Willis: "Eine Menge Druck" lastete auf BAR-Honda

BAR-Honda hätte sich mit den Erfolgen von 2004 nicht mehr länger Zeit lassen dürfen, gab der Technische Direktor Geoff Willis nun zu

(Motorsport-Total.com) - 1999 war British American Racing - damals mit ausrangierten Renault-Motoren unter dem Label Supertecs - in die Formel 1 gekommen. Die Ansage lautete: "Wir wollen gleich das erste Rennen gewinnen." Bis heute ist es dazu nicht gekommen, 2004 konnte die bisherige Erfolglosigkeit aber zumindest weitestgehend abgeschüttelt werden.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoff Willis zeigt den Weg - seit er bei BAR-Honda ist, geht es stark aufwärts...

Die hohen Erwartungen der Teameigentümer von 'British American Tobacco' kulminierten vor rund einem Jahr in einem gigantischen Erfolgsdruck, zumal sich auch Honda kein weiteres Jahr auf dem Abstellgleis erlauben konnte. Der japanische Automobilkonzern hatte sich Ende 2002 gegen Jordan entschieden und setzte fortan exklusiv auf BAR. In der vergangenen Saison konnten die angestrebten Resultate schließlich erstmals annähernd umgesetzt werden.#w1#

Willis leitet seit 2002 die gesamte Technikabteilung

Als Hauptverantwortlicher für die Wende bei BAR-Honda wird in der Regel der inzwischen schon wieder entmachtete Ex-Teamchef David Richards genannt, doch auch Geoff Willis hat einen großen Anteil am Umschwung. Der gelernte Aerodynamiker kam im März 2002 von Williams als Technischer Direktor nach Brackley und schaffte es binnen zwei Jahren, die Struktur so zu modernisieren, dass die Leistungen auf der Strecke merklich besser wurden.

Einfach sei dies jedoch keineswegs gewesen, erklärte er nun gegenüber 'ITV': "Da war eine Menge Druck. Als wir uns bei meiner Ankunft im Team zusammengesetzt haben, um die Probleme zu besprechen, war klar, dass wir nicht viel Zeit haben würden. Wir mussten den Motorenvertrag verlängern und gleichzeitig 'BAT' bei Laune halten. Spätestens 2004 würde sich Erfolg einstellen müssen, das war uns bewusst."

Auf diesem Weg ging BAR einige Risiken ein: Jacques Villeneuve wurde durch Takuma Sato ersetzt und Jenson Button zur neuen Führungspersönlichkeit hochstilisiert, technisch setzte man mit dem Kohlefaser-Getriebe auf ein äußerst waghalsiges Konzept und auch Honda legte beim Motor noch einmal ordentlich nach. Hinzu entsorgte Richards' Managementfirma 'Prodrive' die letzten strukturellen Altlasten aus Pollock-Zeiten. Nicht zu vergessen der Wechsel zu Michelin...

"Ich glaube, unser Auto war ganz einfach besser"

Am Ende schaute dabei der sensationelle zweite Platz in der Konstrukteurs-WM heraus - geschlagen nur von Ferrari, aber vor stärker eingeschätzten Konkurrenten wie Renault, BMW-Williams oder McLaren-Mercedes. Willis: "Ich glaube, unser Auto war ganz einfach besser als ihre Fahrzeuge. McLaren und Williams waren ein paar Mal schneller als wir, aber sie hatten nie die Konstanz vom Speed her. Dass es manchmal nicht geklappt hat, war vielleicht unser Erfahrungsmangel."

Schwierig sei vor allem die Umstellung auf Michelin-Reifen gewesen, weil man mit den französischen Pneus auf keine Datenbanken vergangener Jahre zurückgreifen konnte. Der Einsatz eines dritten Fahrzeugs an den Freitagen hat dieses Handicap zwar geschmälert, aber nicht komplett eliminiert. So erklärt sich Willis auch, dass seinem Team bei einigen Gelegenheiten das letzte Quäntchen gefehlt hat, um endlich auch den ersten Sieg zu feiern.

Monaco sei "einfach unglücklich" gewesen, erklärte er, "in Indianapolis haben wir einen Fehler gemacht", wobei es trotzdem zum ersten Podestplatz für Takuma Sato reichte. Aber: "Am frustrierendsten war Brasilien, denn nach der ersten Runde lag Jenson noch vor Montoya und Räikkönen, aber dann hatte er den Motorschaden. Im Nachhinein betrachtet hätten wir den Motor vor dem Wochenende wechseln sollen", so der 44-Jährige abschließend.