Zuverlässigkeit hat für Cosworth derzeit Priorität
Leistungsmäßig liegt Cosworth im Spitzenfeld, die Zuverlässigkeit will Entwicklungschef Alexander Hitzinger aber möglichst bald weiter verbessern
(Motorsport-Total.com) - Zahlreiche Experten hatten Williams nach der Trennung von Werkspartner BMW bereits abgeschrieben, doch Nico Rosbergs schnellste Rennrunde in Bahrain, die komplett eroberte zweite Startreihe in Malaysia und Mark Webbers unbelohnte Galavorstellung in Australien deuteten das Potenzial des Erfolgsteams vergangener Jahre eindrucksvoll an.

© Cosworth
Mit Alex Hitzinger steht ein Deutscher bei Cosworth in der Verantwortung
Dass bisher trotzdem nur fünf bescheidene Punkte auf dem WM-Konto von Williams verbucht wurden, liegt unter anderem an der Zuverlässigkeitsquote von nur 33,3 Prozent, zu der auch der neue Motorenpartner Cosworth in der Gluthitze von Malaysia seinen Beitrag geleistet hat. Doch das V8-Triebwerk ist keineswegs der Schwachpunkt des FW28-Pakets - im Gegenteil: Cosworth gilt als eine der positivsten Überraschungen der laufenden Saison.#w1#
Cosworth blamiert die großen Automobilhersteller
Die britische Motorenschmiede, die nicht mehr zum Ford-Konzern, sondern den ChampCar-Granden Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe gehört, kommt laut Aussage von FIA-Präsident Max Mosley mit etwa einem Zehntel der 200-Millionen-Euro-Etats von BMW, Toyota und Co. aus, lieferte aber dennoch die drehzahlfreudigsten 2,4-Liter-V8-Maschinen des Jahrgangs 2006 ab. Selbst Ex-McLaren-Mercedes-Testfahrer Alexander Wurz, nunmehr bei Williams unter Vertrag, zeigte sich davon beeindruckt.
Kein Wunder also, dass Alexander Hitzinger, Leiter von Cosworths Entwicklungsabteilung in Northampton, "sehr zufrieden" mit den bisher gezeigten Leistungen ist: "Wir drehen im Rennen 19.500 Umdrehungen pro Minute, im Qualifying und in bestimmten Rennsituationen wie zum Beispiel bei einem Überholmanöver sogar 20.000", erklärte der erfrischend ehrliche Deutsche nach dem Auftakt in Übersee gegenüber 'F1Total.com'.
"Längerfristig ist geplant, weiter an der Performance zu arbeiten - es sind auch schon die nächsten Entwicklungsschritte in der Pipeline -, aber kurzfristig hat die Zuverlässigkeit für uns oberste Priorität. Wir arbeiten auf Hochtouren daran, die Lebensdauer des Motors zu verlängern", sagte er. "Über den Motorschaden in Malaysia waren wir natürlich nicht glücklich. Wir kennen das Problem aber und haben auch schon darauf reagiert. Die Melbourne-Motoren haben bereits verbesserte Bauteile drin."
Zulieferteil verursachte den Defekt in Malaysia
Ähnlich wie bei BMW, wo aufgrund einer minimalen Toleranzabweichung - laut Mario Theissen lag diese im Bereich von Tausendstelmillimetern - eines kleinen Teils im Kurbeltrieb bereits einige Motoren kaputt gegangen sind, wurde auch Rosbergs Defekt in Malaysia von einem Element verursacht, welches nicht direkt bei Cosworth, sondern von einer Zulieferfirma konstruiert und gefertigt wurde. Dieses Problem dürfte aber inzwischen aus der Welt sein.
"Wir hatten nur etwa die Hälfte der Zeit der anderen Motorenhersteller, um den V8 im Winter zu entwickeln. Wir hatten die aggressivsten Ziele, aber den größten Zeitdruck, daher ist es irgendwo natürlich, dass es noch einige Kleinigkeiten gibt, die wir aussortieren müssen", so Hitzinger. "Da kann man Defekte einfach nicht hundertprozentig ausschließen. Ich bin mir sicher, dass das noch keiner der Motorenhersteller kann."
Momentan konzentriert sich der 34-Jährige mit seinem Team darauf, die Zuverlässigkeit zu verbessern, um Rosberg und Webber endlich auch am Freitag etwas mehr Trainingskilometer eingestehen zu können. Es sind aber auch Leistungssteigerungen vorgesehen: "Im Moment planen wir zwei Upgrades. Das erste davon wird - abhängig vom Zyklus - im Bereich um Nürburgring und Barcelona kommen", kündigte Hitzinger abschließend an.

