• 14.05.2011 09:06

  • von Gerald Dirnbeck & Maximilian Kroiss

Suter zum MotoGP-Projekt: "Noch viel Arbeit"

Fahrwerkskonstrukteur Eskil Suter gibt Auskunft über das aktuelle MotoGP-Projekt - Die Elektronik ist die größte Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - In Estoril wurde weiter am neuen MotoGP-Prototypen von Eskil Suter gefeilt. Zum ersten Mal fuhr das Motorrad, das von einem BMW-Motor angetrieben wird, auf den aktuellen Bridgestone-Reifen. Ebenfalls kam eine überarbeitete Elektronik zum Einsatz. Eine Nennung für die Saison 2012 hat das Marc-VDS-Team bereits abgegeben, ob die Mannschaft tatsächlich in der kommenden Saison in der Königsklasse am Start stehen wird, steht aber noch nicht fest. In Le Mans hat sich Fahrwerkskonstrukteur Eskil Suter zum aktuellen Stand der Dinge geäußert.

Titel-Bild zur News: Suter MVDS für die MotoGP-Klasse

Marc-VDS testet zusammen mit Suter den MotoGP-Prototyp mit BMW-Motor

"Unser MotoGP-Projekt erlebte zunächst ein Roll-Out mit Reifen von Michelin, weil man dort wieder Interesse hatte in MotoGP einzusteigen. Logischerweise hatten die aber noch nicht die richtigen Reifen dafür. Es hat sich aber bald herausgestellt, dass Bridgestone wieder der Ausrüster sein wird", so der Schweizer. "Für den zweiten Test mussten wir notgedrungen auf Moto2-Reifen zurückgreifen. Das war aber der absolute Reinfall, weil diese wegen dem bei weitem stärkeren Motor komplett überhitzt haben."

"Das hat uns hinsichtlich des Fahrwerks nicht weiter gebracht. Wir konnten zwar viel mit der Elektronik arbeiten, und eben auch ein paar Basis-Sachen. Jetzt haben wir endlich die richtigen MotoGP-Reifen von Bridgestone zur Verfügung. Das heißt aber auch für uns, dass wir mehr oder weniger wieder bei null beginnen müssen."

"Das ganze Projekt dürfen wir aber keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, wenn wir da im nächsten Jahr angreifen wollen. Um dahin zu kommen haben wir viel harte Arbeit vor uns. Es wird sich sicher sehr bald herauskristallisieren, ob wir das schaffen können oder nicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir das schaffen können. Man darf aber vorerst von uns keine Wunder erwarten, was die Rundenzeiten betrifft."

Elektronik die größte Herausforderung

"Zuerst müssen wir möglichst viele Basisdaten sammeln und danach können wir uns erst ernsthaft mit dem Thema Traktionskontrolle befassen", sagt Suter über den Entwicklungsprozess. "Denn wie sich in letzter Zeit gezeigt hat, spielt die Elektronik eine dermaßen große Rolle, nämlich dass ein MotoGP-Motorrad im Verlauf einer Runde, egal auf welcher Rennstrecke, wirklich nur für ganz kurze Zeit ohne dem Eingreifen der Elektronik unterwegs ist."

"Das ist für uns sicher die größte Herausforderung, das Motorrad mit der komplizierten Elektronik auf die Reihe zu bringen. Natürlich könnten wir eine Steuerung von BMW aus der Serie anbringen und würden damit auf Anhieb schnellere Rundenzeiten fahren als so. Wir müssen aber eine Basis schaffen mit Potenzial für mehr. Das ist eben eine Aufgabe, die nicht in drei Tagen erledigt ist. Das ist eben für uns die Herausforderung, dass Motormanagement hinzubekommen."

Die Nennung für 2012 wurde abgegeben, aber noch bleibt Zeit, um den Einstieg endgültig zu beschließen. "Ob wir letztendlich den Sprung in MotoGP schaffen werden hängt natürlich von vielen Faktoren ab. In erster Linie braucht man dazu Teams beziehungsweise Kunden, die das finanzielle Potenzial haben, um dieses Projekt durchziehen zu können. In unserem Fall mit Marc VDS sind wir dahingehend gut aufgestellt."

"Auf der anderen Seite müssen wir die Elektronik auf die Reihe bringen. Auf mechanischer Seite habe ich weniger Bedenken. Aber wir müssen wir halt die Hürde Elektronik bewältigen. Wenn wir ausreichend Zeit dazu hätten, zum Beispiel zwei, drei Jahre, wäre das wohl ein geringes Problem. Es bleiben uns aber nur ein paar Monate, um Tendenzen zu erkennen, ob wir dahin kommen oder nicht."

"Wir dürfen aber auch nicht davon träumen, dass wir die Werke an der Spitze aufmischen zu können. Es geht vielmehr darum, dass wir uns dort einreihen, wo die Satellitenteams angesiedelt sind. Dieses Ziel müssen wir nach einer kurzen Phase geschafft haben, ansonsten macht die ganze Sache keinen Sinn."