Endurance-Grand-Slam geschafft! Nick Tandy ist König der Langstrecke
Mit dem Sieg bei den 24 Stunden von Daytona ist Nick Tandy der erste Fahrer, dem der "Endurance-Grand-Slam" bei den vier großen 24h-Rennen gelungen ist
(Motorsport-Total.com) - Le Mans 2015, Nürburgring 2018, Spa 2020 und Daytona 2025: Nick Tandy hat geschafft, woran selbst die Größten seiner Disziplin bislang gescheitert sind. Als erster Mensch überhaupt hat der Brite Gesamtsiege bei allen vier großen internationalen 24-Stunden-Rennen errungen und damit den "Grand Slam" des Langstreckensports perfekt gemacht.

© Porsche
Mit diesem Triumph hat er sich unsterblich gemacht: Nick Tandy hat alle vier großen 24h-Rennen gewonnen Zoom
Der Sieg im Porsche 963 zusammen mit Laurens Vanthoor und Felipe Nasr markiert den Schlusspunkt einer gewissen Leidenszeit, denn Tandy war sich bewusst, was auf dem Spiel stand. Und mit 40 Jahren wurde die Zeit langsam knapp.
"So etwas als Erster zu erreichen, ist wirklich unglaublich", sagt er unmittelbar nach dem Rennen auf einer Pressekonferenz von Porsche. "Ich denke, man kann erst einmal stolz darauf sein, dass man überhaupt in die Lage versetzt wurde, an solchen Rennen teilzunehmen und dann auch noch in einem Auto zu sitzen, das um den Gesamtsieg kämpfen kann."
"Ich war mir solcher Statistiken und Rekorde nie bewusst, bis wir in Spa gewonnen haben. Da hat mir jemand gesagt: 'Du hast jetzt Klassensiege in allen vier Majors.' Bis dahin war mir das nicht wirklich bewusst."
"Und dann schaut man sich das an und sieht - da stehen andere Fahrer, legendäre Namen auf diesen Listen, die alles Mögliche gewonnen haben, aber nie in allen vier Rennen. Klassensiege, ja... Aber nicht vier Gesamtsiege. Das ist etwas, was ich seit diesem Tag im Jahr 2020 unbedingt abhaken wollte."
An der Boxenmauer zur Legende
Bei den 24 Stunden von Daytona feierte er bereits einen Klassensieg. 2014 gewann Tandy zusammen mit Richard Lietz und Patrick Pilet die GTLM-Klasse auf einem von Core Autosport eingesetzten Werks-Porsche 911 RSR. Die Aussicht auf den Gesamtsieg eröffnete sich jedoch erst mit dem Start des LMDh-Programms, nachdem Tandy sogar zwei Jahre lang Corvette-Werksfahrer gewesen war.
Im dritten Anlauf mit dem Porsche 963 hat er es nun geschafft, nachdem er im Vorjahr beim Sieg seiner Teamkollegen Dane Cameron, Matt Campbell, Felipe Nasr und Josef Newgarden im viertplatzierten Porsche #6 gesessen hatte.
"Daytona zu gewinnen ist allein schon eine große Sache", sagt er. "Der Gesamtsieg ist es natürlich etwas ganz Besonderes. Nur einen dieser vier Gesamtsiege zu haben, ist schon speziell. Jetzt alle vier Rennen gewonnen zu haben, ist ein Traum, der in Erfüllung geht."
Tandy erlebte den Sieg von der Boxenmauer aus. Möglich machte ihn Felipe Nasr im Schlussspurt. Er schnappte sich 22 Minuten vor Schluss Matt Campebell im Penske-Porsche #6 (Jaminet/Campbell/Estre). Campbell hatte beim letzten Boxenstopp nur zwei frische Reifen mitgenommen, Nasr vier. Porsche hatte die Strategien offenbar bewusst gesplittet, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Und es gab ernsthafte Konkurrenz vom Meyer-Shank-Acura #60 (Blomqvist/Braun/Dixon/Rosenqvist). "Ich habe gesehen, dass der Acura hinter uns sehr schnell war, deshalb war mir klar, dass ich vorne weg musste", sagt Nasr.
"Sonst hätte ein Angriff von hinten gedroht und ich hätte einen Platz verloren. Das hätte auch das Ende meiner Chancen auf den Rennsieg bedeutet. Ich musste es tun." Für den brasilianischen Ex-Formel-1-Piloten ist es der zweite Sieg in Folge im gleichen Auto.
Highlights 24h Daytona 2025: 24 Stunden in 60 Minuten
Jetzt hat er Tandy zur Legende gemacht. "Ich bin ein bisschen neidisch auf Nick - im positiven Sinne - auf das, was er erreicht hat", sagt er. "Ich habe ihm schon in der Victory Lane gesagt, dass er mir jetzt helfen muss, Le Mans zu gewinnen. Das ist das große Ziel."
Und auch Tandy dürfte noch Ziele haben. Zwei Klassensiege hat er bisher bei den 12 Stunden von Sebring eingefahren, 2018 und 2019 back-to-back in der GTLM mit Porsche. Ein Gesamtsieg fehlt noch. Beim Petit Le Mans hat er bereits den legendären Gesamtsieg 2015 mit einem GTLM-Porsche gegen die Prototypen auf dem Konto.
Vanthoor: Gelungene Revanche für 2022
Auch für Laurens Vanthoor bedeutet der Sieg viel. 2022 war er in einem knallharten Porsche-internen Duell mit Mathieu Jaminet nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt. Damals fuhren die beiden Porsche 911 GT3 R nebeneinander in die frisch getaufte Le Mans-Schikane, die damals noch deutlich flüssiger war. Vanthoor drehte sich, die Niederlage saß wie ein Stachel.
"Es ist verrückt, wie wichtig uns das alles ist", sagt er, auf diese Situation angesprochen. "Ich weiß noch, wie ich damals im Auto saß und die ganze Auslaufrunde geheult habe. Diesmal hatte ich wieder Tränen in den Augen, aber aus anderen Gründen."
"Felipe hat mir heute ein bisschen von dem zurückgegeben, was damals passiert ist. Manchmal hat man Pech, manchmal ist man der strahlende Sieger. Neben unseren Familien ist dieser Sport für uns das Wichtigste auf der Welt. Das alles zeigt, was er uns bedeutet."
Auf dem Papier sieht der Porsche-Sieg überragend aus. Seit der Nacht gaben die 963er das Zepter nicht mehr aus der Hand. Von einem überlegenen Paket wollen die Verantwortlichen aber nicht sprechen.
"Wir hatten nicht zu jedem Zeitpunkt das schnellste Auto. Aber wir waren konstant und haben die wenigsten Fehler gemacht", sagt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. "Es war eine tolle Vorstellung der Fahrer, Mechaniker und Ingenieure, aller Teammitglieder und unserer Mannschaft, die uns zu Hause in Weissach unterstützt. Ich bin rundherum zufrieden."
Jonathan "JD" Diuguid, Leiter Porsche Penske Motosport"Dieser Triumph liegt nicht darin begründet, dass unser Auto das allerstärkste war - als Grundlage diente die tadellose Arbeit der Fahrer und des Teams. Wir haben das Rennen über sehr weite Strecken angeführt und uns belohnt. Nun hoffe ich, dass es genauso weitergeht und wir dieses Jahr ebenso erfolgreich abschließen wie das zurückliegende."


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