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Webbers Getriebeproblem für Michael ein Rätsel
Das Getriebe ist ohnehin die Achillesferse des FW28, doch Mark Webbers gestriger Defekt stellt Williams-Technikchef Sam Michael vor ein Rätsel
(Motorsport-Total.com) - Ein Aufschrei der Traurigkeit ging gestern durch den Albert Park in Melbourne, als in der 23. Runde ausgerechnet Lokalmatador Mark Webber in Führung liegend ausrollte. Der Williams-Pilot war dank einer cleveren Strategie unterwegs zu einem sicher scheinenden Podestplatz, wurde aber in seinem Vorwärtsdrang vom Defektteufel gestoppt.

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Sam Michael (rechts) im Gespräch mit seinem Landsmann Mark Webber
Dass das neue Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung so etwas wie die Achillesferse des FW28 ist, ist den Williams-Ingenieuren seit den Wintertestfahrten bekannt, doch eigentlich waren der Technische Direktor des Teams, Sam Michael, und seine Truppe in Grove davon ausgegangen, diese Probleme inzwischen im Griff zu haben. Speziell der gestrige Schaden kam unerwartet und konnte bisher noch nicht hundertprozentig aufgeklärt werden.#w1#
Gestriger Getriebeschaden neu für Williams
"Wir hatten an Marks Auto einen Getriebedefekt, den wir im Moment noch untersuchen", gab Michael einige Stunden nach dem Rennen gegenüber 'SpeedTV.com' zu Protokoll. "Bis zu den nächsten Tests in Vallelunga und Barcelona wollen wir Lösungen dafür finden, um diese noch ausprobieren zu können, bevor es nach Imola weitergeht. Im Winter haben wir mehr als 10.000 Kilometer mit dem Getriebe getestet, aber dieses Problem ist neu für uns. Wir kennen noch nicht alle Details."
"Es ist sehr schade, denn Mark war wirklich fantastisch unterwegs. Er hätte ohne Zweifel mit Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) um Platz zwei kämpfen können. Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) war ein bisschen zu stark für uns, aber mit der Benzinmenge, die Mark zum Zeitpunkt des Ausfalls an Bord hatte, war es für ihn schon eine herzensbrecherische Angelegenheit. Fernando fuhr in seiner eigenen Liga, aber dahinter wäre alles möglich gewesen", erklärte Webbers Landsmann.
Webber hätte noch sechs Runden fahren können
Der Pechvogel des Rennens habe noch "mehrere Runden" Benzin im Tank gehabt, fügte er an, und Webber selbst präzisierte später: "Sechs, um ganz genau zu sein." Der Williams-Pilot wäre also erst im 29. Umlauf an die Box gekommen - neun Runden später als der spätere Sieger Alonso. Wie wir dank der FIA wissen, bedeuten neun Runden 26 Kilogramm Mehrgewicht durch überschüssiges Benzin, was pro Runde einem Handicap von gut einer Sekunde entspricht.

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Mark Webber hätte beim Heimrennen zur großen Sensation werden können Zoom
Gewichtsbereinigt hätte Webber im Qualifying auf Jenson Buttons Pole-Position-Runde also nur ungefähr sieben Zehntelsekunden verloren, auf die beiden Renaults gar nur zwei, was nur bestätigt, was eigentlich spätestens seit Nico Rosbergs schnellster Rennrunde in Bahrain alle wissen sollten: Williams ist - obwohl Webber im Albert Park absolut gesehen nur die neuntschnellste Rennrunde fuhr - bärenstark, konnte das Potenzial des FW28 aber bisher noch nicht voll entfalten.
"Was die Performance angeht, war das Rennen sehr ermutigend", nickte Michael zustimmend, "speziell mit der Benzinmenge, die Mark im Qualifying an Bord hatte. Vergleichen mit den Autos vor ihm war er wirklich sehr stark unterwegs. Außerdem hat Bridgestone mit den Reifen große Fortschritte gemacht. Wir hatten hier eine neue Mischung, die meines Wissens im Rennen nur wir gefahren sind, und die stellte sich wirklich als Verbesserung heraus."
Einstoppstrategie wäre theoretisch möglich gewesen
Die Frage, die die australischen Zeitungen heute stellten: Hätte Webber sogar gewinnen können? Laut Michael sei eine Einstoppstrategie nur "Plan B" gewesen, "aber wir hätten durchaus diese Route einschlagen können. Wir wollten es aber nicht unbedingt tun. Unsere eigentliche Strategie war ein langer erster Stint mit einem Zwischensprint zu einer Zweistoppstrategie. Wir hätten aber beide Varianten durchziehen können", analysierte der 34-Jährige.
Dennoch ist bei Williams noch lange nicht alles perfekt, denn trotz des zweifellos vorhandenen Potenzials beträgt die Ankunftsquote nach drei von 18 Rennen nur 33,3 Prozent: "Wir haben ein irrsinnig schnelles Auto, aber wir müssen es auch ins Ziel bringen", gab Michael ohne Schönfärberei zu. "Das ist die größte Baustelle, um die wir uns zwischen Melbourne und Imola kümmern müssen: die Zuverlässigkeit."

