• 20.10.2008 14:08

Zusammenfassung: FOTA gegen FIA - die Motorenfrage

Erst der Einheitsmotor, dann auch noch Einheitsbenzin: Die Teams der Formel 1 wollen sich gegen die Sparpläne der FIA zur Wehr setzen

(Motorsport-Total.com/sid) - Das tut weh: Die Formel-1-Teams machen vor dem Treffen mit Max Mosley am Dienstag am idyllischen Genfer See gegen den geforderten "Spar-Motor" des Automobil-Weltverbandes FIA mobil. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA, sein Stellvertreter und Toyota-Teamchef John Howett werden Mosley den in Shanghai ausgearbeiteten Gegenentwurf vorlegen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Hauchen die Formel-1-Motoren künftig auch mit Einheitsrauch ihr Leben aus?

"Für Toyota wäre das ein Grund, die Formel 1 zu verlassen", sagte Howett unmissverständlich. "Ein standardisierter Motor kommt nicht in Frage. Das wäre nicht mehr die Formel 1", meinte der Motorenchef der Japaner, Luca Marmorini. Auch von den anderen fünf Herstellern Mercedes, BMW, Honda, Ferrari und Renault ist eine strikte Ablehnung gegen den jüngst eröffneten Plan des FIA-Chefs zu vernehmen, ab 2010 einen Einheitsmotor einzuführen.#w1#

Breite Front gegen den Einheitsmotor

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen drohte ebenfalls mit Ausstiegen der Autobauer. Die Stimmung ist gereizt. Dass die FIA am Freitag ohne Beschluss gar eine Ausschreibung ankündigte, deren Sieger den einheitlichen Antrieb produzieren oder zumindest die Baupläne entwickeln soll, wurde bei den Teams als weiterer Affront gewertet. Der Tenor ist einhellig: Einen Motor gestellt bekommen und dann das eigene Logo draufkleben - das werde es nicht geben.

Der Grund: Eigene Entwicklungen könnten nicht mehr dargestellt werden, Verkaufsargumente würden fehlen. Mittlerweile sind von der FIA weitere Details der Ausschreibung bekannt gegeben worden. Demnach soll nicht nur mit einem Einheitsmotor gefahren werden, sondern auch mit Einheitsbenzin. Nun sind auch die an der Formel 1 beteiligten Ölunternehmen verärgert.

"Ich halte das für eine schlechte Idee. Wir wollen, dass die Formel 1 das ultimative Labor für Benzin und Schmierstoffe bleibt. Das Risiko, dass sich Unternehmen wie Shell andernfalls aus dem Motorsport zurückziehen, ist groß", sagte Juan Carlos Perez, Sponsoring-Chef des Konzerns. Shell beliefert und sponsert Ferrari.

FOTA will eigene Vorschläge einbringen

Um einen gemeinsamen Gegenvorschlag auszuarbeiten, der die von Mosley angestrebte Kostenreduzierung wegen der schwierigen Finanzlage ebenfalls erreicht, haben die zehn Teamchefs in Shanghai lange zusammengesessen. Bekannt wurde nur so viel: Eine gemeinsame Linie ist gefunden worden, einen Keil konnten Mosleys Pläne nicht in die Teamvereinigung treiben.

Denkbar sind nun mehrere Varianten. Vermutlich werden di Montezemolo und Howett eine stufenweise Anhebung der Motoreneinsätze vorschlagen. Derzeit darf nach zwei Rennen gewechselt werden, mittelfristig könnten zwei Motoren für eine ganze Saison anvisiert werden. Zudem könnten die Leihgebühren für Motoren und andere technische Unterstützung für die vier Privatteams gesenkt werden.

Den Fahrern der kleinen Privatteams käme ein Einheitsmotor durchaus gelegen, weil das Feld dann enger zusammenrücken würde. Alle anderen profitieren von eigenen Herstellermotoren. Der spanische Doppel-Weltmeister Fernando Alonso bringt es auf den Punkt: "Mit einheitlichen Motoren und Reifen hängt es mehr von den Qualitäten des Fahrers ab. Ich denke jedoch nicht, dass dies gut für die Formel 1 wäre. Es würde seltsam erscheinen, dass wir alle mit dem gleichen Motor fahren. Das wäre nicht mehr länger die Formel 1."