• 09.02.2003 19:03

Sauber: Der große Kampf gegen die Werke

Peter Sauber will sich mit seinem Team auch 2003 im "Haifischbecken" Formel 1 mit sieben großen Werken behaupten

(Motorsport-Total.com) - Nach Rang vier in der Konstrukteurs-WM 2001 und Rang fünf 2002 hat sich das Sauber-Team auch für die Saison 2003 wieder hohe Ziele gesetzt. Teamchef Peter Sauber: "Unser Ziel ist es, im Verfolgerfeld, zu dem ich auch Renault zähle, eine wichtige Rolle zu spielen."

Titel-Bild zur News: Sauber-Petronas C22

Dieses Fahrzeug soll 2003 wieder im Mittelfeld mitfahren

Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile nicht weniger als sieben Automobilhersteller mit Werksteams in der Formel 1 vertreten sind, eine hohe Hürde. Sauber: "Jeder dieser Hersteller muss das Ziel haben, Weltmeister zu werden, entsprechend groß ist der Aufwand, der heute betrieben wird."

Mit Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen verfügt das Team über zwei vielversprechende Fahrer, die Speed und Erfahrung kombinieren. Beide Piloten stellten ihre Qualitäten auch im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis und sollten in der Lage sein, regelmäßig um WM-Punkte zu fahren.

Frentzen, Heidfeld über Änderungen der Regeln

Mit dem Beginn der Saison 2003 treten außerdem einige neue Regeln in Kraft, deren Auswirkungen im Moment größtenteils noch nicht absehbar sind. Die wichtigsten Neuerungen betreffen das Qualifying, die Reifen, den Testbetrieb und das Punkteschema.

Das Qualifying geht neuerdings in Form eines Einzelzeitfahrens vonstatten. Dabei ist bereits die Rangliste des Qualifyings vom Freitag von Bedeutung, starten doch die Piloten am Samstag in umgekehrter Reihenfolge. Heinz-Harald Frentzen erwartet dabei Überraschungen: "Der neue Modus dürfte dann und wann zu ungewohnten Startaufstellungen führen, zumal bei wechselhaftem Wetter und Zwischenfällen technischer oder fahrerischer Art."

Das neue Reifenreglement lässt den Herstellern mehr Freiheit als bisher. Bis Ende letzter Saison durften Bridgestone und Michelin bei einem Grand Prix nur je zwei Reifentypen bereit stellen. Fortan können die Teams aus einer breiteren Palette zwei Reifen auswählen. Nick Heidfeld: "Ob dies tatsächlich dem einen Ausrüster mehr zum Vorteil gereicht als dem andern, wird sich weisen." Für Regenwetter gibt es nur noch einen Reifentyp - die sogenannten Intermediates für feuchte Pisten gehören nicht mehr zum Formel-1-Sortiment. Letztere waren eine Domäne von Bridgestone, das auch das Sauber-Team ausrüstet.

Änderungen gibt es auch im Bereich der Elektronik: Die Verwendung einer Zweiweg-Telemetrie ist ab sofort verboten. Erst Mitte Saison, beim Grossen Preis von England, werden die Getriebeautomatik, die Traktionskontrolle und voraussichtlich auch die Startautomatik aus den Autos verbannt. Neu ist zudem, dass nach dem Qualifying am Samstag nur noch genau definierte Arbeiten am Fahrzeug ausgeführt werden dürfen. Diese Regelung verhindert den Einsatz von speziellen Qualifying-Autos und -Motoren. Das Warm-Up am Sonntagmorgen entfällt.

Neues Punktesystem müsste Sauber helfen

Von den beiden möglichen Varianten für den Testbetrieb hat sich Sauber für die bisherige Praxis, also das so genannte Suzuka-Abkommen, entschieden. "Mit dem Bau des hauseigenen, topmodernen Windkanals haben wir uns für eine Vorwärtsstrategie entschieden", sagt Peter Sauber. "Dazu gehört die Möglichkeit, weiterhin intensiv zu testen. Nur so können wir das Auto optimal weiterentwickeln." Die andere, von einer Minderheit der Teams gewählte Lösung, sieht vor, dass die Grand-Prix-Strecke jeweils am Freitagvormittag zwei Stunden lang für Testfahrten zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind nur noch zehn Testtage während der Saison erlaubt.

Die modifizierte Punkteverteilung (10-8-6-5-4-3-2-1 statt 10-6-4-3-2-1) wird unter anderem zur Folge haben, dass der Kampf um den Titel länger offen bleibt als in der vergangenen Saison. Aus einem andern Grund war die Änderung des Systems besonders den Verfolgerteams schon seit geraumer Zeit ein Anliegen. Bisher bedurfte es neben einer Sonderleistung auch des Glücks im richtigen Moment, um von allfälligem Pech der Spitzenteams profitieren zu können. Peter Sauber freut sich über das neue Schema: "Wir haben seit Jahren dafür plädiert. Endlich werden nun auch die Zuverlässigkeit des Materials und die Konstanz der Fahrer belohnt."

"Das ganze Team ist hoch motiviert", fasst Teamchef Peter Sauber zusammen. "Wir wollen uns selber und unsern Partnern beweisen, dass wir weiterhin zu Sonderleistungen fähig sind. Selbstverständlich muss es das Bestreben jedes Formel-1-Teams sein, irgendwann einen Grand Prix zu gewinnen. Vorläufig maßen wir uns aber derart hoch gesteckte Ambitionen nicht an. Unser Ziel ist es, im Verfolgerfeld eine wichtige Rolle zu spielen und uns mit den Werksteams auf hohem Niveau zu messen."

Ehrgeiziges, talentiertes und erfahrenes Fahrergespann

Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen bilden ein ehrgeiziges, talentiertes und erfahrenes Duo, das alle Fähigkeiten besitzt, um aus dem C22 das Beste heraus zu holen. Die beiden Deutschen wuchsen zwar in der selben Stadt, in Mönchengladbach, auf, kannten sich jedoch in der Jugendzeit wegen des erheblichen Altersunterschieds kaum. Heidfeld wird am 10. Mai 26 Jahre alt, Frentzen begeht acht Tage später den 36. Geburtstag. Vom Team erhielt Heidfeld die Startnummer neun und Frentzen die Zehn zugeteilt, innerhalb des Teams sind sie aber grundsätzlich gleich gestellt.

"Nick hat sich als Fahrer mit hohem, konstantem Leistungspotenzial erwiesen", sagt Peter Sauber. "Er wird in seiner dritten Formel-1-Saison mit uns und der vierten insgesamt in der Lage sein, sich immer und überall im vorderen Teil des Klassements zu halten. Zu seinen Stärken gehören neben der unbestrittenen Grundschnelligkeit die stets ersprießliche Zusammenarbeit mit dem ganzen Team."

"Über Heinz-Haralds Rückkehr ins Team freuen wir uns sehr", erklärt Peter Sauber. "Er gehörte in der Sportwagen-Ära zu unsern Junioren, debütierte mit uns in der Formel 1, und wir blieben auch nach dem Weggang am Ende der Saison 1996 immer in Kontakt. Von ihm dürfen wir zweifellos eine Menge wertvoller Beiträge zur Weiterentwicklung des Fahrzeugs erwarten. Dass er seinen natürlichen Speed nicht eingebüsst hat, erkannte jedermann auch während der beiden schwierigen Jahre mit Jordan, Prost und Arrows."