• 09.02.2003 18:51

Der Sauber C22: Von A bis Z ist alles neu

Der neue Sauber C22 ist keine Weiterentwicklung des Vorjahresmodells sondern eine völlige Neuentwicklung

(Motorsport-Total.com) - Der Sauber C22 ist das dritte Auto, das unter der Leitung des Technischen Direktors Willy Rampf entstand, und es ist für ihn ein ganz besonderes: "Als wir den Schritt vom C20 zum C21 machten, war das eine konsequente Weiterentwicklung eines bestehenden Konzepts. Uns war aber klar, dass wir damit irgendwann an Grenzen stoßen würden, deshalb haben wir nun beim C22 einen völlig anderen Konstruktionsansatz gewählt. Wir haben das gesamte Auto von Grund auf neu definiert." Beim Sauber C22 ist von A wie Aufhängung bis Z wie Zahnräder absolut alles neu, und obwohl die Abmessungen nur geringfügig verändert wurden, sind die Proportionen doch komplett anders.

Titel-Bild zur News: Sauber C22

Der neue Sauber C22 ist eine komplette Neuentwicklung

Das Lastenheft für das neue Auto wurde bereits im Mai definiert. Gleichzeitig fanden schon die ersten Versuche im Windkanal statt, in denen die generelle Richtung definiert wurde. "Wir haben mit dem C22 eine Basis, die im Vergleich zum Vorgänger ein deutlich größeres Potenzial aufweist und damit auch Raum für kontinuierliche Verbesserungen im Laufe der Saison lässt", erklärt Rampf.
Eine zentrale Rolle spielte die Aerodynamik. Dazu Rampf: "Unser Ziel beim C22 war es nicht nur, die Effizienz zu verbessern, sondern vor allem sicherzustellen, dass die Aerodynamik unempfindlicher auf Fahrzeugbewegungen reagiert. Das ist unter dem Strich genauso wichtig."

Weitere Entwicklungsziele waren auch die Erhöhung der Bauteilsteifigkeit sowie eine kompaktere Bauweise bei gleichzeitiger Reduktion des Gewichts. So lässt sich beim Sauber C22 noch mehr Ballast verwenden, um einen tieferen Schwerpunkt und mehr Spielraum für die Anpassung der Gewichtsverteilung an verschiedene Streckentypen zu erhalten.

Einen Beitrag dazu leistet auch der Petronas-Motor, der gegenüber dem Aggregat des C21 nochmals leichter ist und zudem einen tieferen Schwerpunkt aufweist. Um diesen Vorteil voll zu nutzen, wurde auch das Getriebe von Grund auf neu konstruiert.

Ein sehr aggressiver Ansatz also, bei dem Rampfs Mannschaft eine wichtige Rolle spielte: "Wir sind mittlerweile ein sehr gut harmonierendes Team, in dem jeder Gruppenleiter viel Vertrauen in seine Leute und sein Arbeitsgebiet hat. Das ermutigt die Konstrukteure und Fertigungsspezialisten, noch näher an die Grenzen von Physik und Machbarkeit zu gehen."

Aufgrund der neuen Punkteverteilung wird in der kommenden Saison aber auch die Zuverlässigkeit eine wichtige Rolle spielen, erhalten doch neuerdings auch der Siebte und der Achte WM-Zähler. Entsprechend viel Aufwand wurde betrieben, um trotz des aggressiven Design-Ansatzes die ausgezeichnete Zuverlässigkeit des C21 auf den C22 zu übertragen.

Rampf: "Wir haben bei der Konstruktion der neuen Teile sehr umfangreiche Festigkeitsberechnungen gemacht und anschließend aufwändige Simulationen durchgeführt." So hat beispielsweise der Heckflügel bei Tests auf dem Prüfstand schon Belastungen überstanden, die jene der schlimmsten Rüttelpisten im Formel-1-Kalender übertreffen. Zahlreiche Komponenten wurden zudem bereits ausgiebig im C21 auf ihre Haltbarkeit getestet.

Kein Problem bereitet die Unterbringung der Fahrer. Während der 1,78 Meter große Frentzen im C21 noch einige Schwierigkeiten hatte, eine bequeme Sitzposition zu finden, so passt ihm nun der "Anzug" des C22 perfekt. Rampf: "Wir haben Frentzens Körpergröße frühzeitig in die Konstruktion mit einbezogen, so dass diese kein Problem darstellt."

Dass diese Maßnahmen ihre Wirkung nicht verfehlten, zeigte sich bereits beim Roll-Out in Barcelona Mitte Januar: In drei Tagen legten Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen über 1000 Kilometer ohne jegliche technische Probleme zurück.

Gute Gründe also, optimistisch in die neue Saison zu gehen. Dennoch lässt sich Rampf bei Prognosen nicht auf die Äste hinaus: "Wo wir wirklich stehen, werden wir erst in Melbourne sehen, denn den einzig entscheidenden Massstab bilden unsere Konkurrenten."

Technische Daten
Offizielle Bezeichnung: Sauber C22
Chassis: Kohlefaser-Monocoque
Motor: Petronas 03A
Radaufhängung: Obere und untere Querlenker (vorne und hinten), innen liegende, über Druckstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering)
Bremsen: Sattel mit sechs Kolben (vorne und hinten), Beläge und Scheiben aus Kohlefaser (Brembo)
Kraftübertragung: 7-Gang-Getriebe, längsgerichtet (Sauber), Kohlefaserkupplung (Sachs Race Engineering)
Chassis-Elektronik: Magneti Marelli
Reifen: Bridgestone, vorne 265/55R13, hinten 325/45R13
Räder: OZ, vorne 12J-13, hinten 13.7J-13

Abmessungen:
Länge: 4.470 mm
Breite: 1.800 mm
Höhe: 1.000 mm
Spurweite vorne: 1.470 mm
Spurweite hinten: 1.410 mm
Radstand: 3.100 mm

Gewicht: 600 kg (inklusive Fahrer, Fahrzeug fahrfähig, Tank leer)