bremsen. Wir haben das auch im Vorjahr gesehen - jemand ist einem anderen reingefahren, weil wir auf eine untypische Weise bremsen."

"Andererseits - in Silverstone war es sehr windig und mit dem Hinterrad-Device war das Motorrad stabiler", sagt der Ducati-Fahrer. "Aber es stimmt: Die Devices machen die MotoGP einfacher und weniger technisch anspruchsvoll."

Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi mit abgesenkten Systemen bei einer Startübung Zoom

Ducati hat die Systeme eingeführt, woraufhin alle Hersteller nachgezogen haben, weil sie einen klaren Performance-Vorteil bieten. Elektronische Fahrwerke, wie sie immer mehr in der Serie Einzug halten, sind per Reglement verboten.

"Die Ride-Height-Systeme wirst du nie an einem Straßenmotorrad sehen", betont Aleix Espargaro. "Ich habe von Anfang an nicht verstanden, warum wir solche Systeme haben. Aber man muss fair bleiben: Es stand nichts im Reglement, also war jemand sehr intelligent und hat das eingebaut."

"Es ist wirklich ein kontroverses Thema. Es ist an manchen Stellen gefährlich und macht das Racing auch nicht unterhaltsamer. Aber er war clever, also muss man das respektieren. Es ist wirklich schwierig."

Während Espargaro, Marc Marquez und Zarco die MotoGP ohne diese Systeme kennen, waren die jüngeren Fahrer damit von Beginn an konfrontiert. "Ich finde die Devices cool", sagt beispielsweise Marco Bezzecchi. "Ich bin in die MotoGP gekommen, als es die Systeme schon gab. Für mich ist das also in Ordnung."