Willis über seine Aufgaben bei Red Bull

Geoff Willis ist bei Red Bull dafür zuständig, die genialen Ideen von Adrian Newey zuverlässig zu machen - Gratwanderung in der Entwicklung

(Motorsport-Total.com) - Seit ungefähr einem Jahr arbeitet Geoff Willis bei Red Bull wieder mit Adrian Newey zusammen. Die Aufgaben der beiden Herren sind klar verteilt: Newey beschäftigt sich unmittelbar mit dem Design und mit dem Entwickeln neuer Ideen, denen Willis dann den Feinschliff verpasst. Letzterer kümmert sich nämlich vordergründig um Zuverlässigkeit und Qualitätskontrolle.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoff Willis unterstützt bei Red Bull das schlampige Genie Adrian Newey

"Meine Aufgabe sind die Prozesse und die Art und Weise, wie wir ein Design freigeben", erklärte Willis gestern in Montréal. "Haben wir einen guten Prüfungsmechanismus? Verstehen wir, warum wir etwas designen und was wir designen und wie wir die Teile am besten ans Auto bekommen? Außerdem muss ich unsere Fehler verstehen und warum sie passieren, damit wir angemessene Lösungen dafür ausarbeiten können."#w1#

Aus Fehlern lernen

"Im Vorjahr dachten wir manchmal, einen Fehler im Griff zu haben, weil wir ihn rasch entdeckt hatten, aber wir hatten unsere Arbeit nicht gut genug gemacht, also trat der Fehler bald wieder auf. Wir hatten schlechte Prozesse. Auch wenn wir Entwicklungskomponenten brachten, bekamen wir die Probleme, die wir lösen wollten, nicht in den Griff, weil wir es nicht hinbrachten, das Auto genau so zu bauen, wie wir es eigentlich haben wollten", so der Brite.

"Es gibt drei oder vier Etappen: Die erste ist das Design, dann Kompetenz und Qualitätskontrolle, der Organisationsprozess, dass das am Auto landet, was man am Auto will, und die Gesamtkultur, dass Dinge einfach nicht wieder passieren. Es gibt für jeden Fehler einen Grund - und wenn man diesen Grund nicht versteht, kann man den Fehler nicht beheben und er wird unweigerlich wieder auftreten", gab der Ex-Honda-Mann zu Protokoll.

"Es ist meine Aufgabe, diese Kultur zu verändern, und im Moment sind wir einigermaßen zuverlässig. Ich muss den Ingenieuren in der Fabrik aber immer wieder sagen, dass die Zuverlässigkeit in den vergangenen Rennen nicht automatisch bedeutet, dass wir diese Woche auch zuverlässig sein werden. Wir müssen an allen Prozessen arbeiten. Das ist das Wichtigste", teilte Willis im Rahmen der FIA-Pressekonferenz mit.

Ein permanentes Thema

Die Zuverlässigkeit sei etwas, woran man ständig arbeiten muss: "Sobald man sich einmal zurücklehnt, tauchen sofort wieder Probleme auf", erklärte Willis, warum seine Aufgabe so wichtig ist. Eine schmale Gratwanderung sei aber auch die Teilung der Entwicklungsressourcen zwischen 2008 und 2009, denn nächstes Jahr kommt bekanntlich ein neues Reglement mit veränderter Aerodynamik, Slicks statt Rillenreifen und KERS.

"Wir befinden uns im Moment in der hässlichen Zone der Weltmeisterschaft, wo jede kleine Verbesserung einen oder zwei Punkte mehr bedeuten kann", spielte Willis auf das hart umkämpfte Mittelfeld an. "Wir müssen unsere Zeit so effizient wie möglich zwischen 2008 und 2009 teilen und versuchen, den knappen vierten Platz in einen abgesicherten vierten Platz umzuwandeln, ohne dass wir uns für nächstes Jahr bestrafen."