• 03.06.2011 17:57

  • von Maximilian Kroiss & Lennart Schmid

Bartholemy: "Der Test war ein riesengroßer Schritt"

Marc-VDS-Teamchef Michael Bartholemy über die jüngsten Testfahrten mit dem MotoGP-Motorrad von Suter und die erhoffte Unterstützung durch BMW

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Woche testete das Marc-VDS-Team den Suter-MotoGP-Prototypen in Brünn. Damien Cudlin drehte insgesamt 123 Runden und fuhr dabei eine (inoffizielle) Bestzeit von 2:02.5 Minute. Zum Vergleich: Dani Pedrosas Pole-Position-Zeit Betrug im vergangenen Jahr 1:56.508. Marc-VDS-Teamchef spricht im Exklusiv-Interview über jüngsten Testfortschritte und die Planungen für die nahe Zukunft.

Titel-Bild zur News:

Michael Bartholemy hofft, dass BMW bald einen Superbike-Motor spendiert

Frage: "Michael, ihr habt in der vergangenen Woche in Brünn mit Damien Cudlin getestet. Wie ist dieser zweite Test nach dem ersten in Estoril aus eurer Sicht verlaufen?"
Michael Bartholemy: "Richtig, Damien ist gefahren. Aber man kann den jüngsten Test nicht mit dem in Estoril vergleichen, denn das war für uns eigentlich nur eine erste Standortbestimmung. Damals hatten wir das Problem, dass wir in Bezug auf die Elektronik allein auf uns gestellt waren, da niemand von Bosch dabei war. Jetzt in Brünn waren die Bosch-Leute aber mit dabei, nachdem wir zuvor ein paar Tage beim Eskil [Suter; Anm. d. Red.] auf dem Prüfstand verbracht hatten."

"Wir waren auch bei BMW auf dem Prüfstand. Deshalb war die Sache für uns viel einfacher, es war ein total positiver Test. Auch die Rundenzeiten stimmen so langsam. In Estoril waren unsere Rundenzeiten ja noch etwas beschämend. Insofern war das jetzt ein riesengroßer Schritt für uns."

Frage: "Eskil Suter ist in Brünn auch selbst gefahren?"
Bartholemy: "Ja, das stimmt. Er ist sogar 2:08er- oder 2:10er-Zeiten gefahren. Eskil kann immer noch gut Motorradfahren, verfügt über eine große Erfahrung - also warum auch nicht? Wenn er jetzt an dem Motorrad irgendetwas fühlt, ist das sicherlich nicht schlecht."

Frage: "Der nächste Test findet in Mugello statt?"
Bartholemy: "Ja, genau, am 14. und 15. Juni. Also zwei Tage, die wir wahrscheinlich mit Mika [Kallio; Anm. d. Red.] bestreiten werden. Zudem haben wir am vergangenen Freitag die Nachricht erhalten, dass wir zu den offiziellen MotoGP-Tests eingeladen sind. Wir werden dann also auch am Montag nach dem Grand Prix in Mugello testen und werden dann sogar bis Dienstag bleiben, weil dann das BMW Superbiketeam dort testet und die Strecke ohnehin gemietet hat."

"Dann wäre es ja dumm, wenn wir schon vorher nach Hause fahren würden. Somit haben wir dann noch einen weiteren Tag. Dann suchen wir derzeit noch nach einer Möglichkeit, vor dem MotoGP-Rennen in Brünn zwei Tage testen zu können. Nach dem Brünn-Wochenende werden wir zudem an dem Montag gemeinsam mit den MotoGP-Teams testen."

Frage: "Werden die Bosch-Techniker ab jetzt immer mit dabei sein?"
Bartholemy: "Laut Plan werden sie in Brünn auf jeden Fall mit dabei sein. Am 14. Juni werden sie noch bei Suter sein [in der Schweiz; Anm. d. Red.], was bedeutet, dass wir dort allein anfangen werden. Aber das System steht soweit und am zweiten Testtag sind sie dann dabei."

Frage: "Stimmt es, dass sich die Elektronik von Bosch grundlegend von der von BMW unterscheidet?"
Bartholemy: "Ja."

Frage: "Warum hat man sich dann für die Bosch-Elektronik entschieden?"
Bartholemy: "Bei BMW ist es so, dass es zwei unterschiedliche Systeme: Einmal ein Kundensportsystem, wie es auch auf der Langstrecke eingesetzt wird, und dann noch das System, das in der Superbike-Weltmeisterschaft verwendet wird. Dieses High-Level-System, das sie selbst entwickelt haben und nur bei den Superbikes einsetzen, brauchen sei eigentlich nur für ihr Werksteam. Wir sind aber kein Werksteam, sondern nur ein normaler Kunde, der einen BMW-Motor kauft bzw. least. Deshalb mussten wir einen anderen Weg einschlagen und haben uns dann gesagt: 'Warum tun wir uns nicht einfach mit Bosch zusammen?'"

Frage: "Werden die Einsätze dann auch mit dem Langstreckenmotor bestritten?"
Bartholemy: "In Brünn haben wir den Langstreckenmotor benutzt. Es läuft aber auch eine Anfrage, ob wir für den Mugello-Test einen Motor leasen können. Wir sollten dort schon versuchen, eine vernünftige Rundenzeit hinzubekommen, wenn die anderen auch da sind. Zudem müssen wir für das kommende Jahr noch etwas Geld finden, damit wir die ganze Sache finanzieren können. Und da denke ich schon, dass uns BMW da etwas unterstützen wird und wir einen Motor bekommen, der etwas mehr Leistung hat als der Langstreckenmotor."