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Zehn Jahre Sauber in der Formel 1
Zum zehnten Mal präsentierte das Sauber-Team am Sonntag ein Formel-1-Auto ? ein Rückblick auf die bemerkenswerte Teamgeschichte
(Motorsport-Total.com) - Im Grunde genommen hat Saubers Formel-1-Geschichte vor nahezu zwölf Jahren begonnen. Als die damaligen Partner Mercedes-Benz und PP Sauber AG im Zuge des sich abzeichnenden Niedergangs der Sportwagen-WM zu Beginn der neunziger Jahre ihre motorsportliche Zukunft erörterten, wurde die Formel 1 bald zum Thema und im Laufe des Sommers 1991 zum gemeinsamen Projekt erhoben.

© Sauber
Saubers erste Formel-1-Autos: C12, C13, C14 (von oben)
In Stuttgart und Hinwil kamen die Vorbereitungsarbeiten gut voran, schien zunächst nichts gegen den Aufbruch zu neuen Ufern zu sprechen. Umso schwerer traf Peter Sauber der im November vom Mercedes-Vorstand gefällte Entscheid, nicht in die Formel 1 einzusteigen.
Was nun? Was sollte aus dem eben erst fertig gestellten Hinwiler Hightech-Werk, dem umfangreichen Rennsport-Know-how und dem im Hinblick auf die Formel 1 bereits engagierten Personal werden? Im Januar 1992 entschloss sich Peter Sauber zum Alleingang - mit finanzieller Unterstützung von Mercedes zwar, aber dennoch mit viel eigenem Risiko.
Mercedes' ausgebliebenes Bekenntnis zur Formel 1 schmälerte nicht nur die Basis des Projekts, sondern führte auch zu einigen Unruhen. Dazu gehörte der Verlust des Designers Harvey Postlethwaite, der sich, vom Stuttgarter Entscheid enttäuscht, nach kaum fünfmonatiger Tätigkeit in Hinwil verabschiedete und bei Ferrari anheuerte.
Trotzdem standen am 14. März 1993 in Kyalami wie geplant zwei anthrazitfarbene Sauber C12 am Start zum GP von Südafrika. Mit dem 5. Rang von JJ Lehto geriet die Premiere zum Großerfolg. Abgesehen von Alfa Romeo im allerersten WM-Rennen (1950) hatten zuvor nur drei Neuankömmlinge den Einstand mit einem Punktgewinn gefeiert.
Partnerschaft mit Ferrari
Nach zwei sportlich guten, aber von finanziellen Turbulenzen durchsetzten Jahren leiteten Verträge mit Ford, Red Bull und Petronas den Turnaround ein. Obwohl das Sauber-Team in der Folge von resultatmäßigen Rückschlägen nicht verschont blieb, etablierte es sich mit der Zeit als feste Größe der Formel-1-Szene.
Den Weg aus der Mittelklasse in Richtung Spitze öffnete das 1997 in Kraft getretene Abkommen über eine technische Zusammenarbeit mit Ferrari, im Rahmen dessen Petronas offizieller Motorenlieferant von Sauber wurde.
Zwar ließ der Durchbruch noch eine Weile auf sich warten ? rund vier Jahre lang. Dann aber folgten drei Höhepunkte in der nunmehr zehnjährigen Formel-1-Geschichte des Teams quasi Schlag auf Schlag: die per 2001 eingegangene Partnerschaft mit 'Credit Suisse', der Mitte Oktober jenen Jahres feststehende 4. Rang in der Team-WM und wenige Tage später der Spatenstich zum eigenen Windkanal.
Die Zahl der Sauber-Angestellten, die sich ausschließlich mit der Formel 1 befassen, stieg in zehn Jahren von knapp 70 auf 280 und das Jahresbudget im Vergleich mit jenem von 1993 auf das Vierfache.
163 Große Preise
Zwischen 1993 und 2002 nahm das Sauber-Team an 163 von 165 Grands Prix teil. Die beiden Forfaits betreffen den Grand Prix von Monaco 1994 nach Karl Wendlingers schwerem Unfall und den GP von Brasilien 2000 aus Sicherheitsgründen wegen der im Training aufgetretenen Heckflügelbrüche.
Die 15 Sauber-Fahrer könnten theoretisch mit insgesamt 326 Starts zu Buche stehen. Sie kamen auf nur 323, weil dreimal lediglich einer das Rennen effektiv aufnahm. Der rekonvaleszente Karl Wendlinger fehlte 1994 in Spanien, Johnny Herbert stand 1996 in Australien beim Re-Start abseits, nachdem er zuvor in eine Karambolage verwickelt worden war, und Gianni Morbidelli verzichtete 1997 in Japan wegen einer Handverletzung, die er sich im Training zugezogen hatte, auf den Start.
Zwei Mal knapp am Sieg vorbei
Den 177 Zielankünften, davon 66 unter den ersten sechs, stehen 146 Ausfälle gegenüber, von denen fünf so spät erfolgten, dass die betroffenen Fahrer klassiert wurden, Johnny Herbert 1994 in Imola sogar als Vierter. Zweimal wurden Sauber-Fahrer disqualifiziert: Johnny Herbert 1996 in Frankreich wegen irregulärer vorderer Luftleitbleche und Mika Salo 2000 in Australien wegen des zu nahe an den Vorderrädern befindlichen Frontflügels.
