• 19.10.2008 17:27

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Kommt mit dem Einheitsmotor auch das Einheitsbenzin?

Die FIA sucht im Zuge der Ausschreibung für die Formel-1-Motoren auch nach einheitlichen Treib- und Schmierstoffen - Shell nicht einverstanden

(Motorsport-Total.com) - Heimlich, still und leise hat die FIA nach der Bekanntgabe, dass ab 2010 Einheitsmotoren eingeführt werden sollen, dieser Tage auf ihrer Internetseite die genauen Bewerbungsbedingungen für interessierte Hersteller bekannt gegeben. Bei der Durchsicht eben dieser stießen wir auf eine weitere Überraschung.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Muss Kimi Räikkönen bald Einheitsbenzin für seinen Einheitsmotor tanken?

Denn in Punkt 2.j) der Motorenausschreibung heißt es wörtlich: "Vom ausgewählten Bewerber werden Empfehlungen hinsichtlich der optimalen Eigenschaften (innerhalb des Technischen Reglements) des Benzins und Öls, das in den Motoren verwendet werden soll, erwartet. Nach Beratschlagungen mit dem ausgewählten Bewerber wird die FIA einen Einheitslieferanten nominieren, sodass alle Teams das gleiche Benzin und das gleiche Öl verwenden können."#w1#

Millionenbeträge stehen auf dem Spiel

Das sorgt unter den derzeit in der Formel 1 involvierten Mineralölfirmen naturgemäß für den gleichen Aufschrei, der schon seitens der Motorenhersteller zu hören war, als die Idee des Einheitsmotors erstmals auf den Tisch kam. Unternehmen wie Shell (Partner von Ferrari) investieren geschätzte 25 Millionen Euro pro Jahr in ihr Engagement in der Königsklasse. Nur gut ein Zehntel davon sind operative Kosten, der Rest fällt in den Bereich Sponsoring.

Bei Shell hält man daher wenig vom Einheitsbenzin und Einheitsöl: "Ich glaube nicht, dass das passieren wird, und ich halte es auch für eine schlechte Idee. Wir wollen, dass die Formel 1 das ultimative Labor für Benzin und Schmierstoffe bleibt. Das Risiko, dass sich Unternehmen wie Shell aus dem Motorsport zurückziehen, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, Benzin und Schmierstoffe weiterzuentwickeln, ist groß", erklärte Juan Carlos Perez gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Shell wartet auf eine Reaktion der FIA

Perez ist verantwortlich für Shells weltweite Sponsorings. Für ihn kam die Ausschreibung eines einheitlichen Herstellers für Benzin und Schmierstoffe naturgemäß überraschend, schließlich war von so einem Schritt in den vergangenen Jahren nie die Rede. Aber was kann Shell konkret unternehmen? "Wir haben unsere Ansicht Ferrari und der FIA mitgeteilt", sagte er. Nun wartet das Unternehmen mit Sitz im niederländischen Den Haag auf eine Antwort.

Das Bestreben, immer mehr Bereiche in der Formel 1 zu standardisieren, widerspricht der Shell-Philosophie: "Wettbewerb ist positiv. Wir erleben dieses Jahr eine fantastische Saison, die die verschiedenen Technologiepartner dazu antreibt, bessere Produkte zu entwickeln. Das ist gut für den Sport, aber auch für die Endverbraucher", betonte Perez. Schließlich fährt die Formel 1 seit Jahren mit Benzin, das man auch an der Tankstelle verkaufen könnte...