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  • 31.05.2012 11:45

  • von Pete Fink

Wer steckt hinter der IndyCar-Revolte?

IndyCar-Chef Randy Bernard steht nach wie vor im Kreuzfeuer der Kritik, aber wer hat die neueste IndyCar-Revolution initiiert? Viele Verdächtige, viele Dementis

(Motorsport-Total.com) - In Motorsport-USA herrscht derzeit kollektives Kopfschütteln. Erst vor wenigen Tagen ging ein denkwürdiges Indy 500 zu Ende, das nach langer Zeit endlich einmal wieder bessere TV-Quoten brachte, als das am gleichen Tag stattfindende Coca-Cola 600 der NASCAR. Zudem waren sich die Experten einig: Auch das IndyCar-Racing zeigte sich um Längen unterhaltsamer als die teilweise doch sehr langatmige Charlotte-Vorstellung der NASCAR-Asse.

Titel-Bild zur News: Randy Bernard IndyCar-Chef

IndyCar-Chef Randy Bernard: Wer steckt hinter dem Angriff auf seine Person?

Eigentlich könnte sich die IndyCar-Szene also hochzufrieden die Hände reiben, schließlich hat man die scheinbar übermächtige NASCAR-Konkurrenz zumindest an einem Sonntag des Jahres 2012 auf allen Fronten schlagen können. Doch weit gefehlt: Statt eitel Sonnenschein gibt es in Indianapolis dunkle Wolken und einen heftigen Sturm. Die ewig selbst zerstörerischen Tendenzen der Open-Wheeler sind wieder da. Und wie.

IndyCar-Chef Randy Bernard selbst war es, der am frühen Mittwochmorgen mit einem Posting auf 'Facebook' und 'Twitter' die Sache öffentlich ins Rollen brachte. Derzeit, so Bernard, gäbe es eine Hetzjagd gegen ihn. Ein Teamchef versuche eine Revolte zu organisieren mit dem Ziel, ihn seines Amtes zu entheben. Dieser Angriff, so war zwischen den Zeilen zu schließen, käme aus den Reihen der Chevy-Teams.

Dementi aus dem Andretti-Lager

Aber wer steckt dahinter? Die diversen US-Insider der IndyCar-Medien sprechen dabei nicht von einem einzigen Owner, sondern gleich von drei bis vier Chevy-Teamchefs, die Unterstützung durch einen ehemaligen Serienchef und einen Top-Star früherer Jahre hätten. Namentlich John Barnes (Panther), Kevin Kalkhoven (KV), Michael Andretti (Andretti), dazu Tony George und Mario Andretti.

Michael Andretti Mario Andretti

Sind die Andrettis Wortführer im Kampf um die IndyCar-Macht? Zoom

Die Dementis folgten prompt. Zum Beispiel von Ed Carpenter, dem Stiefsohn von Tony George. Niemand aus der Familie Carpenter/George sei an dieser Revolte beteiligt, erklärte man gegenüber dem 'IndyStar'. Nur soviel: "Er (Bernard; Anm. d. Red.) sollte sich darauf konzentrieren, den Sport zu verkaufen, anstatt über so etwas zu sprechen. Wir sollten über das Indy 500 reden und darüber, wie man Tickets für andere Rennen verkaufen kann."

Auch Michael Andretti zeigte sich angesichts seiner Namensnennung empört. "Es gibt keinen Lynch-Mob", twitterte Andretti, der die ganze Sache als "Sensationsaufmacherei" betitelte. Dem widersprach Bernard gegenüber dem 'IndyStar' deutlich: "Ich habe nichts Negatives gesagt, ich habe lediglich die Fakten wiedergegeben."

Rahal stützt Bernard

Gegenüber 'Autosport' gab sich der IndyCar-Chef hoffnungsvoll, dass "alles ein gutes Ende finden" könne. Allerdings ging er nicht darauf ein, ob er plane, sich bereits am anstehenden Detroit-Wochenende mit den Revolutionären an einen Tisch zu setzen. Denn generell haben die mächtigen Teambesitzer - zumindest auf dem Papier - keine Chance, Bernard abzusetzen. Dies liegt im Hoheitsgebiet der Hulman/George-Familie und des Aufsichtsrates ihrer Firmengruppe.

Bobby Rahal

Bobby Rahal ist mit Randy Bernards Arbeit zufrieden Zoom

Diese verpflichteten Marketingspezialist Bernard vor 28 Monaten mit dem Auftrag, die stark defizitären IndyCars aus den roten Zahlen heraus zu arbeiten. Dies gelang Bernard schnell, der zum Saisonabschluss 2011 fast eine schwarze Null präsentieren konnte. Trotz eines hundsmiserablen TV-Vertrages, den er in der Erbmasse des früheren IRL-Chefs Tony George vorfand. Und Bernard hat auch mächtige Befürworter.

Zum Beispiel Bobby Rahal, der mit Honda-Power unterwegs ist und sich daher nicht an der Revolte der Chevy-Fraktion beteiligt. "Ich sage nicht, dass Randy alles richtig gemacht hat", gab Rahal gegenüber dem 'IndyStar' zu Protokoll. "Aber unser Sport steht ganz sicher besser da als vor einigen Jahren." Für Rahal sind die aktuellen Ereignisse nichts anderes als "ein Zeichen dafür, dass er etwas richtig macht. Wenn sich die Leute nicht darüber aufregen, dann machst du vermutlich keinen guten Job."