Fünf 3. Plätze sind die bisher besten Resultate. Bei zwei Gelegenheiten lag ein Sieg allerdings in Griffnähe. Heinz-Harald Frentzen wurde 1996 in Monaco nur Vierter, nachdem er beim Versuch, Eddie Irvine zu überholen, mit dem Ferrari kollidiert und später von zwei weiteren Boxenhalten zurückgeworfen worden war. Jean Alesi kreiselte 1999 in Frankreich im Regen kurz vor dem Erscheinen des Safety-Car ins Offside.
Die erste Formel-1-Dekade des Sauber-Teams endete 2002 mit dem respektablen 5. WM-Rang. Zu Beginn der zweiten sind alle Beteiligten vom Willen beseelt, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, sich auf allen Ebenen zu verbessern und sich dereinst als 27. Team unter die GP-Sieger einzureihen.
33 Jahre Motorsport bei Sauber
In der beschaulichen Zürcher Oberländer Gemeinde Hinwil, wenige Schritte von der Werkstatt entfernt, in der sich der Elektromonteur Peter Sauber 1970 als selbständiger Unternehmer etablierte, steht heute eine mit allen technischen Finessen ausgerüstete Formel-1-Fabrik. Dort werden Saubers High-Tech-Boliden gebaut, die seit 1993 um die Formel-1-Weltmeisterschaft fahren.
Peter Saubers Rennsport-Karriere begann 1967 mit sporttauglichen Varianten des inzwischen legendären VW Käfer. Am Automobilsport hatte ihn damals in erster Linie die Technik fasziniert. Wenn Sauber anfänglich selber ins Lenkrad griff, so tat er dies einerseits aus Freude, anderseits aber auch zur persönlichen Überprüfung der Zweckmäßigkeit seiner Ideen auf den Rennstrecken.
1970 wandte sich Peter Sauber vom "Käfer-Tuning" ab und dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen zu. Den Anfang machte der im Keller des Elternhauses entworfene Sauber C1. Als Typenbezeichnung wählte Sauber den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane.
Sauber gewann mit dem C1 den Schweizer Meistertitel, beließ es dann aber bald bei vereinzelten Auftritten als Rennfahrer. Als er den Helm 1973 zum letzten Mal überstülpte, hatte er seine Aktivitäten schon ganz aufs Konstruktive verlegt. Das "C" als Markenzeichen tragen die Sauber-Autos heute noch. Inzwischen ist Sauber beim C22 angelangt, dem Formel-1-Wagen für das Jahr 2003. Einen C10 gab es (aus sprachlichen Gründen) nicht, dafür zwischendurch einen Sportwagen namens C291.
Die ersten Großerfolge der Hinwiler Rennwagenschmiede stellten sich Ende der achtziger Jahre ein, als es Sauber gelang, Mercedes zur Rückkehr in den Motorsport zu bewegen. Glanzlichter der Partnerschaft mit dem Hersteller aus Stuttgart bildeten der Doppelerfolg im 24-Stundenrennen in Le Mans (1989) sowie der zweimalige Gewinn des Marken- und des Fahrer-Titels in der damaligen Sportwagen-WM (1989 und 1990). Zu den Fahrern, die 1990 und 1991 unter Saubers Ägide ihre rennsportlichen Sporen abverdienten, gehörten drei spätere Formel-1-Cracks: Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger.
Den Schritt in die Formel 1 tat Sauber 1993 allein - wenngleich unter aufmerksamer Beobachtung aus dem Schwabenland. Die Verbindung mit Mercedes-Benz lebte denn auch im folgenden Jahr nochmals kurz auf, ehe Sauber 1995 für zwei Jahre das offizielle Werksteam von Ford wurde. Seit 1997 firmiert Petronas als Motorenpartner des Teams mit Zehnzylinder-Aggregaten von Ferrari.
Von 1993 bis 2002 nahm das Sauber-Team an 163 Grands Prix teil. In diesem Zeitraum gewannen 13 Fahrer insgesamt 122 WM-Punkte, nämlich JJ Lehto, Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen, Andrea de Cesaris, Jean-Christophe Boullion, Nicola Larini, Johnny Herbert, Jean Alesi, Pedro Diniz, Mika Salo, Nick Heidfeld, Kimi Räikkönen und Felipe Massa; nie unter die ersten sechs gelangten lediglich die 1997 sporadisch eingesetzten Gianni Morbidelli und Norberto Fontana.
Im mehr als 8.000 Quadratmeter großen High-Tech-Entwicklungszentrum in Hinwil befassen sich zur Zeit rund 280 Spezialisten ausschließlich mit der Formel 1. Darüber hinaus sind 50 Personen bei diversen Zulieferern aus der Region zu nahezu hundert Prozent mit der Herstellung von Komponenten für die Sauber-Boliden beschäftigt.
Für Planung und Bau der Autos verfügt das Team in Hinwil über hochmoderne CAD- und CFD-Systeme, über die Infrastruktur für die Fabrikation sämtlicher mechanischer Teile sowie über zwei Autoklaven, in denen ein Grossteil der Kohlefaser-Komponenten entstehen. Im Sommer 1999 wurde ein 7-Stempel-Fahrwerks-Prüfstand in einem separaten, neu errichteten Gebäudeteil in Betrieb genommen. Er ermöglicht die exakte Simulation des Verhaltens sämtlicher Chassisteile auf einer beliebigen Rennstrecke. Und am 20. Oktober 2001 erfolgte der Spatenstich zu Saubers bisher größtem Unterfangen, dem eigenen Windkanal, der Ende 2003 in Betrieb genommen werden kann.

