Zwei Ex-Formel-1-Piloten voll des Lobes für Alonso

'F1Total.com'-Experte Marc Surer und Niki Lauda sind sich einig, dass Fernando Alonso derzeit fährt wie ein kommender Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat in der Fahrerwertung schon zehn Punkte Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger und wird damit auf jeden Fall als WM-Führender zu seinem Heimrennen am 8. Mai in Barcelona kommen. Doch die meisten Experten trauen ihm dieses Jahr noch weit mehr zu, nämlich den Gewinn der Weltmeisterschaft.

Titel-Bild zur News: Marc Surer

'F1Total.com'-Experte Marc Surer hält Alonso für einen kommenden Weltmeister

Der 23-Jährige, der sich 2003 zum jüngsten Grand-Prix-Sieger aller Zeiten gekrönt hat, könnte nun auch jüngster Champion aller Zeiten werden, was angesichts der Überlegenheit seines Renault-Teams gar nicht mal allzu unwahrscheinlich anmutet. Spätestens seit seinen beiden abgeklärten Triumphfahrten in Malaysia und Bahrain, bei denen er nicht einmal ans Limit gehen musste, wie er selbst sagt, konnte er davon auch die Fachwelt überzeugen.#w1#

Alonso war auch 2004 ein schneller Rennfahrer

Dass er vergangenes Jahr zu Saisonbeginn nicht allzu gut zurechtgekommen ist, will 'F1Total.com'-Experte Marc Surer indes nicht überbewerten: "Letztes Jahr hatte Alonso ein sehr schwieriges Auto, mit dem offensichtlich nur Trulli zurechtgekommen ist", analysiert der Schweizer, der zwischen 1979 und 1986 selbst an mehr als 80 Grands Prix teilgenommen hat. "Im Laufe der Saison konnte er sich steigern, obwohl er mit dem Auto nicht eins war."

Als großes Plus für Alonso sieht er auch dessen Abgebrühtheit und dass er seinen jugendlichen Übermut längst in einen Aktenkoffer verstaut und gut verschlossen hat: "Alonso ist einer, der einen Konkurrenten vorbei lässt, wenn er merkt, dass er keine Chance hat. Da gibt es keine unnötige Kampflinie, sondern er fährt unbeirrt sein Rennen. Ich erinnere mich an ein paar solcher Situationen. Das zeigt, wie abgebrüht der Kerl trotz seines jungen Alters schon ist", meint Surer.

"Er kann Situationen richtig einschätzen und entsprechend handeln", fühlt er sich ein wenig an Michael Schumacher erinnert. Sogar wenn die Renault-Dominanz bald enden sollte, könnte es demnach noch zum WM-Titel reichen: "Selbst wenn sein Renault einmal nicht so überlegen sein sollte, kann ich mir bei seiner Coolness vorstellen, dass er sich mit einem zweiten Platz zufrieden gibt und die acht Punkte mitnimmt."

Lauda vergleicht Alonso mit dem jungen Schumacher

Auch Surers Ex-Kollege Niki Lauda traut Alonso viel zu: "Über ihn sagen sie bei Renault, dass er in seinen jungen Jahren schon genauso stark sei wie Michael Schumacher als Frischling Anfang der 90er, als dieses Team noch Benetton hieß. Wenn man mich fragt: Die nehmen sich nichts. Beide haben ungeheures Talent. Beide haben von Kindesbeinen an für ihren Sport gelebt. Beide genießen in ihrem Team uneingeschränkte Rückendeckung. Beide wurden unter Flavio Briatore groß. Beide sind Topsportler, extrem risikobereit und selbstbewusst", schreibt er in seiner Kolumne für die 'Auto Bild'.

Für den Österreicher ist es "klar", dass Alonso als Weltmeister und auch bei Ferrari in Schumachers Fußstapfen treten wird. Und weiter: "Jetzt dämmert ihm, dass er Champion werden kann - und der jüngste aller Zeiten dazu. Ich bin gespannt, wie er reagiert. Sie müssen sich mal vorstellen, dass ein ganzes Land auf ihn schaut, das noch nie einen Grand-Prix-Sieger, geschweige denn einen Formel-1-Weltmeister hervorgebracht hat, und dass er an der Spitze einer Riesenmannschaft plötzlich derjenige ist, der die Arbeit aller zum größten Erfolg führen kann. Es ist ein Riesengefühl, das zu erleben", so Lauda.

Alonso muss lernen, mit dem Druck umzugehen

Er weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass die Entscheidung noch keineswegs gefallen ist: "Als ich meine Titelchancen 1975 erkannte, habe ich mir befohlen, weiter zu arbeiten wie ein Pferd, mein Auto mit den Ingenieuren schneller zu machen und mir auf der Strecke keine Fehler zu erlauben. Die Angst vor Druck und Fehlern wird Alonso trotzdem in den Nacken kriechen wie ein lästiger Beifahrer. Er muss lernen, damit umzugehen. Für einen 23-Jährigen eine Herkules-Aufgabe. Michaels Aufgabe ist es nun, Alonso unter Druck zu setzen und zu destabilisieren", prophezeit der 56-Jährige.

Während Alonso von allen Seiten in den Himmel gelobt wird, geht sein Teamkollege Giancarlo Fisichella momentan ein wenig unter. Der Italiener war vor seinem Wechsel zu Renault als eines der größten Fahrertalente der Formel 1 gehandelt worden, scheint sich nun aber am jungen Spanier im zweiten Cockpit die Zähne auszubeißen: "Fisichella muss sicherlich aufpassen, dass er nicht an Alonso zerbricht", glaubt Marc Surer.

"Alonso kann - ähnlich wie Michael Schumacher - auf die Strecke gehen und sofort eine Zeit hinknallen. Der kann das auf Abruf, während sich Fisichella immer erst einmal einschießen muss. Das ist natürlich im Rennen auch erfolgreich, aber mit dem derzeitigen Qualifikationsmodus kann es schon ein Nachteil sein. Man muss aber auch sagen, dass Fisichella bisher einfach Pech gehabt hat. Das kann ja auch bei Alonso mal passieren", analysiert der 'F1Total.com'-Experte.